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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Price
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Zustand versetzen würden, in dem mich nichts mehr kümmerte, doch dieses Vergessen blieb mir versagt. Ich würde dieses befreiende Gefühl nie mehr empfinden. Nicht weil der Richter mich töten würde, sondern weil ich kein Gestaltwandler mehr war. Und selbst wenn ich es wäre, könnte ich nicht vor der Todesdrohung des Richters, die an meinem Schwanz hing, davonlaufen.
    Als ich endlich stehen blieb, war ich weder außer Atem noch müde. Das Einzige, was sich verändert hatte, war meine Umgebung und die leichte Kälte, die mir in die Knochen drang. Mein Verstand schwirrte immer.
    Großartig. Trotz meiner großspurigen Rede davon, die letzten Stunden unseres Lebens auszukosten, konnte ich an nichts anderes denken, als daran, den Shifter zu finden, der den Einzelgänger geschaffen hatte oder der der Einzelgänger war. Was also nun?
    Der Clanlose war meine beste Spur, aber ich wusste nicht einmal, wie ich zurück in den Teil der Stadt kommen sollte, in dem ich ihm begegnet war. Bei der Vorstellung, dem clanlosen Streuner wieder gegenüberzutreten, lief mir ein Schauer der Angst über den Nacken, und Phantomschmerz strahlte von meinem Knie aus. Ich beugte das Bein, um mich zu vergewissern, dass ich es mir nicht verletzt hatte– oder zumindest nicht lange. Ich wusste nicht, ob der Clanlose mit dem Einzelgänger irgendwie in Verbindung stand oder sich nur in der Menschenwelt versteckte– ein Streuner wie ich; jemand, der Firth und seine Vorurteile und Erwartungen nicht länger ertragen konnte. Doch er war eine Anomalie in der Einzelgängergleichung, und als solche wert, gefunden zu werden.
    Ich folgte dem Geräusch von plätscherndem Wasser zu einem von einem Zaun umgebenen Hof. Ich brauchte Einsamkeit. Ich brauchte Zeit, um nachzudenken, um zu planen. Über das schmiedeeiserne Tor zu klettern war ein Kinderspiel. Jemand hatte sich große Mühe gemacht, den Schnee auf einem gepflasterten Weg zu räumen, also folgte ich ihm zu einem Springbrunnen in der Mitte des Gartens. Dunst stieg vom Wasser auf, das über mehrere Stufen herunterlief und sanft plätschernd ins Becken fiel. Es hätte mir gefallen, wenn es um mich herum Blumen gegeben hätte, doch alles war tot und unter einer dicken Schneedecke begraben.
    Wenn man schon ohne triftigen Grund getötet wurde, dann sollte es zumindest Frühling sein.
    Ich zog meinen Mantel aus und legte ihn auf den geräumten Weg, bevor ich auf den Rand des Beckens sprang, um darauf herumzubalancieren. Kleine Löwen bewachten die vier Ecken des Brunnens, aus ihren Mäulern spritzte Wasser. Ich streichelte die Betonmähne der Statue, die mir am nächsten war. Einer meiner Brüder war ein Löwe. Er war vierzehn gewesen, als ich Firth verlassen hatte. Nun würde ich ihn nie wiedersehen.
    Ich schlug die Statue, so hart ich konnte, und ihr Gesicht barst. Wasser spritzte in alle Richtungen und durchtränkte meinen Pullover. Ich zuckte zusammen und ging zur anderen Seite des Brunnens, damit ich den Schaden, den ich verursacht hatte, nicht mehr sehen konnte. Meine Hand fühlte sich taub an, und ich starrte auf die aufgeschürfte Haut über meinen Knöcheln. Sie waren von einem blassen, rötlichen Weiß. Langsam trat tiefrotes Blut an die Oberfläche und brachte einen stechenden Schmerz mit sich, der mir bis in den Arm ausstrahlte. Offensichtlich machten Superkräfte mich nicht immuner gegen Verletzungen.
    Hinter mir knirschte der Schnee, und ich wirbelte herum. Ich hatte erwartet, dass Nathanial oder vielleicht Bobby mir gefolgt waren, höchstwahrscheinlich Nathanial, doch hinter mir kauerte ein Mastiff. Tiere neigten dazu, eine von drei Reaktionen auf Gestaltwandler zu zeigen: Die meisten liefen weg, da sie uns als große Raubtiere erkannten; einige wenige liebten und vergötterten uns; und eine Handvoll entschied, dass wir potenzielle Rivalen waren, die vernichtet oder unterworfen werden mussten. Unglücklicherweise war der Mastiff nicht geneigt, mich zu lieben oder Fersengeld zu geben. Er duckte sich, stellte die Nackenhaare auf und stieß ein schreckliches Knurren aus.
    Ich erstarrte. Er befand sich zwischen mir und dem Tor. Der Rest des Hofs war von einem ununterbrochenen Ring aus Gebäuden umgeben. Keine Bäume oder höher gelegene Plätze. Ein Busch wäre kein Schutz vor einem Angriff dieses Tiers.
    Der Hund trat einen Schritt vor, um mich auf die Probe zu stellen, und alte Instinkte übernahmen die Führung. Schnelligkeit war schon immer meine Verteidigungsstrategie gewesen. Ich rannte

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