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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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Sie es nicht, aber unter den Leuten, die ein sehr teures Automobil besitzen, besteht so etwas wie eine enge Brüderschaft. Sie respektieren sich automatisch, und der Grund, weshalb sie sich respektieren, liegt ganz einfach darin, dass Reichtum stets Reichtum respektiert. Tatsache ist, dass es niemanden auf der Welt gibt, den ein sehr reicher Mensch mehr respektiert als einen anderen sehr reichen Menschen - weshalb sie einander ständig suchen, wohin sie auch reisen. Sie benutzen alle möglichen Erkennungssignale. Bei den Frauen ist das Tragen großer Juwelen vielleicht das am stärksten verbreitete Erkennungszeichen. Aber auch das teure Automobil gilt als ein solches, und zwar bei beiden Geschlechtern. Es ist ein reisendes Plakat, eine öffentliche Deklaration des Überflusses, und als solche ist es zugleich eine Mitgliedskarte für jenen exklusiven, inoffiziellen Klub der «Gewerkschaft der Sehr-Reichen-Leute». Ich selbst bin schon seit langer Zeit Mitglied und hoch erfreut darüber. Wenn ich einem anderen Mitglied begegne, wie es nun gleich der Fall sein würde, spüre ich sofort einen Funken überspringen: ich respektiere den anderen. Wir sprechen die gleiche Sprache. Er ist einer von uns. Ich hatte also guten Grund, außer mir vor Freude zu sein.
     
Der Fahrer des Rolls-Royce stieg aus und kam auf mich zu. Es war ein kleiner dunkelhaariger Mann mit olivfarbener Haut, und er trug einen makellosen weißen Leinenanzug. Wahrscheinlich ein Syrer, dachte ich. Vielleicht aber auch ein Grieche. In der Hitze dieses Tages wirkte er so kühl und frisch wie nur denkbar.
     
«Guten Tag», sagte er. «Haben Sie Ärger? »
     
Ich begrüßte ihn. Dann erzählte ich ihm nach und nach alles, was passiert war.
     
«Mein lieber Freund», sagte er in perfektem Englisch. «Aber mein lieber Freund, wie überaus betrüblich. Welch ein schreckliches Missgeschick. Das ist hier wirklich kein Ort, wo man sich gern festgehalten sieht. »
     
«Nein, nicht wahr? »
     
«Und Sie sagen, ein neuer Keilriemen ist ganz bestimmt unterwegs hierher? »
     
«Ja», antwortete ich, «wenn man sich auf den Besitzer dieses Etablissements verlassen kann. »
     
Der Araber, der aus seinem Schuppen herausgetreten war, noch ehe der RollsRoyce zum Stehen gekommen war, gesellte sich nun zu uns, und der Fremde verhörte ihn schnell auf arabisch über die Schritte, die er für mich unternommen hatte. Ich hatte den Eindruck, die beiden kannten sich recht gut, und es war eindeutig, dass der Araber vor dem Neuankömmling in Ehrfurcht erstarrte. Er kroch in seiner Gegenwart sozusagen am Boden.
     
«Also... das scheint in Ordnung zu sein», sagte der Fremde schließlich und wandte sich wieder mir zu. «Aber offenkundig kommen Sie hier vor morgen früh nicht weg. Wohin wollten Sie? »
     
«Nach Jerusalem», sagte ich. «Und der Gedanke, die Nacht an diesem verdammten Ort hier zu verbringen, ist mir nicht eben angenehm. »
     
«Das will ich meinen, mein lieber Herr. Das stelle ich mir in der Tat äußerst unbehaglich vor. » Er lächelte mir zu. Seine Zähne waren ungewöhnlich weiß. Dann nahm er ein Etui heraus und bot mir eine Zigarette an. Das Etui war aus Gold, und die beiden Außenseiten schmückten zwei diagonal verlaufende grüne Jadestreifen. Wirklich, ein wunderschöner Gegenstand. Ich akzeptierte die Zigarette, und er gab mir Feuer. Dann steckte er sich selbst eine an.
     
Der Fremde machte einen langen, tiefen Zug. Dann legte er den Kopf nach hinten und blies den Rauch nach oben in die Sonne. «Wir werden beide einen Hitzschlag bekommen, wenn wir hier noch lange herumstehen», sagte er. «Erlauben Sie, dass ich einen Vorschlag mache? »
     
«Aber selbstverständlich. »
     
«Ich hoffe wirklich, Sie werden ihn nicht vermessen finden, da er von einem völlig Fremden kommt... »
     
«Aber ich bitte Sie... »
     
«Sie können hier nicht gut bleiben, und deshalb würde ich vorschlagen, dass Sie mit zurückkommen und die Nacht als Gast in meinem Haus verbringen. »
     
Da! Der Rolls-Royce lächelte meinem Lagonda zu - lächelte ihm zu, wie er niemals einem Ford oder einem Morris zugelächelt hätte!
     
«Sie meinen, in Ismailia? », fragte ich.
     
«Nein, nein», antwortete er lachend. «Ich wohne sozusagen um die Ecke, dort drüben. » Er deutete mit der Hand in die Richtung, aus der er gekommen war.
     
«Aber Sie wollten doch bestimmt nach Ismailia? Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ihre Pläne ändern. »
     
«Ich wollte ganz und gar

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