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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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würde mit ziemlicher Sicherheit meinen Mund berühren. Und was gab ich schon darauf, dass die Ärzte behaupteten, es sei unmöglich, sich bei Sekundärkontakten die Syphilis zu holen. Eine syphilitische Sprechmuschel ist und bleibt eine syphilitische Sprechmuschel, und niemand würde mich je dazu bringen, sie auch nur in die Nähe meiner Lippen zu bringen. Vielen Dank. Nicht einmal betreten würde ich seine Hütte.
     
Ich stand in der flimmernden Nachmittagshitze und betrachtete den Araber mit seinem grässlich entstellten Gesicht, und der Araber erwiderte meinen Blick so kühl und ungerührt, wie man es sich nur vorstellen kann.
     
«Sie möchten selbst telefonieren? », fragte er.
     
«Nein», sagte ich. «Können Sie englisch lesen? »
     
«Oh, ja. »
     
«Sehr gut. Ich werde Ihnen den Namen der Vertretung und die Marke dieses Wagens aufschreiben, und auch meinen Namen. Man kennt mich dort. Sie erzählen den Leuten in Kairo dann, was ich brauche. Und hören Sie... sagen Sie ihnen, sie sollen sofort auf meine Kosten einen Wagen losschicken. Ich komme für alle Unkosten auf. Und wenn sie es nicht tun wollen, dann sagen Sie ihnen, sie müssen den Keilriemen unbedingt rechtzeitig nach Ismailia schaffen, damit sie das Postauto noch erreichen. Verstehen Sie? »
     
«Kein Problem», sagte der Araber.
     
Also schrieb ich alles Nötige auf ein Blatt Papier und gab es ihm. Er ging mit seinen langsamen Stampfschritten zur Bude und verschwand darin. Ich schloss die Kühlerhaube des Wagens. Dann stieg ich wieder ein, setzte mich hinter das Steuer und dachte nach.
     
Ich goss mir noch einen Whisky ein und steckte mir eine Zigarette an. Es musste doch irgendwelchen Verkehr auf dieser Straße geben. Irgend jemand würde doch sicher vor Einbruch der Nacht hier vorbeikommen. Aber würde mir das etwas nützen? Nein - wenn ich nicht bereit war, per Anhalter zu fahren und den Lagonda und mein ganzes Gepäck der gnädigen Obhut dieses Arabers zu überlassen! Und war ich dazu bereit? Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich ja. Aber falls ich gezwungen war, die Nacht über dazubleiben, würde ich mich im Auto einschließen und versuchen, solange wie möglich wach zu bleiben. Auf keinen Fall würde ich auch nur einen Fuß in den Schuppen setzen, in dem diese Kreatur hauste. Erst recht nicht würde ich sein Essen anrühren. Ich hatte Whisky und Wasser, eine halbe Wassermelone und eine Tafel Schokolade. Das reichte.
     
Die Hitze war ziemlich schlimm. Das Thermometer im Wagen zeigte immer noch gut 40 Grad. Draußen in der Sonne war es noch heißer. Der Schweiß floss mir in Strömen. Mein Gott, ausgerechnet hier eine Panne! Und ausgerechnet diese Gesellschaft!
     
Etwa nach einer Viertelstunde kam der Araber wieder aus der Hütte. Ich beobachtete jeden seiner Schritte.
     
«Ich habe mit der Werkstatt in Kairo gesprochen», sagte er und schob sein Gesicht durch das Wagenfenster. «Keilriemen kommt morgen mit dem Postauto. Alles geregelt. »
     
«Haben Sie gefragt, ob man nicht sofort jemanden schicken kann? »
     
«Sie sagten, unmöglich», antwortete er.
     
«Haben Sie auch bestimmt gefragt? »
     
Er neigte den Kopf zur Seite und bedachte mich wieder mit diesem verschlagenen, unverschämten Grinsen. Ich wandte mich ab und wartete, dass er ging. Erblieb stehen, wo er war. «Wir haben Gästehaus», sagte er. «Sie können da schlafen sehr gut. Meine Frau wird Essen machen, aber Sie müssen bezahlen. »
     
«Wer ist außer Ihnen und Ihrer Frau noch hier? »
     
«Noch ein Mann», sagte er und wies mit einer Handbewegung in Richtung der drei Buden auf der anderen Straßenseite. Ich drehte mich um und sah in der Türöffnung der mittleren Baracke einen Mann stehen, einen kleinen, dicken Mann, der schmutzige Khakihosen und ein schmutziges Hemd anhatte. Er stand völlig bewegungslos im Schatten der Türöffnung, seine Arme hingen baumelnd herab. Er blickte zu mir herüber.
     
«Wer ist das? », fragte ich.
     
«Saleh. »
     
«Was macht er hier? »
     
«Er hilft. »
     
«Ich werde im Wagen schlafen», sagte ich. «Und es ist nicht nötig, dass Ihre Frau mir Essen macht. Ich habe selbst etwas. » Der Araber zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und ging wieder auf den Schuppen mit dem Telefon zu. Ich blieb im Wagen. Was konnte ich sonst tun? Es war kurz nach halb drei. In drei oder vier Stunden würde es anfangen, ein bisschen kühler zu werden. Dann konnte ich mich ein bisschen umsehen, ob ich vielleicht ein paar Skorpione

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