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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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– der Parkschein, den wir am See gefunden haben. Mirow, der Parkschein«, wiederholte der Beamte immer wieder aufgeregt.«
    »Ja, natürlich«, bekräftigte ein anderer, worauf sich allgemeine Begeisterung erhob.
    Häberle konnte sich jetzt ebenfalls entsinnen. »Moment, liebe Kollegen«, verschaffte sich der Wortführer wieder Gehör. »Das mag zwar ein wichtiger Schritt sein, aber möglicherweise ist die Freude verfrüht. In Mirow meldet sich auch niemand. Wie heiß der Knabe noch mal?«, hakte er nach.
    »Mariotti, Henry Mariotti«, bekam er zur Antwort.
    »Dann probieren wir’s doch mal bei den dortigen Kollegen. Welche Dienststelle ist für dieses Mirow zuständig?«
    »Haben wir schon gecheckt – Neustrelitz«, kam eine Stimme aus der Reihe der Kollegen. »Ich habe die Nummer.«
    »Und? Rufen wir doch die Ossiländer mal an«, empfahl Häberle grinsend.
    »War gerade dabei«, erwiderte der Angesprochene und griff wieder zum Hörer. Unterdessen wandten sich seine Kollegen einer weiteren Nummer zu.
    »Die hier gehört der Firma Estromag Magdeburg.«
    »Estromag«, knurrte Häberle, »das ist doch eine von den ganz Großen.«
    »Ja, eine von den ganz Großen – und wir haben da sogar eine Durchwahlnummer direkt in die Vorstandsetage. Dort führt eine Frau das Regiment.«
    »Ach«, staunte Häberle, »eine Frau? Doch nicht etwa ein Fall für den Kollegen Linkohr?«
    Lautes Lachen erfüllte den Raum, während Linkohr die Bemerkung ignorierte. Seine Gedanken waren sowieso gerade abgeschweift. Denn obwohl er sich derzeit auf kein neues Abenteuer einlassen wollte, war da doch eine Frau, die ihm seit Samstag nicht mehr aus dem Kopf ging. Allerdings hatte sie ihn mit den Geheimnissen der Vollwert- und Naturkost vollgelabert; etwas, das ihm nicht so sehr lag, auch wenn sie ihn mit ihren heißen Blicken und ihrer aufregenden Figur völlig verrückt machen konnte. Aber immer nur Vollwertkost, diese Körnchen, dieser Brei und dieses Gemüse – nein, das würde er auf die Dauer vermutlich nicht durchhalten. Außerdem war sie Lehrerin und er hatte bei ihrem Rendezvous am Sonntag den Eindruck gewonnen, als wolle sie versuchen, ihn mit allerlei pädagogischen Tricks in ihre Richtung zu erziehen, was ihm ganz und gar nicht behagte. Ihn wunderte ohnehin, dass sie als Lehrerin überhaupt in der Lage war, ihre pädagogischen Fähigkeiten auszuspielen, hatte er doch gehört, dass dies manchen Lehrern nicht einmal bei den Grundschülern gelang.
    »Sie heißt Vogelsang-Klarsfeld«, sagte der ermittelnde Kollege. »Sie ist dort die Vorstandsvorsitzende.«
    »Vogelsang – was?«, spottete Häberle, der sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass sich hinter solchen Doppelnamen meist kratzbürstige Emanzen verbargen.
    »Vogelsang-Klarsfeld. Verena mit Vornamen«, wiederholte der Kollege mit einem Unterton, der an Häberles Gedanken anzuknüpfen schien. »Wir haben noch nicht mit ihr gesprochen, sondern uns nur von der arroganten Vorzimmerdame ihren Namen sagen lassen.«
    »Hoffentlich habt ihr ihn euch buchstabieren lassen, nicht dass er falsch im Protokoll auftaucht und wir mächtigen Ärger kriegen«, witzelte ein anderer und fügte mit Blick auf Häberle hinzu: »Vielleicht wäre sie ja mal wieder eine Dienstreise wert.«
    Immerhin hatte der Chef schon einige Male dienstliche Alleingänge unternommen und war in halb Europa umherkutschiert – zwar meist mit dem Segen seiner Vorgesetzten, manchmal aber auch hart an der Grenze der Legalität oder fast schon drüber. Den Kollegen fielen auf Anhieb seine Abstecher in die Slowakei, nach Südfrankreich, Südtirol oder Lugano ein.
    »Ruhe«, verschaffte sich der telefonierende Beamte die nötige Stille, um seinen Gesprächspartner besser verstehen zu können. »Ruhe, bitte.« Er hob die linke Hand, um diese Forderung zu unterstreichen.
    »Was sagen Sie da?«, fragte er in den Hörer zurück, was sofort die Aufmerksamkeit der anderen erregte. »Das kann doch nicht sein – und Sie sind sich absolut sicher? Der Herr Mariotti? Und wann?« Er lauschte, sodass auch die anderen Kollegen vollends verstummten, als wollten sie mithören, was der Polizeibeamte am anderen Ende der Leitung zu berichten hatte. »Das ist ja ein Ding«, entfuhr es dem Kriminalisten. »Und da bestehen keinerlei Zweifel? Okay, ja.« Er hörte noch einmal angestrengt zu. »Ja, wir schicken einen Bericht, am besten per Fax oder Mail. Machen wir. Halten Sie uns bitte auf dem Laufenden. Wir bleiben in Kontakt.

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