Kuss der Ewigkeit
den meinen, dann legte er mir die Hand aufs Knie, als Nächstes strichen seine Finger meinen Arm auf und ab, und schließlich streichelte er mir mit dem Daumen das Gesicht. Ich klopfte ihm auf die Finger und drückte mich tiefer in die Couch. Er war zu betrunken, um aufrecht zu sitzen, aber noch nicht betrunken genug, um umzukippen– wie lange noch, bis ich mich sicher verdrücken konnte? Verstohlen warf ich einen Blick auf Bryants Armbanduhr.
Als ich mich vorbeugte, um die digitalen Ziffern besser erkennen zu können, kam er mir entgegen und drückte seine Lippen auf meine. Überrumpelt stieß ich ihn von mir, doch davon ließ er sich nicht entmutigen.
» Kommst du mit zu mir, Kita?«
» Ich sollte jetzt lieber gehen.«
» Geh nicht. Trink noch einen letzten Drink.« Er sprang auf und schwankte zur Bar.
Noch eine Stunde. Ich musste mich nur noch eine Stunde lang verstecken. Also schlug ich die Beine übereinander und zog mir den Rand meiner Mütze tiefer ins Gesicht. Vielleicht wäre diese letzte Runde ja der Drink, der ihn zu Boden gehen ließ.
» Bitteschön!«, sagte Bryant, als er es sich wieder auf der Couch gemütlich machte, und reichte mir einen Becher. » Auf neue Freunde.«
Gehorsam stieß ich mit ihm an und nahm einen Schluck von dem fruchtigen Getränk. Bryant lehnte sich zurück und sah mir zu. Seine Schulter streifte meine, doch ansonsten blieb er respektvoll auf Abstand. Während ich an meinem Drink nippte, erzählte er mir eine lange, ausschweifende Geschichte, der ich nicht folgte. Vielleicht hatte ihm der Gang zur Bar gutgetan. Nüchterner war insofern gut, als dass er nicht länger versuchte, mich anzuschlabbern, aber es bedeutete auch, dass es für mich schwieriger werden würde, mich davonzustehlen.
Während er redete, ertappte ich mich dabei, dass ich in meinen Becher starrte und dabei zusah, wie das Licht in den Eiswürfeln spielte. Kleine funkelnde Farbkleckse gefangen in gefrorenem Glas.
» Hast du mir zugehört, Kita?«
Gewaltsam riss ich meine Aufmerksamkeit von den Eiswürfeln los und sah Bryant an. » Ist es hier drin wärmer geworden?«, fragte ich und rieb mit der Hand über den dünnen Stoff meines Trägertops.
Bryant lächelte mich nur an. Er legte mir den Arm um die Schultern. Sein Gewicht fühlte sich merkwürdig, aber nicht schlecht an, als er näher an mich heranrückte. Hatte er mich nicht gerade etwas gefragt? Ich versuchte, mich zu erinnern, doch Bryants Finger, die kleine Figuren auf mein Schlüsselbein zeichneten, lenkten mich ab.
Der Becher mit seinen schmelzenden Eiswürfeln glitt mir aus der Hand und fiel auf die Vorderseite meiner Jeans. Überrascht sprang ich auf. Der Raum drehte sich um mich und das nicht wegen der Lichter. Ich blinzelte. Eigentlich sollte Alkohol keine Wirkung auf mich haben, tat es aber irgendwie doch. Ich sah in Bryants Richtung, und sein Lächeln tanzte in meinem Blickfeld. Der Mund wurde mir trocken. Ich erwartete, dagegen ankämpfen zu müssen, mich in meine zweite Gestalt zu verwandeln, doch meine Katze blieb ruhig. Das verschärfte meine Angst nur noch.
Bryant reichte mir meinen Mantel, nahm meine Hand und verschränkte die Finger mit meinen. » Lass uns nach Hause gehen, Kita.«
Ich starrte auf meine Hand, auf unsere Haut, die sich berührte. Ich konnte es zwar sehen, aber ich konnte es nicht fühlen. Ich musste hier raus.
Heftig riss ich meinen Arm los und rannte, solange ich noch konnte. Die Menschen verschwammen, als ich an ihnen vorbeistürzte. Vor mir war die Tür, und dann war ich draußen im Schnee. Die Kälte fühlte sich gut an im Vergleich zu der fremdartigen Hitze, die durch meine Adern strömte und meinen Bauch aufwühlte. Ich wusste nicht, ob mir jemand folgte. In diesem Augenblick zählten die Jäger nicht, und Bryant zählte nicht. Alles, was zählte, war, vor dem Nebel davonzulaufen, der sich über meinen Verstand legte.
Ich rannte, bis mir die Knie nachgaben. Heißer Mageninhalt brannte mir in der Kehle. Ich würgte.
Ich schleppte mich von der Stelle fort, die ich besudelt hatte, und rang nach frischer Luft.
Die Lichter der Straßenlaternen zitterten und wurden zu unsicheren Sternen in meinem sich verdunkelnden Blickfeld. Ich lehnte mich an einen Türrahmen, schloss die Augen und versuchte auszublenden, wie die Gebäude um mich herum vor mir verschwammen. Ich zog meinen Mantel enger um mich, doch der schmelzende Schnee durchnässte mir bereits meine Jeans. Die bittere Kälte drang durch meine Kleidung und
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