Kuss der Nacht - Band 02
dem, was ich tat, und hatte herausgefunden, dass ich womöglich viel mehr Zeit hatte, um mein Leben zu verpfuschen, als ich mir je hätte träumen lassen.
Ich wünschte mir, ich hätte mit Denise reden können. Sie hatte es immer verstanden, allen Mist beiseitezuschieben und die Weisheit im Chaos zu entdecken. Aber sie hatte gestern Abend Hochzeit gefeiert und war im Moment nicht verfügbar. Meine Mutter hätte ich höchstens angerufen, wenn ich noch einen letzten Anreiz gebraucht hätte, um mich von einer Brücke zu stürzen. Sie war voller blinder Vorurteile; kluge Ratschläge konnte man von ihr nicht erwarten, und würde ich sie anrufen, geriete ich vielleicht tatsächlich noch in Versuchung, dem ganzen Elend ein Ende zu machen. Ich musste allerdings zugeben, dass ich ziemlich perplex gewesen war, als Don mich am Telefon nicht sofort gefragt hatte, wo der Vampir von der Hochzeitsfeier abgeblieben war. Meine Mutter hatte offensichtlich nichts ausgeplaudert. . noch nicht. Für ihre Verhältnisse eine enorme Selbstbeherrschung. In meinem Team gab es niemanden, mit dem ich über mein Gefühlschaos hätte reden können. Selbst denen, die ich zu meinen Freunden zählte, Tate, Juan und Cooper, konnte ich so etwas nicht anvertrauen.
Noah, na ja.. mit dem musste ich allerdings reden, aber nicht, um ihm meine intimsten Geheimnisse zu offenbaren. Ich würde ihm sagen müssen, dass es zwischen uns aus war. Zu lange hatte ich einfach alles laufen lassen. Ich war sowieso schon ein Charakterschwein, und es würde nicht besser, wenn ich die Angelegenheit noch weiter auf die lange Bank schob.
Eine weitere Stunde lang lief ich ziellos durchs Haus, müde, aber wissend, dass an Schlaf nicht zu denken war. Irgendwann verlor mein Kater die Lust daran, meinen Füßen hinterherzujagen, während ich wie verrückt hin und her tigerte, und verzog sich nach oben. Ich blieb rastlos, Bones' Worte verfolgten mich.
Seit du mich verlassen hast, habe ich jeden Tag nach dir gesucht... Du könntest so alt werden, wie du willst, ohne irgendetwas ändern zu müssen... Du hast es auf deine Art versucht, jetzt gib mir eine Chance...
»Wem will ich eigentlich etwas vormachen?«, fragte ich mich schließlich laut und frustriert. Dass Ian hinter mir her war und icmand ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hatte, war zweitrangig gegenüber einer Frage: Gab es tatsächlich noch eine Chance für Bones und mich? Nun, da ich wusste, dass ich womöglich sehr alt werden konnte, war das größte Hindernis für unsere Beziehung aus dem Weg geräumt. Klar, ich arbeitete für die staatliche Version von Van Helsing & Co., und meine Mutter hätte sich lieber die Augen ausgestochen, als mich mit einem Vampir ausgehen zu lassen. . Aber was, wenn Bones recht hatte? Was, wenn zwischen uns doch nicht alles hoffnungslos war? Gott, nach all den Jahren konnte ich kaum glauben, dass ich mir diese Frage überhaupt noch einmal würde stellen müssen.
Fragte sich nur: Wie weit würde ich gehen, um die Antwort herauszufinden?
16
Don musterte mich mit verhaltener Neugier, als ich später am Tag sein Büro betrat. Sie verwandelte sich in Argwohn, nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen und abgeschlossen hatte. Gewöhnlich musste man mich schon daran erinnern, sie nicht offen stehen zu lassen.
»Was ist los, Cat? Du sagtest, es wäre dringend.«
Ja, das hatte ich gesagt. Bones' Behauptung, Don wüsste Genaueres über meine voraussichtliche Lebenserwartung, hatte mir zu denken gegeben und keine Ruhe mehr gelassen. Das heiße Eisen musste endlich angepackt werden.
»Hör zu, Don, ich habe eine Frage, und ich hoffe, du beantwortest sie mir ehrlich.«
Er zupfte an seiner Augenbraue. »Du weißt doch, dass ich immer ehrlich zu dir bin.«
»Tatsächlich?«, fragte ich spitz. »Also gut, erzähl mal: Wie lange geht das schon so?
Du hast mich aufs Kreuz gelegt.«
Da hörte er auf, an seiner Augenbraue herumzuzupfen. »Ich weiß nicht, was du meinst. .«
»Wenn ich nämlich dich aufs Kreuz legen wollte«, fiel ich ihm ins Wort, »würde ich mir wenigstens die Mühe machen, dich mit einer Flasche Gin und einer Platte von Frank Sinatra zu verführen. . und mir eine Trage besorgen, weil du vermutlich einen Herzinfarkt kriegen würdest. Aber du, Don, du machst das schon seit Jahren, und für mich gab es keine Spirituosen, keine Musik, keine Blumen und keine Süßigkeiten, überhaupt nichts!«
»Cat. .« Er wirkte alarmiert. »Wenn du damit etwas Bestimmtes sagen willst, dann sprich
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