Kuss der Ewigkeit
Kondenströpfchen an meinem Glas und spürte regelrecht, wie zäh jede Minute verstrich. Trotz der Tatsache, dass ich meinen Drink nicht einmal angerührt hatte, schienen sich nur noch ein oder zwei Schlucke im Glas zu befinden. Nathanials Drink verschwand auf ähnliche Weise. Ich konnte nur vermuten, dass es sich um eine weitere Illusion handelte. Der Geschwindigkeit nach zu urteilen, mit der die Flüssigkeit verschwand, würden die Gläser in weiteren drei Minuten leer sein. Ich zählte fest darauf, dass wir gingen, sobald das geschah. Falls Nathanial auf einen zweiten Drink bestehen würde, dann würden die Höflichkeit und ich ziemlich abrupt getrennte Wege gehen.
Candice flirtete auf Teufel komm raus, und ich ertappte mich dabei, dass ich die Zähne zusammenbiss, als Nathanial sie dabei auch noch ermutigte. Meine Reaktion kotzte mich an. Es war mir egal, wirklich, das war es. Ich wischte eine gezackte Kondenswasserzeichnung fort.
Obwohl ich versuchte, mich unauffällig im Hintergrund zu halten, war Candice leider entschlossen, mich in die Unterhaltung mit einzubeziehen, meistens mit Fragen, die ich nicht beantworten konnte.
Was ich für meinen Lebensunterhalt machte? Nun, früher pflegte ich mich als Haustier zu prostituieren, aber seit Kurzem war ich dazu degradiert worden, das Blut der Lebenden zu saugen. Nein, das konnte ich ihr nicht erzählen.
Candice rührte in ihrem Drink. » Also, wo bist du zur Schule gegangen, Kita?«
» Äh, ich wurde zu Hause unterrichtet.« Was beinahe der Wahrheit entsprach. » Keine Universität.«
Sie runzelte die Stirn. » Sagtest du nicht, du hättest Nathanial in seinem Seminar kennengelernt?«
Mist, ich hatte vergessen, dass ich ihr das erzählt hatte.
Nathanial zog eine Augenbraue hoch, kam mir aber zu Hilfe. » Sie brach mitten im Semester ab«, sagte er, dann flüsterte er laut genug, dass alle am Tisch es hören konnten: » Das ist ein heikles Thema. Sie redet nicht gerne darüber.«
» Oh. Tut mir leid.« Candice schenkte mir ein kleinlautes Lächeln. Zum ersten Mal herrschte am Tisch Schweigen, das nicht sofort wieder gefüllt wurde. Nur leider war dies nicht von Dauer. Sie blickte zwischen Nathanial und mir hin und her und sagte: » Ihr braucht einen neuen Drink, Leute. Soll ich zur Bar rübergehen und für euch bestellen?«
» Eigentlich müssen wir bald aufbrechen«, entgegnete Nathanial, worauf Candice eingeschnappt aussah.
» Ja«, meinte Jace und schob seinen Stuhl zurück. » War cool, aber ich muss los.«
» Bevor du gehst, würdest du uns noch sagen, ob es in nächster Zeit Raves hier in der Gegend gibt?«, fragte Nathanial mit weicher Stimme, bevor ich Gelegenheit hatte, die gleiche Frage zu verpatzen.
Jace zwirbelte sein Ziegenbärtchen. » Ach ja, richtig, hatte ich vergessen. Ich lege in zwei Monaten wieder auf. Das genaue Datum und die Location sind noch nicht fest, aber fragt einfach bei Candi nach. Sie wird es euch wissen lassen.« Er wandte sich zum Gehen.
Innerhalb eines Herzschlags war ich ebenfalls auf den Beinen. » Und was ist mit Partys mit anderen DJ s? Vorzugsweise früher?«
» Warum solltet ihr irgendjemand anderen als mich hören wollen? Jetzt bin ich aber gekränkt.« Er presste sich die Hand aufs Herz, lächelte aber. » Also gut, mal sehen… hier in der Gegend, das wäre dann Mitte nächsten Monats. Im weiteren Umkreis, nächste Woche, eine Freiluftparty in einer kleinen Stadt etwa zwei Stunden südlich von hier. Da legen aber keine großen Namen auf. Also, ich bin dann mal weg.« Er drehte sich um und verschwand um die Ecke.
Jeder Vorwand eines Lächelns, das ich bisher zustande gebracht hatte, erstarb kläglich. Unsere Spur war offiziell eine Sackgasse. Ich blinzelte, da mir der Raum plötzlich dunkler, die rauchige Luft schwerer vorkam. Verzweifelt sank ich auf meinen Stuhl zurück. Und was jetzt?
» Hey, bist du okay?« Candice langte über den Tisch, um meine Hand zu berühren.
Die Muskeln in meinem Arm versteiften sich, doch ich zuckte nicht zurück. » Ja, ich bin nur… müde«, brachte ich heraus.
Nathanial nickte. » Wir müssen wirklich gehen. Morgen müssen wir früh raus.«
» Ooooh, seid ihr sicher, dass ihr nicht noch auf einen weiteren Drink bleiben könnt?« Candice machte ein grässlich anbetungswürdiges Schmollgesicht, aber sie stand auf und schnappte sich ihre Handtasche. Dann holte sie ihren Lipliner heraus und schrieb etwas auf eine Cocktailserviette. » Meine Handynummer. Ruf mich mal an.« Sie
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