Kuss der Nacht - Band 02
Körpergewicht in die Reihen, sodass die Männer wie Kegel umfielen und von der ordentlichen Formation, die wir im Training eingeübt hatten, bald nichts mehr übrig war. Tate schüttelte entrüstet den Kopf.
»Jahrelange Arbeit, völlig für die Katz. Am liebsten würde ich den Jungs selbst eine Tracht Prügel verabreichen.«
»Cooper versucht, sie zu ordnen«, bemerkte ich. »Ups, da liegt er. Junge, Junge, Bones kann ganz schön zuschlagen. Nachher muss ich ihm einen halben Liter Blut abzapfen, um alle Blessuren zu kurieren.«
»Und warum sollte er sich das gefallen lassen?«, wollte Don skeptisch wissen.
»Weil ich ihn darum bitten werde, darum. Wie beschränkt bist du eigentlich? Vorhin ist er für mich in unsere Höllenkapsel gestiegen, und du denkst, er würde eine kleine Blutspende verweigern? Vollidiot.«
Mein Boss - beziehungsweise Onkel -setzte zu keiner Erwiderung an.
»In Ordnung, Kätzchen«, rief Bones. »Sie sind sauber. Gar kein so übler Haufen.«
Scheinbar aus heiterem Himmel versetzte er einer der am Boden liegenden Gestalten einen Tritt, auf den ein Stöhnen folgte. Als ich Tates Gesichtsausdruck sah, schüttelte ich den Kopf.
»Ich habe dir doch gesagt, er hat mir alles beigebracht, was ich weiß. Man muss zutreten, wenn der Gegner am Boden liegt. Das war seine oberste Regel. Die anderen kennst du ja.«
»Verfluchte Scheiße, Cat, er ist nicht mal zehn Minuten lang da drin gewesen. Woher weiß er, dass keiner der Männer in die Sache verwickelt ist? Die meisten sind ja im Augenblick nicht mal bei Bewusstsein!«
»Ich vertraue ihm«, antwortete ich schlicht. »Bones würde so etwas nicht sagen, wenn er nicht überzeugt davon wäre. Das ist mir Sicherheit genug.«
Juan wirkte völlig perplex, als er den traurigen Haufen betrachtete, der einmal unser Team gewesen war. Dann spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel.
»Das«, stellte er entschieden fest, »war cool!«
Erst als wir die Pathologieabteilung erreichten, wurde Bones hektischer. Kaum hatten sich die Fahrstuhltüren geöffnet, färbten sich seine Augen grün, und er drängte mich mit einem schnellen, energischen Kuss wieder in die Kabine.
»Bleib hier«, wies er mich an. »Ich wittere etwas.«
Bones entfernte sich mit Juan und Don. Tate blieb mit mir zurück.
»Was für ein Riesenschwachsinn«, murmelte er. »Er wittert etwas? Was soll er denn wittern. .«
»Pst!«, machte ich und lauschte angestrengt, damit mir auch ja nicht das kleinste Geräusch entging. Man hörte ein sehr kurzes Poltern, einen Aufschrei und dann eine düsterhöhnische Stimme.
»Na, wen haben wir denn hier? Nein, du drehst dich jetzt nicht weg, sieh mich genau an. .«
»Er hat jemanden geschnappt«, sagte ich, damit auch Tate es mitbekam, und drängte mich an ihm vorbei.
Im Labor hatte Bones unseren Pathologieassistenten Brad Parker an einer bleichen Hand gegen die Wand gedrückt. Der Glanz seiner Augen tauchte den Raum in geisterhaft grünes Licht.
»Also, wo waren wir stehen geblieben? Du erzählst mir jetzt, was du vorhattest, und zwar in allen Einzelheiten. Fang von mir aus bei deinen Komplizen an.«
»Einer«, murmelte Brad. »Er sieht genau aus wie sie.«
Ich erstarrte. Mein Blick kreuzte sich mit Dons, und ein kalter Schauder überkam mich. Es gab nur einen, auf den Brads Beschreibung zutraf.
Bones warf mir einen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Mann vor ihm.
»Tatsächlich? Und jetzt erzähl mir den Rest. .«
Diesmal machten Juan und Tate Notizen, während ich innerhalb von zwei Tagen zum wiederholten Male mit anhören musst e, wie der Anschlag auf mein Leben hatte aussehen sollen. Brad nannte ihn anders, aber der Anstifter war eindeutig mein Vater. Nachdem Ian seine Schlüsse aus der Ähnlichkeit zwischen der Gevatterin Tod und Max, seinem Spießgesellen, gezogen hatte, war der anscheinend zu der Überzeugung gelangt, dass ihm die Vaterrolle nicht stand. Er hatte mich über Don aufgespürt, weil er sich sicher war, dass der hinter mir stehen musste. Hatte er Don, konnte ich nicht weit sein, so seine korrekte Schlussfolgerung. Dank seines Insiderwissens über das FBI und seinen Bruder war Max' Suche sehr schnell erfolgreich gewesen. In Brad Parker hatte er das letzte Puzzleteilchen gefunden, denn der war käuflich und wusste genug, um seinen Preis wert zu sein.
Fast wäre die Rechnung aufgegangen. Hätte ich mich an dem betreffenden Abend nicht von einem Vampir ausführen lassen, hätte ich jetzt einen Kopf weniger
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