Kuss der Nacht - Band 02
geringschätzig und zuckte dann verächtlich mit den Achseln.
»Nein, eigentlich nicht. Na ja. Du bist jedenfalls ein richtig Hübscher.« Ihrem Tonfall nach war das kein Kompliment. »Ihr Vater sah auch gut aus, einfach umwerfend. Aber das kannst du dir bestimmt denken - sie ist ja sein exaktes Ebenbild. Es gab Zeiten, da mochte ich sie gar nicht ansehen, weil sie ihm so ähnlich sieht.«
Ich verspürte einen Stich, denn darunter hatte ich mein Leben lang zu leiden gehabt. Sie liebte mich vielleicht, konnte mich aber einfach nicht nehmen, wie ich war. Womöglich würde sie es auch nie können.
»Mag sein, dass sie ihm ähnlich sieht; das kann ich nicht beurteilen«, antwortete Bones gelassen. »Ich kenne den Typen ja nicht. Aber eins kann ich dir versichern, sie hat eine ganze Menge von dir geerbt. Sturheit zum Beispiel. Mut. Ein aufbrausendes Temperament, wenn sie schlechte Laune hat. Ziemlich nachtragend ist sie auch, na ja, aber auf diesem Gebiet stellst du sie in den Schatten. Nach über siebenundzwanzig Jahren bestrafst du sie immer noch für das, was man dir angetan hat.«
Auf diese Bemerkung hin näherte sie sich ihm, bis ihr drohender Zeigefinger nur noch Zentimeter von seiner Brust entfernt war. »Wie kannst du es wagen! Du hast den Nerv, dich hier aufzubauen und mir vorzuhalten, was einer deinesgleichen getan hat, du dreckige, mordende Bestie!«
Bones machte ebenfalls einen Schritt nach vorne. Jetzt standen sie sich Auge in Auge gegenüber.
»Wäre ich nichts weiter als eine mordende Bestie, hätte ich dir schon vor Jahren das Licht ausgeknipst. Das hätte mein Leben um einiges leichter gemacht, das kann ich dir versichern. Du hattest Cat völlig verunsichert, bevor diese Geier vom FBI mit ihrem schmierigen kleinen Angebot kamen, und wir alle wissen, warum sie darauf eingegangen ist, nicht wahr? Dich lässt es völlig kalt, dass es ihr in den letzten Jahren ebenso mies ging wie mir und sie mehr Nahtoderfahrungen sammeln konnte als Houdini. Nein, du sonnst dich in der Genugtuung, dass sie dort draußen Vampire umlegt, statt mit einem zu vögeln! Nun, Justina, ich hoffe, dein kleines Zwischenspiel hat dir gefallen, denn jetzt ist es vorbei. Ich bin wieder da, und ich bleibe.«
Sie warf mir über seine Schulter hinweg einen besorgten Blick zu.
»Catherine! Du wirst doch nicht etwa bei dieser Kreatur bleiben wollen! Sie wird dir deine Seele rauben, dich verwandeln. .«
»Meine Seele gehört nur mir und Gott, Mom. Bones könnte sie mir beim besten Willen nicht rauben.« Ich trat vor, um ihr ins Gesicht sehen zu können, und holte tief Luft. Du musst dich behaupten. Jetzt oder nie.
»Aber von jetzt an werde ich weder dich noch irgendjemand anderen über mein Privatleben entscheiden lassen. Du musst Bones nicht mögen. Scheiße, du kannst ihn von mir aus hassen wie die Pest, aber solange ich mit ihm zusammen bin, wirst du ihn tolerieren müssen. Don und meinen Kollegen wird auch nichts anderes übrig bleiben, sonst. . sonst verschwinde ich auf Nimmerwiedersehen.«
Sie machte ein völlig verdutztes Gesicht, und ihre Blicke wanderten immer wieder zwischen Bones und mir hin und her. Dann trat ein Funkeln in ihre Augen. Ich stieß ein bitteres Lachen aus.
»Du kannst es gern versuchen, Mom. Versuche, meinen Boss .mzurufen, um Bones ausschalten zu lassen. Du hast gesehen, was er vor ein paar Jahren auf dem Highway angerichtet hat, und da war er noch nicht einmal wütend! Außerdem würde ich jeden, der ihm etwas antun will, eigenhändig umbringen. Egal wer es ist.« Und mein Augenausdruck verriet ihr, dass es mir bitterernst war. Ich würde zwar alles tun, um es nicht so weit kommen zu lassen, aber wenn es sich nicht verhindern ließ, war ich zum Äußersten bereit. »Hinterher würde ich mit Bones verschwinden. Für immer. Willst du das wirklich? Wenn ich hier bei dir und meinen Kollegen bleibe, ist es weitaus unwahrscheinlicher, dass ich zum Vampir werden will. Nimm mir alles, was mich an die Menschen bindet, und. . na ja, man kann nie wissen.«
Ich nutzte schamlos ihre größte Sorge aus, aber sie hatte es nicht anders verdient. Bones' Mundwinkel zuckten.
»Sieh es doch mal positiv«, schlug er meiner Mutter hämisch vor. »Wenn du es gut sein lässt, hat sie mich vielleicht irgendwann über. Zwingst du uns aber zur Flucht, bleibt mir nicht viel anderes übrig, als. .« Er ließ den Satz offen.
»Als ob ich dir irgendetwas glauben würde«, schoss sie zurück. »Es wäre für alle besser, wenn du dir
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