Kuss der Nacht - Band 02
Bones ignorierte die Bemerkung. »Außerdem ist immer noch ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt. Ich hah dir ja schon auf dem Lokus gesagt, dass ich mehrere Aufträge, dich zu ermorden, erhalten und herausgefunden habe, wer dahintersteckt. Nur beim letzten nicht. Er oder sie hält sich sehr bedeckt. Dir droht also noch eine zweite Gefahr, und die übertrifft sogar alles, was Ian vorhaben kann. Ob es dir gefällt oder nicht, du wirst meine Hilfe brauchen.«
»Ich werde ständig von Vampiren und Ghulen gejagt«, gab ich verächtlich zurück.
»Zu meiner Unterstützung habe ich mein Team.«
»Menschen?« Seine Stimme troff vor Hohn. »Die könnten dir höchstens helfen, wenn der Killer sich an ihnen überfrisst!«
»Du bist so was von überheblich.«
Bones kam so nahe, dass nur noch ein Meter uns trennte. »Ich bin mächtig. Mächtiger, als du ahnst. Das ist ehrlich, nicht überheblich. Alle Mitglieder deines Teams zusammen könnten dich nicht besser schützen als ich, und das weißt du auch. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Alleingang aus bloßer Sturheit, Kätzchen. Du bekommst meine Hilfe, ob du sie willst oder nicht.«
»Verdammt, Bones, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir am meisten helfen würdest, wenn du abhaust'? Ich bin dir dankbar, dass du mich vor Ian gewarnt hast, aber wenn du dich weiterhin mit mir abgibst, wirst du es sein, der in Schwierigkeiten gerät. Mach dir keine Sorgen um mich, ich kann selbst auf mich aufpassen.«
Bones zog arrogant die Brauen hoch. »Dito, Schatz. Dein Boss macht mir überhaupt keine Angst, und deine Getreuen auch nicht. Du willst mich loswerden? Dann musst du mich umbringen.«
Oh Scheiße. Das konnte ich nicht. Teufel auch, das hatte ich ja nicht mal fertiggebracht, als ich glaubte, er hätte eine unschuldige Familie niedergemetzelt!
»Dann gehe eben ich.« Aus mir sprach der Mut der Verzweiflung. »Ich bin dir schon einmal davongelaufen; das schaffe ich auch ein zweites Mal!«
Plötzlich und ohne die geringste Vorwarnung hielten mich Bones' Arme fest umklammert, und mein Kopf sank nach hinten. Was vielleicht eher an mir als an Bones' Schnelligkeit gelegen hatte. Ich war so darauf konzentriert gewesen, mich emotional gegen ihn zu wappnen, dass ich ganz vergessen hatte, es auch physisch zu tun. Und nie hätte ich damit gerechnet, dass er mich beißen würde. Ja, Bones gegenüber hatte ich alle Vorsicht außer Acht gelassen, die ich gewöhnlich Vampiren gegenüber walten ließ.
Seine Fänge gruben sich tief in meinen Hals. Er hatte mich vor Jahren schon einmal gebissen, und genau wie damals war es angenehm, obwohl der Verstand mir sagte, dass es eigentlich wehtun müsste. Es war sogar sehr, sehr angenehm und wurde mit jedem kraftvollen Saugen besser. Eine ganz seltsame Hitze durchströmte mich, obwohl sich mein Blut doch in Bones ergoss und mir eher kälter als wärmer hätte werden müssen.
Schluss jetzt, wollte ich sagen, aber die Worte kamen mir einfach nicht über die Lippen. Stattdessen entfuhr mir ein animalisches Stöhnen. Bones hielt mich fester und fuhr mir mit der Zunge über die Kehle, bevor seine Zähne sich wieder hineingruben. Lustvoll zuckte ich zusammen, obwohl ich ein banges Gefühl dabei hatte. Würde er mich umbringen? Mich in einen Vampir verwandeln? Beides behagte mir nicht. Vor meinen Augen begann es zu flimmern, falls sie überhaupt noch offen waren. Auch in meinen Ohren dröhnte es. Vielleicht war es mein eigener Herzschlag, vielleicht aber auch das Geräusch, das man kurz vor der Bewusstlosigkeit hört.
Meine Fäuste trommelten auf seinen Rücken. Nur so konnte ich ihm noch signalisieren, dass er aufhören sollte, denn mein Mund schien nur noch fähig zu sein, leise ekstatische Laute auszustoßen. Und da wurde mir bewusst, dass ich ihn aufhalten konnte, wenn ich es nur wirklich wollte. Ich hielt noch immer mein Silhermesser in der Hand. Ich konnte das Metall kalt an meinen Fingern spüren.
Bones musste es ebenfalls gespürt haben. Ganz kurz ließ er von mir ab, Blutstropfen schimmerten wie Rubine um seinen Mund, dann beugte er sich langsam und bedächtig wieder über meinen Hals. Der lange, tiefe Zug, den er dann nahm, ließ mir die Knie weich werden und löste ein wohliges Schaudern in mir aus. Und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich wenigstens glücklich sterben würde, wenn es denn sein musste.
Aber das musste es nicht. Um mein Leben zu retten, musste ich nur die Klinge ansetzen und einmal kräftig
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