Kuss der Nacht - Band 02
mit Blut, aber das störte mich nicht.
»Besser?«, erkundigte er sich, als ich Luft holen musste. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
»Noch längst nicht«, gab ich zurück. »Hör mal zu, ich weiß nicht, wie lange meine Mutter noch an sich halten kann, aber falls du es noch nicht bemerkt hast, sie hasst dich. Sie wird dir unsere Truppen auf den Hals hetzen und versuchen, dich auf einem Silberspieß über dem Feuer rösten zu lassen. Du musst abhauen.«
»Nein.«
»Verdammt, Bones!« Ich explodierte. Warum musste er so umwerfend aussehen, warum musste er so dicht bei mir stehen, und warum liebte ich ihn immer noch so sehr? »Legst du es darauf an, umgebracht zu werden? Ein Anruf bei meinem Boss, mehr braucht es nicht, und glaub mir, meine Mutter hat bestimmt schon das Handy gezückt und träumt von nichts anderem.«
Bones verdrehte die Augen.
»Typen wie dein Boss sind schon mein ganzes Vampirleben hinter mir her, aber ich bin immer noch hier und sie nicht. Weder deine Mutter noch dein Boss jagen mir Angst ein, Kätzchen. Wenn du dich nicht für die längst überfällige Aussprache mit mir entschieden hast, schlage ich vor, wir gehen zur Feier zurück. Keiner von uns beiden haut jetzt nämlich ab, verstanden? Ich habe dich schon vor ein paar Tagen aufgespürt, habe es dich aber aus guten Gründen nicht wissen lassen. Du kannst versuchen, dich noch einmal vom Acker zu machen, aber das wird ein kurzes Vergnügen, mein Wort drauf. Unser Schwätzchen werden wir dann außerdem unter ganz anderen Umständen halten müssen. Du wärst dann zum Beispiel angekettet, damit du dich nicht wieder verdrücken kannst. Wie wir die Sache handhaben, kannst du dir aussuchen, aber ich habe verdammt noch mal lange genug auf diese Aussprache gewartet.«
Oh oh. Bones bluffte nicht, das wusste ich aus Erfahrung. Im Zweifelsfall hätte mich allerdings sein Blick von der Ernsthaftigkeit seiner Absichten überzeugt.
»Du warst es, den ich neulich Abend vor meinem Haus wahrgenommen habe, stimmt's?«, fragte ich vorwurfsvoll. Er musste es gewesen sein. An eben jenem Abend hatten Bones und Randy sich in der Bar getroffen.
Sein Mund verzog sich zu dem Anflug eines Lächelns. Ein leichter Windhauch zauste seine nun dunkleren Locken, und im Mondlicht, das sanft seine ebenmäßigen Gesichtszüge erhellte, sah er in seinem Smoking einfach umwerfend aus.
»Du hast mich also gespürt. Ich hatte mich schon gefragt, ob du etwas bemerken würdest.«
Ich durfte ihn nicht weiter so anstarren. Ich war vielleicht gegen Vampirkräfte gefeit, aber Bones war immer schon mein Kryptonit gewesen.
»Wir müssen zurück zur Feier«, sagte ich nur und wandte den Blick ab. Er streckte mir die Hand entgegen. »Dürfte ich mich erst mal an deiner Flasche bedienen?«
Ich gab ihm den Gin, wobei ich darauf achtete, dass unsere Finger sich nicht berührten. Bones trank nicht. Er nahm die Flasche, sah mir direkt in die Augen und leckte mein Blut von der glatten Oberfläche. Seine Zunge fuhr die Konturen der Flasche nach, und in mir flammte Hitze auf, während ich gebannt zusah. Erst als kein Tröpfchen mehr übrig war, drückte er sie mir wieder in die zittrige Hand. Denk an die Arbeit!, schrie es in mir. Denk an irgendwas, nur nicht daran, wie seine Zunge sich auf deiner Haut angefühlt hat!
Ich wollte an ihm vorbeigehen, aber er packte meine Hand. Als ich mich loszumachen versuchte, war es, als wollte ich eine stählerne Schweißnaht aufbrechen.
»Lass das«, sagte Bones sanft und zog ein Messer hervor. Ich machte große Augen, aber er brachte sich nur einen kleinen Schnitt an der Handkante bei und drückte seine blutende Wunde auf meine. Es kitzelte, als sofort die Heilung einsetzte. Ich zog die Hand zurück. Diesmal ließ er es zu, doch das tanzende Grün in seinem Blick sagte mir, dass ihn die Berührung genauso aufgewühlt hatte wie mich. Ja, ich musste weg. Sofort.
Ich drehte mich um und suchte schleunigst das Weite. Irgendwie gelang es mir, mich nicht noch einmal nach ihm umzusehen.
Die Feier war die reinste Hölle. Kaum war Bones wieder da, überschüttete Felicity ihn mit Anzüglichkeiten, und er ließ es auch noch zu. Griesgrämig blieb ich, beobachtete die beiden und schüttete mich zu, als gäbe es kein Morgen mehr. Ausgerechnet jetzt wurde Noah von der Tierklinik angepiepst.
Bevor er ging, entschuldigte er sich vielmals bei Denise, aber mir fiel seine Abwesenheit kaum auf.
Denise und Randy waren so ziemlich die Letzten, die gingen. Sie
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