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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tschüss.«
    Er legte auf und sah in die Runde. Nach zwei, drei Sekunden des Schweigens, während denen er nicht wusste, wie er anfangen sollte, zeigte sich Häberle ungeduldig: »Und, dürfen wir uns auch an der Verwunderung beteiligen?«
    »Ihr werdet’s nicht glauben, aber der Kollege in Neustrelitz hat gesagt, Mariotti sei heut in den frühen Morgenstunden aus dem Peetschsee gezogen worden. Tot. Vermutlich erwürgt.«
    Schweigen im Saal.
    »In einem See?«, staunte Häberle und zog ein ungläubiges Gesicht.
    Der Beamte, der telefoniert hatte, griff zu seinen Notizen und buchstabierte den Namen des Sees, den keiner im Raum jemals gehört hatte. »Versenkt mit einem Stein«, fügte er an. »Wie bei uns.«
    »Da haut’s dir’s Blech weg«, kommentierte Linkohr, wie er dies im Zustand allergrößten Erstaunens zu tun pflegte.
    »Puh!«, entfuhr es Häberle, doch er kam nicht dazu, mehr zu sagen.
    Denn das war noch nicht alles, was der Kollege erfahren hatte: »Es kommt noch dicker. Dieser Mariotti hat eine Zweitwohnung in Leipzig – zu ihr gehört diese Nummer, die wir auch haben. Und die Wohnung ist in der Nacht zum Sonntag vollständig ausgebrannt. Mit Sicherheit Brandstiftung, meinen die Kollegen. Mit irgendeiner Nitrolösung angezündet, mithilfe einer Schaltuhr.«
    Den Kriminalisten verschlug es endgültig die Sprache.
     
    *
    Taler war noch auf dem Flur des Firmengebäudes mit Feucht zusammengetroffen. Sie wechselten ein paar belanglose Worte und Taler sah sich veranlasst, den Grund seiner Anwesenheit zu nennen. Er erklärte, dass Bodling ihn beauftragt habe, hausintern einige Recherchen anzustellen, um sich über dieses oder jenes Klarheit verschaffen zu können, noch ehe sich möglicherweise die Kriminalpolizei für Ungereimtes – falls es dies überhaupt gab – interessieren würde. Ohne sich auf ein längeres Gespräch einzulassen, verschwand Taler im Treppenhaus nach unten.
    Feucht ging nicht, wie üblich, am Sekretariat des Chefs vorbei, sondern zog sich sofort in sein Büro zurück. Er wollte ein Telefonat führen – und zwar nicht vom Festnetz der Firma aus, sondern mit seinem Handy. Man konnte nie wissen, welche Bezüge die Kriminalpolizei irgendwann herstellen und dann daraus womöglich völlig falsche Schlüsse ziehen würde. Er wählte eine Nummer, die er im Internet recherchiert hatte. Nach wenigen Augenblicken hörte er eine Dame mit sächsischem Akzent, worauf Feucht ordnungsgemäß seinen Namen nannte und die Bitte äußerte, mit Frau Vogelsang-Klarsfeld verbunden zu werden. Er hatte sich in seinem Notizbuch vergewissert, dass er den Namen richtig in Erinnerung hatte. Mit Doppelnamen tat er sich ebenso schwer wie mit den Trägerinnen eines solchen.
    »Einen Moment, bitte«, flötete die Frauenstimme, worauf klassische Musik ertönte und er nacheinander in mehreren Sprachen um Geduld gebeten wurde.
    Nach zwei Minuten, während denen Feucht mit den Fingern auf die Tischplatte getrommelt hatte, meldete sich eine forsche Frauenstimme. »Ja, hallo.«
    »Hier Feucht, Albwerk Geislingen, guten Tag, Frau Vogelsang-Klarsfeld«, sagte er so seriös, wie er es nur klingen lassen konnte.
    »Feucht, ja, Feucht, ich erinnere mich. Guten Tag.«
    Es herrschte Stille in der Leitung und keine weitere Höflichkeitsfloskel folgte – nur ein Abwarten auf das, was kommen würde. Typisches Managergetue, dachte Feucht, das sollte wohl einschüchternd wirken.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Zeit in Anspruch nehme«, fasste er sich ein Herz, obwohl er in solchen Fällen nie verlegen war. Aber wenn er es mit weiblichen Managern zu tun hatte, verspürte er eine innere Sperre. Ein einziges falsches Wort, so warnte er sich selbst, und die Damen fühlten sich in ihrer Ehre verletzt und schalteten auf Durchzug. Das mochte auch ein Stück weit Selbstschutz sein, ganz gewiss aber Unsicherheit im Umgang mit männlichen Managern. So gesehen war jedes Aufeinandertreffen, egal ob persönlich oder am Telefon, zunächst nur ein gegenseitiges Beschnuppern.
    »Wir haben da ein kleines Problem, was unsere geschäftlichen Kontakte anbelangt«, machte Feucht vorsichtig weiter und hätte sich angesichts dieser Formulierung bereits ohrfeigen können. Wieso musste er denn die geschäftlichen Beziehungen ausdrücklich betonen? Sie hatten bei Gott gar keine anderen gehabt.
    Er zögerte kurz, entschied sich aber, gleich zur Sache zu kommen: »Soweit ich weiß, hat unser Herr Büttner Kontakt mit Ihnen gehabt.«
    Nach einer kleinen

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