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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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breitete sich zu meinen Fingerknöcheln hin aus. Die Gelenke bogen sich knackend in entgegengesetzte Richtung. Blut strömte meine Finger entlang, als die Haut an den Fingerspitzen aufplatzte und meine Krallen herausfuhren.
    Ich hatte nur einen einzigen Versuch.
    So schnell, wie mein drogenbenebeltes Gehirn es zuließ, schlug ich nach hinten und zog meinem Gegner die Krallen über den Oberschenkel. Stoff und Fleisch rissen auf. Der Streuner fluchte und stieß mich von sich. Ich wirbelte herum. Zwischen uns waren weniger als zwei Schritte Abstand, doch er griff nicht an. Stattdessen beäugte er mich argwöhnisch, eine Hand an den Oberschenkel gepresst. Eine dunkle Flüssigkeit sickerte durch seine Hose, jedoch nicht viel und nicht schnell. Ich hatte darauf abgezielt, Muskeln zu zerreißen, zumindest genug, um ihn langsamer zu machen, doch ich hatte ihm nur eine oberflächliche Wunde zugefügt.
    Mein linkes Handgelenk brannte. Ich musste die Kette von meiner Haut wegbekommen. Heftig zerrte ich an dem dünnen Metall, und er nutzte den Vorteil, dass ich abgelenkt war. Mit einem Satz nach vorn griff er nach mir. Ich hob die Krallen.
    Er zögerte.
    Eine Bewegung am Rand meines Sichtfelds machte mich auf einen Neuankömmling aufmerksam. Na toll, und das gerade, wo sich das Blatt zu wenden schien. Mit einem heftigen Schütteln streifte ich die Kette ab und schleuderte sie in die Schneewehe.
    Der Neuankömmling kam auf uns zu. Ich wirbelte herum, um mich ihm zu stellen, doch das erwies sich als verhängnisvoll, da meine Sicht erneut verschwamm. Der Streuner sah eindeutig seine Gelegenheit gekommen. Er rammte mir den Fuß gegen das Knie, und mit einem widerlichen Knacken, dem eine Welle von Schmerz folgte, ging ich zu Boden.
    Die Kombination aus Schmerz und Drogen war zu viel. Angestrengt versuchte ich, einen klaren Blick zu behalten, doch die Schwärze hinter meinen Augen wurde dichter. Mit jedem Herzschlag verlor ich wertvolle Sekunden. Die abgehackten Geräusche eines Kampfes, der um mich herum tobte, ergaben keinen Sinn.
    Eine Hand landete auf meiner Schulter, und ich schlug mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, zu. Meine Krallen gruben sich in Fleisch. Die Dunkelheit zog sich lange genug zurück, um zu erkennen, dass mich überraschte graue Augen eindringlich anstarrten.
    » Du bist nicht menschlich«, flüsterte der Fremde. Er roch nicht wie ein Gestaltwandler.
    Schwärze spülte erneut über mich hinweg, und diesmal ließ sie mich nicht wieder los.

KAPITEL 3
    D ie ausgebeulte Matratze unter mir roch nach Schimmel und Rattendreck. Ich rollte mich herum und blinzelte in die Dunkelheit. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Wo war ich? Bei den Davidsons? Nein, ich war weitergezogen und auf einen Zug in eine neue Stadt gesprungen. Haven. Erinnerungen brachen über mich herein: die Jäger, Bobby, die Party, mit Drogen betäubt, der Streuner. Der Fremde.
    Jäh richtete ich mich auf. Der Fremde auf der Straße– er war kein Jäger, und er wusste, dass ich nicht menschlich war. Wer war er– Retter oder Fänger?
    Ich musterte den mir unbekannten Raum. Es gab keine Fenster, nur vier Wände aus Beton und eine stabil aussehende Tür. Keine Möbel, keine Lampen, keine Menschen. Nicht gerade beruhigend. Wo zum Teufel war ich?
    Ein Gefühl des Verkehrtseins haftete an mir, mein Körper wirkte von mir abgelöst wie eine Marionette mit schlaffen Fäden. Wie lange war ich bewusstlos gewesen? Langsam bewegte ich meinen Arm und erkannte zum ersten Mal, dass ich mit einer Handschelle gefesselt war, die groß genug war, um als Anker für einen Frachtkahn zu dienen. Ich stieß mich von der nackten Matratze ab. Durch das Aufsetzen wurde mir schwindlig, und ich musste warten, bis meine Sicht wieder klar wurde. Mein Blick folgte der Kette zu der Stelle, wo sie im Betonfußboden verschwand.
    Also… der Fremde war eindeutig kein Retter.
    Ich zerrte, doch abgesehen davon, dass es einen Höllenlärm verursachte, geschah nichts. Wo bin ich? Ich ließ die Kette fallen. Im Fallen schrammte das raue Metall über meinen nackten Oberschenkel. Und wo zum Teufel sind meine Kleider? Der einzige Fetzen, den ich noch am Leib trug, war die gewebte Schnur meiner Halskette. Ich betastete einen der kleinen in Leder gehüllten Knochen, während ich mich weiter umsah. Nicht einmal meine Schuhe hatte man mir gelassen.
    Heftig kaute ich auf meiner Unterlippe. Hatte ich mich geirrt? War der Fremde ein Jäger gewesen? Irgendwie in der Lage, seinen Geruch zu

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