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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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getrost alles mir überlassen.“
    Über ihren Scheitel hinweg stierte er an die Wand. Er schloss die Augen, drückte den Kloß in seinem Hals hinunter und versuchte, Viviane aus seinem Kopf zu verbannen. Er hatte es begonnen, er würde es zu Ende führen.
     

     
    Ein agiler Mann rüttelte wie ein Besessener an den Gitterstäben des geschlossenen Hoftores. Aus sicherer Distanz beobachtete Viviane sein Toben und erkannte ihn erst, als seine Stimme durch die Nacht schallte.
    „Olivier! Lazare! Ich weiß, dass ihr da seid. Öffnet mir! Sofort!“
    Alain Duprey warf sich ohne nennenswertes Ergebnis gegen die gusseiserne Barriere und schien darauf aus, sich selbst zu verletzen. Sie ritt zu ihm und zügelte Saladin.
    „Monsieur Duprey?“
    Erschrocken warf er den Kopf herum. Wirr flog das schwarze Haar in seine Augen. In einer ungeduldigen Geste strich er es zurück, während sie den Dreispitz in den Nacken schob.
    „Viviane Pompinelle?“
    „In der Tat, die bin ich“, bemerkte sie und wandte sich dem Haus zu.
    Zwischen den hohen Bäumen entdeckte sie ein helles Fenster. Jemand war zu Hause und ignorierte die Rufe am Tor.
    „Anstatt Lärm zu veranstalten, hätten Sie das Tor überklettern sollen, Monsieur Duprey.“
    Zweifelnd zog er die Brauen zusammen. „Haben Sie die Spitzen am oberen Ende übersehen?“
    „Nein.“
    Mit dieser knappen Antwort lenkte sie den Hengst dicht an das Hoftor und zog die Füße aus den Steigbügeln. Vor Zeugen musste ihre Gabe schweigen und der Weg über das Tor genommen werden. Sie stemmte sich nach oben, bis sie im Sattel stand. Unterdessen verhielt sich Saladin völlig reglos. Zumindest auf die Treue dieses Pferdes konnte sie sich jederzeit verlassen. Sie umfasste zwei der Spitzen und zog sich daran schwungvoll nach oben, bis sie den Fuß auf die Querstange setzen konnte. Ehe sie die Balance verlieren konnte, stieß sie sich ab und kam auf der anderen Seite hart, jedoch sicher auf. Die Aktion hatte höchstens zwei Herzschläge gewährt.
    „Alle Achtung, an Ihnen ist eine Akrobatin verloren gegangen“, stellte Duprey fest.
    „Was ich kann, ist Ihnen auch möglich. Kommen Sie, wagen Sie es.“
    Behände schwang er sich in den Sattel, stellte sich auf und umfasste die Eisenspitzen. In dem Moment, als er sich schwungvoll abstoßen wollte, tänzelte Saladin zur Seite. Duprey drohte, in die scharfen Gitterspitzen zu stürzen, und rettete sich mit einem Hechtsprung, bei dem er kopfüber am Boden landete. Benommen setzte er sich zu Vivianes Füßen auf und betastete seinen Nacken.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich leise und half ihm auf die Beine.
    „Ja. Was machen Sie eigentlich hier?“
    „Ich suche meine Schwester Juliette.“
    „Oh, wirklich?“, entwich es ihm verblüfft.
    Sie nickte und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Zwischen den Bäumen suchten sie Deckung. Geduckt schlichen sie auf das beleuchtete Fenster zu, doch der Salon dahinter war verlassen. Alle anderen Zimmer einschließlich der Küche waren dunkel. Da im Untergeschoss niemand zu sehen war, scheuchte sie Duprey zu den Fenstern im oberen Stockwerk hinauf. Nachdem er in die Zimmer gespäht hatte, sprang er herunter und schüttelte den Kopf.
    „Das Haus scheint leer zu sein. Sogar Ninon ist fort“, flüsterte er.
    „Wir gehen hinein.“
    „Wie denn? Die Türen sind abgeschlossen. Wollen Sie etwa eine Scheibe einschlagen?“
    „Unsinn, wir öffnen die Hintertür zur Küche.“
    „Wissen Sie, was Olivier mit uns anstellt, wenn er erfährt, dass wir in sein Haus eingestiegen sind?“, zischte Duprey in ihrem Rücken.
    „Wissen Sie, was ich mit ihm anstelle, wenn ich seiner habhaft werde? Seien Sie kein Hasenfuß, Duprey.“
    Seine Bedenken schürten ihren Zorn. Jeder, der mit Olivier zu tun hatte, schien Furcht vor ihm zu empfinden. Zielstrebig umrundete sie das Haus, um abermals vor die Küche zu gelangen. Ein Klicken warnte sie. Sie blieb so plötzlich stehen, dass Duprey gegen sie prallte.
    „Wer da?“
    „Das ist Lazare“, meinte ihr Begleiter und schob sich vor sie. „Ich bin’s, Lazare. Alain.“
    Zuerst schob sich ein Lichtschein um die Hausecke, gefolgt vom Lauf eines Jagdgewehrs, der sich vor ihnen zu Boden senkte. Eine Blendlaterne beschien das Gesicht des Mannes, der sie hielt. Ein grobschlächtiger Kerl von quadratischer Statur und einer Narbe auf der Wange. Auf Viviane wirkte er wenig vertrauenserweckend. Eher verschlagen. Die Narbe ließ etwas in ihr anschlagen. Jemand hatte ihn

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