Kuss der Nacht - Band 02
meinen Gin und machte mich dann abermals auf zur Bar. Meine Mutter warf Bones einen giftigen Blick zu und folgte mir.
»Oh, Ms. Russell«, rief Bones mir nach.
Ich erstarrte. Er hatte meinen falschen Nachnamen betont deutlich ausgesprochen. Aber was hatte ich auch erwartet, wenn ich Bones' echten Nachnamen als Decknamen benutzte? Hatte ich wirklich geglaubt, er würde es nicht merken? Oder kommentieren?
»Wären Sie so nett, mir etwas von der Bar mitzubringen? Sie wissen sicher noch, was ich trinke.«
Im Geiste fluchte ich wie ein Kesselflicker, holte aber tief Luft und ermahnte mich, ruhig zu bleiben. Denise war meine beste Freundin. Sie hatte eine wunderbare Hochzeitsfeier verdient, kein Blutbad.
»Dieses miese, lüsterne. .«, hob meine Mutter an.
»Klappe.« Wir waren an der Bar angekommen. Ich warf dem armen Kerl, der dahinter stand, einen tödlichen Blick zu. »Großes Glas. Nur Gin. Denk nicht mal dran, deinen Senf dazuzugeben.«
Er wurde bleich im Gesicht, tat aber wie geheißen. Ich nahm einen ordentlichen Schluck, bevor ich hinzufügte: »Ach ja. Und einen verschissenen Whiskey, pur.«
12
Felicity warf einen Blick auf das riesige, halb geleerte Glas Gin, das ich bei meiner Rückkehr in der Hand hielt, und riss empört den Mund auf.
»Cristine, kannst du dich mit dem Alkohol nicht ein bisschen zurückhalten? Du bist hier auf der Hochzeit meiner Cousine, um Himmels willen!«
Ihr Tonfall war affektiert, und ich umklammerte das Glas so fest, dass es zerbrach, sonst hätte ich ihr damit eins über den Schädel gezogen. Gin spritzte mir entgegen, und meine Handfläche begann zu bluten.
»Verdammter Mist!«, brüllte ich.
Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung. Bones unterdrückte ein Lachen, indem er einen Hustenanfall vortäuschte.
»Bist du okay?« Randy musterte mich besorgt und wickelte mir seine Serviette um die Hand. Er warf einen Blick auf Bones, der daraufhin unschuldig mit den Schultern zuckte.
»Schon in Ordnung, Randy«, kiekste ich tief beschämt.
Denises Kopf tauchte neben dem ihres frisch Angetrauten auf. »Wollen wir die Plätze tauschen?«, erkundigte sie sich leise.
Sie dachten, ich wäre so außer mir, weil Bones ein Vampir war. Das war meine geringste Sorge. Seine Nähe brachte mich völlig aus der Fassung, und die Feier hatte gerade erst begonnen.
»Cristine!« Noah kam an unseren Tisch und löste die Serviette von meiner Hand.
»Ist es schlimm?«
»Mir geht's bestens«, fauchte ich ihn an. Als ich seinen verletzten Gesichtsausdruck sah, fühlte ich mich schuldig.
»Es ist mir bloß peinlich«, beruhigte ich ihn. »Das wird schon. Setz dich wieder hin. Machen wir nicht noch mehr Trara.«
Noah wirkte besänftigt und ging wieder an seinen Tisch. Ich lächelte, um mir nichts anmerken zu lassen. »Alles in Ordnung, wirklich«, fügte ich an Denise gewandt hinzu. Ich sammelte die Scherben auf und legte sie in die blutige Serviette. »Ich gehe zur Toilette. Da kann ich mich säubern und das Glas wegwerfen.«
»Ich komme mit«, verkündete Denise.
»Nein!«
Meine schroffe Erwiderung schien sie aus der Fassung zu bringen. Ich sah erst kurz nach rechts in Richtung Bones und dann wieder zu ihr. Sie machte große Augen, aber dann kapierte sie. Ansatzweise zumindest.
»Cris«, wandte sie sich an Bones. »Würdest du Cristine bitte begleiten und schauen, ob es hier Verbandszeug gibt? Randy meint. .«, sie unterbrach sich und fuhr dann in vielsagendem Ton fort, »Randy meint, du hast Erfahrung mit blutenden Wunden.«
»Oh, bist du Arzt?«, gurrte Felicity.
Bones erhob sich und quittierte Denises Wortwahl mit einem anerkennenden Grinsen.
»Daheim in London war ich schon alles Mögliche«, beantwortete er ausweichend Felicitys Frage.
Ich legte erst einmal einen Zwischenstopp an der Bar ein. Der Barkeeper machte große Augen, als er die blutbefleckte Serviette sah.
»Gin. Kein Glas, her mit der Flasche«, verlangte ich schlicht.
»Äh, Gnädigste, vielleicht sollten Sie. .«
»Gib der Dame die Flasche, Kumpel«, mischte sich Bones ein, seine Augen blitzten grün.
Sofort wurde mir eine ungeöffnete Flasche Gin in die noch immer blutende Hand gedrückt. Ich schraubte den Deckel ab, warf das Glas und die blutige Serviette weg und genehmigte mir einen ordentlichen Schluck. Dann führte ich Bones hinaus zur entferntesten Ecke des Parkplatzes, wo die wenigsten Autos standen. Er wartete geduldig, während ich noch mehr Gin in mich hineinkippte. Ich beschmierte die ganze Flasche
Weitere Kostenlose Bücher