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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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inmitten eines kleinen Flecks grüner Vegetation am unteren Hang des glühend heißen, kahlen gelben Berges stand! Es war phantastisch! Es kam geradewegs aus einem der Märchen Andersens oder der Brüder Grimm. Ich hatte in meinem Leben schon viele romantische Schlösser in den Tälern des Rheins und der Loire bewundert, aber noch nie zuvor hatte ich eines gesehen, das so bezaubernd, so anmutig, so märchenhaft war wie dieses! Das Grün war, wie ich bemerkte, als wir näher kamen, ein reizender Garten mit großen Rasenflächen und Dattelpalmen, und das Ganze war von einer hohen weißen Mauer umgeben, die die Wüste fernhielt.
     
«Gefällt es Ihnen? », fragte mein Gastgeber lächelnd.
     
«Es ist hinreißend», sagte ich. «Es ist, als hätte man alle Märchenschlösser der Welt in einem vereinigt. »
     
«Genau das ist es! », rief er. «Es ist ein Märchenschloss! Ich habe es eigens für meine Tochter gebaut, für meine wunderschöne Prinzessin. »
     
Und die wunderschöne Prinzessin wird in diesen Mauern von ihrem strengen und eifersüchtigen Vater, König Abdul Aziz, gefangengehalten, der sich weigert, ihr die Annehmlichkeiten männlicher Gesellschaft zu erlauben. Aber sieh nur, hier eilt Prinz Oswald Cornelius herbei, dich zu retten! Der König ahnt nichts davon, dass er die wunderschöne Prinzessin rauben und sie sehr glücklich machen wird.
     
«Sie müssen zugeben, dass es etwas Besonderes ist», sagte Mr. Aziz.
     
«Ja. »
     
«Außerdem ist es hübsch und intim. Ich schlafe sehr ruhig hier. Und die Prinzessin auch. Durch diese Fenster jedenfalls werden nachts keine unerwünschten jungen Männer einsteigen. »
     
«Sehr richtig», sagte ich.
     
«Früher war hier eine kleine Oase», fuhr er fort. «Ich kaufte sie der Regierung ab. Wir haben reichlich Wasser für das Haus, den Swimmingpool und die drei Morgen Garten. »
     
Wir fuhren durch das Haupttor, und ich muss sagen, es war wundervoll, plötzlich in ein Miniaturparadies aus grünen Rasenflächen, Blumenbeeten und hohen Palmen zu kommen. Alles machte einen sehr gepflegten Eindruck. Wassersprüher drehten sich auf den Rasenflächen. Als wir vor dem großen Portal des Hauses anhielten, stürzten sofort zwei Diener in blütensauberen Galauniformen und knallroten Fes heraus, um uns die Wagentüren zu öffnen. Zwei Diener? Aber wären auch zwei gekommen, wenn sie nicht zwei Leute erwartet hätten? Ich bezweifelte es. Es sah mehr und mehr so aus, als bewahrheitete sich meine seltsame kleine Theorie von der Kaperung des Dinnergastes. Es war alles sehr amüsant.
     
Mein Gastgeber führte mich durch den Haupteingang ins Haus. Sofort überkam mich dieses angenehme Frösteln, das man auf der Haut spürt, wenn man aus großer Hitze unvermittelt in einen klimatisierten Raum kommt. Ich stand in der Halle. Der Fußboden war aus grünem Marmor. Rechts von mir führte ein breiter Bogengang in einen großen Saal, und ich hatte den flüchtigen Eindruck von kühlen weißen Wänden, schönen Gemälden und hinreißenden Louis-quinze-Möbeln. Welch ein Ort, an dem ich mich da unversehens inmitten der Wüste Sinai wiederfand!
     
Eine Frau kam jetzt langsam die Treppe herabgeschritten. Mein Gastgeber hatte sich abgewandt, um mit den Dienern zu sprechen, und sah sie nicht sogleich. Als sie die unterste Stufe erreicht hatte, blieb sie stehen und ließ ihren nackten Arm wie eine weiße Anakonda auf das Treppengeländer gleiten. Und da stand sie nun und sah mich an, als wäre sie Königin Semiramis auf den Stufen Babylons und ich ein Bewerber, an dem sie vielleicht Geschmack finden würde - vielleicht aber auch nicht. Ihr Haar war blauschwarz, und sie hatte eine Figur, die mich veranlasste, mir die Lippen mit der Zunge zu befeuchten.
     
Als Mr. Aziz sich umdrehte und sie sah, sagte er: «Oh, Liebling, da bist du ja. Ich habe einen Gast mitgebracht. Sein Wagen versagte. An der Tankstelle. Welch ein Missgeschick! Ich bat ihn, mit herzukommen und über Nacht zu bleiben. Mr. Cornelius... meine Frau. »
     
«Wie reizend», sagte sie gelassen und trat auf mich zu. Ich ergriff ihre Hand und führte sie an meine Lippen. «Ihre Freundlichkeit überwältigt mich, Madame», murmelte ich. Von ihrer Hand stieg der Duft eines teuflischen Parfüms auf. Es war ein fast ausschließlich animalischer Duft. Die geheimnisvollen, erotisierenden Sekrete des Pottwals, des Moschushirsches und des Bibers vermischten sich in ihm, durchdringend und unsagbar aufreizend: sie dominierten über eine

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