Kuss der Nacht - Band 02
gegangen wäre, hätte ich ihn in Stücke gerissen.«
»Das hättest du ruhig versuchen können«, stieß ich hervor. »Noah glaubt weder an Vampire noch an Ghule oder sonst irgendwelche übernatürlichen Wesen, abgesehen vom Weihnachtsmann. Wehe, du tust ihm etwas.«
»Kätzchen, hätte ich Noah umbringen wollen, hätte ich es getan, bevor du auch nur wusstest, dass ich in der Stadt bin. Aber du kannst wohl kaum erwarten, dass ich seelenruhig zuhöre, wie du ihn vögelst. Erinnerst du dich noch, wie du reagiert hast, als ich gestern Abend mit Felicity geknutscht habe?«
Ja, da war dieser starke Drang gewesen, sie auseinanderzunehmen. Vampirisches Besitzdenken. Unschuldig oder nicht, das spielte in dieser Angelegenheit einfach keine Rolle.
»Okay«, lenkte ich ein. »Wir haben beide noch Gefühle für einander. Glaubst du, das mit uns kann trotz meines Jobs und meiner Vampire hassenden Mutter gut gehen? Du bleibst doch sowieso hier, wegen Ian und dem Kopfgeld, das auf mich ausgesetzt ist. .«
Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. »Du gibst dich also geschlagen?«
»Nicht so schnell. Ich meine, dass wir es langsam angehen sollten. Sehen, ob es funktioniert. Das bedeutet nicht, dass wir einander ewige Liebe schwören und ich mich sofort auf den Rücken lege und die Beine breit mache.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Es gibt noch mehr Stellungen.« Diese Worte —
zusammen mit dem Ausdruck in seinen Augen -waren wie eine zärtliche Berührung. Ich holte tief Luft. Genau deshalb hatte ich mich für völlige Enthaltsamkeit entschieden. Ich konnte meine Gefühle unmöglich unter Kontrolle halten, wenn Sex ins Spiel kam. Binnen fünf Minuten hätte ich Bones lauthals meine unsterbliche Liebe erklärt.
»Das ist mein letztes Angebot.«
»Einverstanden.«
Ich stutzte, denn irgendwie traute ich dem Frieden nicht. War das die Realität? Oder nur wieder so ein verrückter Traum, einer von Tausenden, die ich von Bones gehabt hatte?
»Okay.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Oder tun. Ihm die Hand reichen? Unseren Pakt mit einem Kuss besiegeln? »Enthaltsamkeit ist Scheiße!« brüllen und ihm die Kleider vom Leib reißen?
Ein Handbuch über Beziehungen mit Untoten hätte man haben müssen. . auf diesem Gebiet war ich einfach hoffnungslos überfordert.
Bones legte den Kopf schief und seufzte resigniert.
»Kätzchen. . deine Entschlossenheit wird früher als erwartet auf die Probe gestellt.«
Häh? »Was soll das denn heißen?« Er erhob sich. »Deine Mutter ist hier.«
17
Ich sprang auf. »Oh Scheißel«
Ich war so in Panik, dass ich losrennen wollte, ohne vorher meinen Stuhl zurückgeschoben zu haben, und geriet sofort ins Stolpern. So viel zu den Reflexen von Halbtoten. Dann bemerkte ich aus dem Augenwinkel heraus Bones.
»Äh, was machst du da?«
Er war seelenruhig ins Nebenzimmer gegangen, wo er jetzt auf dem Sofa saß.
»Hier bleiben. Du hast dich gerade bereit erklärt, uns noch eine Chance zu geben, und diesmal lasse ich mich nicht in den Schrank stecken. Du wirst dich gegenüber deiner Mutter zu mir bekennen müssen. Ich hätte schon früher darauf bestehen sollen. So hat sie erst von unserer Beziehung erfahren, als Vampire ihre Eltern vor ihren Augen abgeschlachtet haben. Kein Wunder, dass sie nicht gerade begeistert war.«
»Nicht gerade begeistert!« Mein Tonfall wurde scharf, als ich daran dachte, wie meine Großeltern ums Leben gekommen waren. »Sie wollte dich umbringen lassen!«
An der Tür war ein lautes Klopfen zu hören. Meine Mutter war noch nie zimperlich gewesen.
Bones zog die Brauen hoch. »Machst du auf oder soll ich?« Die Katastrophe bahnte sich an. Aber so, wie er das Kinn vorgeschoben hatte, würde ich ihn kaum dazu bringen, sich zu verstecken. Und er war zu stark, als dass ich ihn noch einmal in einen Schrank hätte quetschen können.
»Augenblick noch, Mom!«, brüllte ich. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer Flasche Gin. Junge, die würde ich brauchen.
»Sie geht schnurstracks zu Don«, murmelte ich.
»Lass sie doch«, gab Bones zurück. »Ich bleibe.«
Ich warf ihm einen letzten erbosten Blick zu und ging zur Tür. So viel dazu, diesmal nichts zu überstürzen. . auf mich wirkte das Ganze eher wie ein Kopfsprung ins kalte Wasser. Aber wann, wenn nicht jetzt, sollten wir herausfinden, ob Bones recht hatte und wir alle Hürden auf unserem Weg überwinden konnten? Und diese spezielle Hürde war viel furchterregender, als Don es je sein könnte.
Kaum hatte
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