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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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kurz zusammenfassen, denn erst nach Mitternacht passierte etwas wirklich Ungeheuerliches. Ein paar kurze Bemerkungen sollen genügen, um das, was sich bis dahin ereignete, zu schildern.
     
Um sieben Uhr verließen wir gemeinsam den Swimmingpool und begaben uns ins Haus, um uns zum Dinner umzukleiden.
     
Um acht Uhr versammelten wir uns im großen Salon, um noch einen Cocktail zu nehmen. Die beiden Damen waren fabelhaft zurechtgemacht und glitzerten vor Juwelen. Beide hatten tief dekolletierte, ärmellose Abendkleider an, die garantiert von irgendeinem großen Pariser Couturier stammten. Meine Gastgeberin trug Schwarz, ihre Tochter ein blasses Blau, und der Duft jenes berauschenden Parfüms war überall um sie zu spüren. Welch ein Paar! Die ältere hatte jene leicht nach vorn gewölbten Schultern, wie man sie nur bei den leidenschaftlichsten und erfahrensten Frauen antrifft. Genau wie eine große Reiterin vom ständigen Sitzen auf Pferderücken O-Beine bekommt, entwickelt eine der Leidenschaft ergebene Frau eigenartig gerundete Schultern, weil sie so oft Männer umarmt. Es handelt sich gewissermaßen um eine «beruflich bedingte» Deformierung - die edelste von allen.
     
Die Tochter war noch nicht alt genug, um sich dieses einzigartige Ehrenzeichen erworben zu haben, doch bei ihr genügte es, dass ich zurücktrat und die Form ihres Körpers unter dem engen Seidenkleid studierte und die hinreißenden, gleitenden Bewegungen ihrer Schenkel beobachtete, wenn sie sich durchs Zimmer bewegte. Auf ihrem halb entblößten Rücken konnte man eine feine Linie kleiner, zarter goldener Haare sehen, die das Rückgrat hinauflief, und als ich hinter ihr stand, konnte ich kaum der Versuchung widerstehen, mit den Knöcheln meiner Finger an dieser entzückenden Wirbelsäule auf und ab zu fahren.
     
Um halb neun begaben wir uns ins Speisezimmer. Das nun folgende Dinner war in der Tat auserlesen köstlich, doch ich werde hier keine Zeile damit vergeuden, die Speisen oder die Weine zu beschreiben. Während der Mahlzeit fuhr ich fort, ganz behutsam und listig die Gefühle und Empfindungen der beiden Frauen zum Schwingen zu bringen, und ich wandte dabei alle meine Fähigkeiten an. Als das Dessert hereingetragen wurde, schmolzen sie vor meinen Blicken dahin wie Butter an der Sonne.
     
Nach dem Dinner gingen wir wieder in den Salon, wo Kaffee und Cognac warteten, und spielten dann, einem Vorschlag des Gastgebers folgend, einige Partien Bridge.
     
Gegen Ende des Abends war ich mir sicher, dass ich gute Arbeit geleistet hatte. Die alte Magie hatte mich nicht im Stich gelassen. Beide Damen brannten darauf, meinem nächsten Wink Folge zu leisten - falls die Umstände es erlauben sollten. Darin täuschte ich mich ganz gewiss nicht. Es war eine unübersehbare Tatsache - man hätte schon blind sein müssen, um es nicht zu bemerken. Das Gesicht meiner Gastgeberin strahlte vor Erregung, und wenn sie mir über den Kartentisch hinweg einen Blick zuwarf, wurden diese riesigen Samtaugen größer und größer, die Nasenflügel weiteten sich, und der Mund öffnete sich leicht, um zwischen den Zähnen die Spitze einer feuchten, rosa Zunge freizugeben. Es war ein herrlich lasziver Anblick, und mehr als einmal brachte er mich beim Kartenspiel ganz aus dem Konzept. Die Tochter war weniger mutig, doch ebenso direkt. Jedes Mal, wenn sich unsere Augen begegneten, und das war oft genug, hob sie eine Winzigkeit die Brauen, als stelle sie eine Frage. Und dann lächelte sie ein kurzes, schlaues kleines Lächeln, als beantworte sie sich die Frage selbst.
     
Mr. Aziz blickte auf seine Uhr. «Ich denke, es ist Zeit, dass wir alle zu Bett gehen», sagte er. «Es ist nach elf. Wie ist es, meine Lieben? »
     
Und da passierte etwas Eigenartiges. Sogleich, ohne auch nur im geringsten zu zögern und ohne einen weiteren Blick in meine Richtung zu werfen, standen beide Damen auf und schritten zur Tür! Es war schon erstaunlich, und ich war völlig verblüfft. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es war die schnellste Reaktion, die ich je gesehen hatte. Und dabei hatte man nicht etwa das Gefühl, dass Mr. Aziz hier ein Machtwort gesprochen hatte. Seine Stimme hatte, für mich jedenfalls, freundlich wie immer geklungen. Aber jetzt schaltete er auch bereits das Licht aus und bedeutete mir damit unmissverständlich, mich ebenfalls zurückzuziehen. Welch eine Enttäuschung! Ich hatte zumindest damit gerechnet, dass mir entweder die Ehefrau oder die Tochter noch

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