Kuss der Ewigkeit
ließ meinen Körper schmerzhaft und steif werden. Mein Verstand fühlte sich an, als triebe er in warmem Wasser.
Schnee knirschte unter schweren Stiefeln, und ich riss die Augen auf. Sofort bereute ich es, da mein Magen erneut rebellierte. Da ich nichts mehr in mir hatte, hustete ich nur, fühlte mich dadurch aber nicht besser. Wer auch immer hinter mir war, zögerte. Bitte lass es einen Penner sein! Ich stieß mich ab und konzentrierte mich darauf, das statische Rauschen in meinem Gehirn zu ignorieren.
Knapp zwei Meter von mir entfernt stand ein breit gebauter Mann in einem Mantel, der schon bessere Tage gesehen hatte. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, während er mich musterte. Beiläufig tippte er sich an den Kopf, als lüfte er einen imaginären Hut.
Wolfsgestank stieg mir in die Nase.
Ein weiterer Jäger? Ich war dermaßen in Schwierigkeiten! Denk nach! Meine Hand glitt über die Tür hinter mir, doch es gab keinen Griff. Verdammt, lass dir etwas einfallen! Doch aus dem Sirup, durch den sich mein Gehirn quälte, stiegen keine schlauen Pläne hervor.
» Ein streunender Dyre?« Sein Tonfall machte offensichtlich, dass das keine Frage war.
Yeah, ein streunender Dyre. Der Erbe des Torin, der zukünftige Anführer meines Clans, abgehauen, um sich unter den Menschen zu verstecken.
» Schwer zu glauben, was?« Ich wollte draufgängerisch wirken, doch die Worte kamen lallend heraus. Ich schluckte. Scheiße.
Sein schiefes Grinsen wurde breiter. » Ich nehme an, du bist schuld daran, dass sich meine Stadt mit Jägern füllt? So viel Aufwand für so eine kleine Katze.«
Seine Stadt? Kein Jäger. Ein Streuner? Nein. Wir Streuner mieden einander.
Er schlich vorwärts, und ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Dieser Streuner ganz offensichtlich nicht.
» Bleib mir vom Leib!«
Er hörte nicht auf mich.
Ich holte aus und traf ihn mit der Faust an der Schulter. Er ächzte, doch ich hatte keinen harten Treffer gelandet. Bevor ich noch einmal ausholen konnte, landete seine Faust in meinem Bauch. Die Welt drehte sich, und ich klappte keuchend zusammen. Ich bekam nicht genug Luft, und während ich versuchte, etwas davon in meine Lungen zu saugen, packte er mich am Handgelenk und riss mich hoch.
Ich stolperte, täuschte ein zweites Stolpern vor, machte so einen Satz vorwärts und warf mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn. Das hatte der Streuner nicht erwartet. Ich drehte mein Handgelenk aus seinem Griff, doch er bekam mich sofort am Mantelkragen zu fassen. Ich wand mich heraus und zog die Arme aus den Ärmeln, während ich mich duckte.
Verdammt, und dabei hatte ich diesen Mantel wirklich gemocht.
Schlitternd wich ich zur Seite, dabei landete mein Fuß unglücklich an der Stufe der Türschwelle, und ich stürzte in eine Schneewehe. Meine Reaktionsfähigkeit war zu langsam, um den Sturz abzufangen, und ich knallte mit dem Kopf gegen die Backsteinmauer. Grauer Nebel trübte meine ohnehin bereits unklare Sicht noch mehr.
Große Hände rissen mich aus dem Schnee. Wild trat ich um mich, doch mein Fuß traf nur ins Leere. Vom erfolglosen Tritt aus dem Gleichgewicht gebracht prallte ich gegen die Mauer. Der Streuner bekam die Vorderseite meines Trägertops zu fassen, krallte die Faust in den Stoff und zog mich nach vorn. Der undeutliche Umriss seiner Schultern füllte mein Blickfeld aus.
» Danke für den Tanz, Schätzchen.« Er zog etwas Glänzendes aus der Tasche.
In Panik wand ich mich, und der dünne Stoff meines Tops zerriss unter seinem Griff. Panisch versuchte ich davonzulaufen, doch die Droge in meinem Kreislauf ließ die Straße sich aufbäumen, und wieder fiel ich gegen die Mauer und schrammte hart mit der Wange an den Ziegelsteinen entlang.
Eine große Hand schlug mir heftig zwischen die Schulterblätter und nagelte mich an die Wand. Mit der anderen Hand drehte er mir den Arm auf den Rücken, und eine kalte Kette schnappte um mein linkes Handgelenk zu. Mein Arm wurde taub.
Ich schrie und wand mich heftig in seinem Griff. Er packte meinen Arm härter und riss ihn hoch, bis ich aufschrie.
Einen Arm hatte ich immer noch frei. Eine Chance übrig. Ich schraubte meine Aufmerksamkeit nach innen. Alles, was ich brauchte, war ein wenig Energie und gebündelte Konzentration– ich wollte mich nicht vollständig verwandeln. Das hier hatte ich erst zweimal getan, und nur einmal davon absichtlich. Ich ließ Energie in meine freie Hand strömen. Schmerz keimte in meiner Handfläche auf und
Weitere Kostenlose Bücher