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Kuss der Nacht - Band 02

Kuss der Nacht - Band 02

Titel: Kuss der Nacht - Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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konnte ich sie aufbrechen. Dahinter lag ein enger unbeleuchteter Gang, der zu einer weiteren verschlossenen Tür führte. Ah, ein privates Hinterzimmer, sogar schallisoliert. Die wummernde Musik war hier beinahe nicht zu hören.
    Der Geist war nirgends mehr zu sehen. Lediglich eine junge Frau saß zur Tür gewandt in einem Ledersessel, und die war eindeutig nicht in Lebensgefahr, es sei denn, man betrachtete Zehennägellackieren als gefährliches Unterfangen. Als sie mich sah, machte sie große Augen.
    »Wie sind Sie hier reingekommen? Hier haben nur Mitglieder Zutritt!«
    Lächelnd streckte ich ihr mein Abzeichen entgegen, eins von vielen, die ich bei mir trug. »Polizei, Herzchen. Ich bin sozusagen überall Mitglied«, erwiderte ich und ging auf die einzig andere Tür hinter ihr zu.
    Sie schüttelte den Kopf und bepinselte sich weiter die Nägel.
    »Da wollen Sie nicht rein, aber hey, tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Mit dieser fragwürdigen Mitleidsbekundung trug sie eine weitere Schicht pinkfarbenen Lacks auf ihren Zehennagel auf, und ich öffnete die Tür. Drinnen war der Geist des jungen Mannes und deutete auf ein Mädchen, das bewusstlos in den Armen eines Vampirs lag. »Helfen Sie ihr, bitte!«
    Ungefähr ein halbes Dutzend Vampire waren in dem Raum. In untoten Jahren gerechnet schien keiner von ihnen älter als ich zu sein. Auf dem Boden lagen zwei Körper. Der eine gehörte meinem Gespenst, das hektisch um die junge Frau herumschwirrte, an der die Vampire sich gerade gütlich taten. Sie war noch am Leben, doch ihrem Pulsschlag nach zu urteilen, würde sie es nicht mehr lange sein. Der Vampir beachtete das Gespenst gar nicht, obwohl der untote Mistkerl es eindeutig sehen konnte. Mir persönlich wäre es unangenehm gewesen, wenn der Geist eines gerade von mir Ermordeten beim Essen um mich herumgeschwirrt wäre, aber dieses Ekelpaket schien sich an so etwas nicht zu stören. Der andere Leichnam war ebenfalls jung und weiblich, und auf dem Schoß eines zweiten Vampirs rang noch eine junge Frau mit dem Tod. Ihre Augenlider flatterten, und als ich ihr einen Blick zuwarf, schlössen sie sich ganz.
    »Du hättest auf Brandy hören sollen«, säuselte einer der Vampire. Er wollte düster klingen, tat es aber nicht.
    »Miss pinkfarbener Nagellack?«, fragte ich und zog mir das Kleid höher. Interessiert beobachteten sie, wie der Saum immer weiter meine Schenkel hinaufwanderte. Das war gar nicht als Ablenkungsmanöver geplant gewesen, aber ein angenehmer Nebeneffekt. Ich hatte an die Messer in meinen Beinholstern kommen wollen. Als sie sichtbar wurden, schlug die Gier in den Augen der Vampire in Wachsamkeit um.
    »So, ihr Arschgesichter«, sagte ich, ließ den Kopf auf den Schultern kreisen und griff mir ein paar Messer. »Jetzt werde ich mich erst mal vorstellen.«
    »Du hast jemanden vergessen.«
    Ich wollte schon wieder zu den Waffen greifen, als Bones' Stimme mich unterbrach. Er trat ein und musterte das Schlachtfeld eingehend. Den meisten Vampiren war ich mit meinen Messern zu Leibe gerückt, doch die Mörder der jungen Leute hatte ich einfach mit bloßen Händen in Stücke reißen müssen.
    »Wen?«
    Er lächelte vergnügt. »Die kleine Ratte, die hier nach einer Knarre gesucht hat, aber das kann sie jetzt nicht mehr.«
    War wohl Brandy mit den pinkfarbenen Zehennägeln gewesen. Bones' freundlicher Gesichtsausdruck konnte mich nicht täuschen. Wie ich ihn kannte, hatte er sie mitsamt ihren pedikürten Füßchen in die ewigen Jagdgründe geschickt.
    »Zwei Mädchen sind noch am Leben. Gib ihnen Blut. Deins wirkt schneller als alles, womit ich aufwarten kann.«
    Bones nahm das Messer, das ich ihm hinhielt, und schnitt sich in die Handfläche. Dann ging er nacheinander zu beiden Opfern und ließ sie sein Blut trinken.
    »Wird sie durchkommen?«, wollte das über seiner Freundin schwebende Gespenst wissen.
    Ganz allmählich konnte ich hören, wie der Puls der jungen Frau zu einem langsamen, aber stetigen Pochen zurückkehrte. Bones' Blut begann zu wirken, heilte ihre Verletzungen. Daraufhin lächelte ich. »Ja, jetzt bestimmt.«
    Auch auf dem Gesicht des Geistes erschien ein Lächeln. Nun sah man, dass er als Lebender Grübchen gehabt hatte. Gott, er war noch so jung! Dann verdüsterte sich seine Miene.
    »Sie sind nicht alle hier. Da waren noch drei andere von diesen Wesen. Sie haben gesagt, sie kommen wieder.«
    Wahrscheinlich hatten sie noch was fürs Abendessen auftreiben wollen. Bastarde.
    »Ich

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