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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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zurück? Oder war das die falsche Frage? Vielleicht musste ich wissen, was die Frauen in dieser Gegend gemeinsam hatten, das die Aufmerksamkeit des Einzelgängers erregte.
    » Das hier müsste es sein.« Gil deutete auf ein Gebäude auf der anderen Straßenseite im nächsten Block. Die dreistöckige Anlage sah ebenso heruntergekommen aus wie die, die wir gerade verlassen hatten.
    Wir traten auf die Straße, und der Wind drehte sich. Ich erstarrte und streckte den Arm aus, um Gil aufzuhalten.
    Mit hochgezogener Augenbraue drehte sie sich um. » Lass mich raten. Gestaltwandler, und vermutlich ein Jäger, hinter uns her?«
    Ich nickte, dann legte ich den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. Eindeutig männlich, und Wolf– was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Sein Geruch war schwach vertraut, doch ich konnte es nicht genau sagen. War er jemand, den ich aus Evans Erinnerungen her kannte? In der Hoffnung bessere Informationen zu bekommen, atmete ich erneut ein. Nichts. Verdammt, ich verlor die Witterung bereits wieder, aber der Windrichtung nach zu urteilen, befand er sich irgendwo in der Nähe des nächsten Tatorts auf der Liste, wo wir uns mit Nathanial und Bobby treffen sollten. Unauffällig sah ich mich um. Die Straße war leer, keine Spur von dem Jäger.
    Wo war er? Hatte er meine Witterung bereits aufgenommen? Eigentlich war es gar nicht meine Witterung, es war die von Evan. Wenn ich den Geruch des Jägers aus Evans Erinnerungen kannte, dann hatte vielleicht auch der Jäger Evans Geruch wiedererkannt und war weitergezogen. Ein netter Gedanke, doch darauf würde ich mich nicht verlassen.
    Zwischen dem Gebäude neben uns und dem, an dem wir gerade vorbeigekommen waren, verlief eine schmale Gasse. Ich machte kehrt und huschte hinein.
    Gil folgte mir und verzog leicht die Lippen. » Was machen wir da?«
    Ich deutete zur anderen Straßenseite hinüber. » Verstecken. Der Jäger ist windaufwärts von uns, aber wir können den Eingang des Gebäudes von hier sehen.« Ich behielt die Tatsache für mich, dass der widerlich süßliche Geruch von dem überquellenden Müllcontainer am Eingang der Gasse dabei half, meine Witterung zu überdecken. Angewidert rieb ich mir bei dem Gestank die Nase– jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um meinen guten, alten Geruchssinn zu verlieren. » Wenn Bobby und Nathanial eintreffen, gehst du zu ihnen.«
    Sie runzelte die Stirn, nickte aber. Jetzt mussten wir nur noch warten. Ich lehnte mich an die Backsteinmauer, die Hände in den Manteltaschen.
    Die neben dem Container gestapelten Müllsäcke raschelten. Gil zog eine Grimasse und drückte sich an die gegenüberliegende Wand. Ich schenkte dem Rascheln keine Beachtung. Ich war schon mehr als einmal verzweifelt genug gewesen, um als Katze im Müll nach Nahrung zu suchen.
    Der oberste Müllsack purzelte vom Stapel, gefolgt von zwei weiteren. Okay. Das war ungewöhnlicher.
    Ich stieß mich von der Wand ab, als ein Mann hinter dem Berg aus schwarzen Säcken hervorkam.
    Er neigte den Kopf und lüpfte einen imaginären Hut. » Willkommen in meinem Salon.«
    Scheiße. Es war nicht Evans Erinnerung gewesen, die den Geruch des Gestaltwandlers wiedererkannt hatte. Es war meine Erinnerung von dem Angriff vor dem Rave, in einem betäubenden Drogennebel. Doch wie war der Streuner von dort drüben hierher…? Ich warf einen Blick über seine Schulter zur anderen Straßenseite hinüber, von wo sein Geruch hergekommen war, wo er eigentlich sein sollte.
    Das Rätsel würde ich mir für später aufheben.
    Der Streuner schlenderte auf uns zu, während sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht zeigte. Ich blinzelte. Spielte die Dunkelheit meinen Augen einen Streich? Nein. Sein Lächeln war wirklich schief, jedoch nicht auf natürliche Weise. Über seine linke Wange zog sich ein dichtes Netz silbriger Narben. Eine Doppelreihe schräger Wülste verunstaltete das feinere Muster darunter, jedoch nicht genug, als dass ich das Zeichen, das diese älteren, tieferen Narben bildeten, nicht erkennen könnte.
    Panik durchzuckte mich, als ich diese äußerst vorsätzlich eingegrabenen Narben anstarrte, mit denen sein Gesicht gebrandmarkt war. Er war nicht bloß ein Streuner wie ich, er war…
    » Clanlos.« Der bittere Ausdruck schlüpfte mir über die Lippen, bevor ich ihn zurückhalten konnte, und sein schiefes Lächeln wurde höhnisch.
    Ich warf einen Seitenblick zu Gil hinüber. Die Augen traten ihr beinahe aus den Höhlen, und alle Farbe war ihr aus dem

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