Kuss der Finsternis - Cole, K: Kuss der Finsternis
schrecklich vermisst“, brachte sie schließlich heraus, während ihr Tränen übers Gesicht rannen.
„Uns vermisst?“, sagte Dasha. „Wann hast du dich denn umgezogen? Und was sind das für seltsame Kleidungsstücke? Und wer ist dieser Mann?“
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Dash.“ Kaderin zwang sich, ihnen unverblümt die Wahrheit zu sagen. „Ihr beide werdet in dieser Schlacht sterben. In zehn Minuten wird euch ein Vampir die Köpfe abschlagen. Und das ist meine Schuld.“
Dasha öffnete den Mund, um sie zu unterbrechen, aber Kaderin hob die Hand. „Wir müssen uns beeilen. Ich lebe nun eintausend Jahre in der Zukunft, und ich werde euch jetzt sofort mit in diese Zeit nehmen. Es tut mir schrecklich leid, aber ihr werdet diese Jahre verlieren. Unwiderruflich.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte die stets praktische Dasha: „Es scheint mir, als ob wir die auch verlieren, wenn wir tot sind.“
Rika stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und hustete vornübergebeugt Blut. „Kader-ie, ich versteh das nicht.“ Sie war schlimmer verwundet, als Kaderin es je zuvor erlebt hatte. „Wie ist das möglich?“
„Ihr wisst doch, dass im Mythos ungewöhnliche Dinge möglich sind. Das haben wir alle schon erlebt, sogar weit Seltsameres als dies“, sagte Kaderin. „Ihr werdet mir jetzt einfach vertrauen müssen, denn wenn wir nicht jetzt gleich durch eine gewisse Tür gehen, werde ich unter Umständen aufhören zu existieren.“
„Wenn wir das Schlachtfeld jetzt verlassen, wie könnten wir uns dann je wieder blicken lassen?“, fragte Dasha. „Wir wären als Feiglinge gebrandmarkt. Du könntest uns für feige halten.“
„Nein“, sagte Kaderin einfach. „Man wird sich daran erinnern, dass ihr als Heldinnen im Kampf gefallen seid.“
„Niemand würde unsere Namen verfluchen?“, fragte Dasha.
„Niemals, das schwöre ich.“
Dasha wandte ihre Aufmerksamkeit Sebastian zu. „Und der Mann?“
„Er heißt Sebastian. Ic h … ich liebe ihn.“
Beide Schwestern legten den Kopf auf die Seite und sahen ihm beim Kämpfen zu, während die Leichenberge um ihn herum ständig wuchsen. Er war ein Prachtstück von einem Mann, stark, alles, was sich jede von ihnen je erträumt hatte.
Sie hatten nicht die leiseste Ahnung, dass sie gerade einen Vampir anstarrten.
Dasha stieß einen Pfiff aus. „An dem gibt es eine ganze Menge zu lieben, Schwester.“
Rika hustete noch mehr Blut. „Er ist wunderschön, Kader-ie.“
Sie stützte sich auf ihr Schwer t – ein untrügliches Anzeichen für Schwäche, das man am besten unterließ, wenn es irgendwie ging. „Dann zeig uns jetzt den Weg. Ein weiteres Abenteuer.“
Dasha war noch nicht vollständig überzeugt. „Es wird auch in Zukunft keinen Frieden geben, stimmt’s? Wir kämpfen nach wie vor gegen die Vampire?“
„Ja, es gibt immer noch böse Vampire, die bekämpft werden müssen.“
„ Böse Vampire? Als ob es auch gute gäbe! Wie seltsam du redest.“
Rika stolperte. „Mir ist schwindelig. Ruf deinen Mann.“
Kaderin ließ ihr Schwert fallen und fing sie auf. „Halt noch ein Weilchen aus, meine Süße.“
Als rund um Sebastian schon eine ansehnliche Sammlung toter Vampire aufgehäuft lag, erblickte er die Kaderin der Vergangenheit mitten im Kampfgetümmel.
Er starrte sie gebannt an.
Sie trug einen goldenen Brustpanzer, ihr Schwert und eine Peitsche. Trotz ihrer Verletzungen kämpfte sie ungestüm und brüllte mit wütender Stimme ihre Befehle, die sogar den ohrenbetäubenden Donner übertönte.
Mit einer Bewegung ihres Schwertes dirigierte sie Bogenschützinnen mit ihren brennenden Pfeilen und Hexen mit ihren Zaubersprüchen, deren Breitseite mit grellem Leuchten auf den Feind niederregnete.
Von ihrer Schläfe und aus ihrem Mundwinkel tropfte Blut, und das blonde Haar war für die Schlacht geflochten. Ihre Augen leuchteten silbern. Geistesabwesend markierte sie die Vampire, die sie getötet hatte.
Er war tief beweg t …
Ein riesiger Vampir mit einer Streitaxt tauchte direkt hinter ihr aus dem Nichts auf. Sie bemerkte es in diesem Chaos nicht. Sebastian spannte sich an, offenbar bereit, sich auf der Stelle zu ihr zu transloziere n …
„Bastian, nein!“, schrie Kaderin hinter ihm und übertönte damit sogar den Schlachtlärm. Er drehte sich um und sah, wie sie ihre verwundete Schwester in die Arme ihrer anderen Schwester übergab. Kaderin rannte auf ihn zu. „Ich würde dich töten!“ Schließlich gestattete er ihr, ihn
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