Kuss der Sünde (German Edition)
„Jawohl, Maman.“
Die Marquise sah an ihrer Jüngsten hinab und fragte sich anscheinend, ob ein weiteres Wachstum für sie wirklich förderlich war. Für ihre zwölf Jahre war sie auffallend groß. „Du wirst ihn nie wieder sehen, diesen komischen Fremden.“
Nachdem sie diese letzte Spitze gegen Juliette abgeschossen hatte, verließ Pauline gehorsam den Salon und grinste ihren Schwestern von der Tür aus ein letztes Mal zu. Vivianes Mundwinkel zuckten. Zutiefst beleidigt sprang Juliette auf.
„Ihr seid alle beide nur neidisch, weil euch noch keiner geküsst hat!“
Zu einer Antwort ließ sie Viviane keine Zeit, sondern gesellte sich zu den jungen Herren auf die erleuchtete Terrasse, um einige Komplimente zu erhaschen, die ihre verletzte Eitelkeit dringend nötig hatte.
Betreten sah Viviane nach unten und gedachte des ersten Kusses ihres Lebens und was sich daraus ergeben hatte. Eine Enttäuschung, die keiner Wiederholung bedurfte. Und in diesem ruchlosen Haus der Schauspielerin hätte sie leicht weitere Küsse und einiges mehr ergattern können. Ja, es erschien ihr sogar sehr viel angenehmer, sich von diesem stattlichen Fremden küssen zu lassen, als sich den stets gespitzten Lippen ihres Verehrers Casserolles auszusetzen. Dieser Olivier hatte trotz seines Schwipses den Eindruck gemacht, genau zu wissen, was einer Frau gefiel. Sie glaubte, wieder die Wärme seines Körpers zu spüren, die sichere Berührung seiner Hände auf ihrer Taille. Seine Lippen an ihrem Hals. Hätte sie noch einmal die Gelegenheit, würde sie … Halt! Sie hatte sich fest vorgenommen, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Zumal er schon mehrfach in ihren Träumen herumgegeistert war. Eines stand fest, durch diese Erfahrung, so kurz sie sich auch gestaltet hatte, hatte sie gelernt. Sobald sie ein Pensionat eröffnet hatte, konnte sie ihren Zöglingen alle Versuchungen dieser Welt aus erster Hand schildern. Ah, und vielleicht sollte sie sich einige Methoden einfallen lassen, wie sie einzugehen waren, ohne dass andere davon etwas mitbekamen. Eine schändliche Überlegung, fürwahr. Gleichwohl überaus interessant. Feen würden garantiert ähnlich denken. Sie schlug die Augen nieder und verbarg ihr verschmitztes Lächeln hinter dem Fächer.
„Ich mag keine abwesenden Männer in meinem Bett“, sagte Adrienne und stellte das Schaukeln ihres Beckens ein.
Olivier schlug die Augen auf und liebkoste ihre Hüften. „Ich sitze direkt unter dir.“
„Ich meine geistesabwesend, mein Lieber.“ Sie lehnte sich vor, bis ihre festen Brüste sich gegen seinen Oberkörper pressten und sie ihn tiefer in die Kissen in seinem Rücken drückte. „Du magst ein schöner Mann sein, doch ich erwarte mehr von meinen Liebhabern.“
„Das Kompliment der Schönheit gebührt ausschließlich Frauen. Für einen Mann ist es eher eine Beleidigung.“
Als sie den Kopf in den Nacken legte und lachte, kitzelten die Spitzen ihres langen Haars über seine Oberschenkel. Er hob sein Becken an und ließ es kreisen. Adrienne war zierlich, besaß kaum Gewicht.
„In meiner Heimat rühmen sich alle Männer großer Schönheit, Olivier. Sie sind makellos und gelegentlich grausam in ihrer Gleichgültigkeit. Dir ziemlich ähnlich.“
Sie redete gern, während sie ihn ritt und er mochte es, weil ihre Stimme ebenso beruhigend auf ihn wirkte wie das Streicheln ihrer Hände.
„Wo liegt deine Heimat?“
„Ich komme von einem weit entfernten Ort“, antwortete sie und fuhr mit den Händen über seine Rippen hinab zu seinem Bauch. „Einem Ort, in dem die Winter kurz und die Sommer endlos sind. So endlos wie seine Wälder.“
„Klingt gut.“
„Ich möchte dir etwas erzählen“, sagte sie und drückte die Schenkel so fest zusammen, dass er seine sachten Stöße einstellen musste.
Mit einem Lächeln lehnte er sich vor, umschlang ihren schmalen Oberkörper und leckte über ihre Brustwarze. Sie war hart und so rot wie eine Himbeere. „Ich höre“, murmelte er, wandte sich der anderen Brust zu und saugte daran.
Ihre Finger kämmten durch sein Haar. „Einst gab es in meiner Heimat eine … Auseinandersetzung. Einige aus meinem Volk verließen die Wälder und lebten von da an in der Fremde. Sie heirateten, zeugten Kinder, begannen ein neues Leben und doch vermissten sie schmerzlich ihre Heimat. Es gab jedoch keinen Weg zurück, verstehst du?“
„Hm.“ Gott, sie war so eng und er wollte sich bewegen. Als ahnte sie es, begann sie erneut, auf ihm zu
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