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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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freundlich. Nicht so wie die andern.“
    Wusste Adrienne eigentlich, dass einige Gäste sich mit ihren Stallburschen verlustierten? Die Jungen waren alle hübsch und gut genährt. Auffallend hübsch sogar, und ihre Kleidung war nicht nur fest, sondern auch von guter Qualität. Demnach wusste Adrienne alles und förderte es sogar.
    „Dieser Fifi hat also nie ein Mädchen aufgesucht?“, hakte er nach.
    „Die Dame in dem schönen Kleid war die einzige Frau, mit der ich ihn je hier gesehen habe.“
    Olivier nickte. Fifi konnte ihm natürlich nie begegnet sein, da er die Hintertüren vorzog, um seine Vorliebe zu verbergen. Solche Männer verhehlten ihre Namen. Sein Verhör drohte, im Sand zu verlaufen.
    „Kommt er oft hierher?“
    „Hin und wieder, aber nie regelmäßig.“
    „Und die Dame, sprach er sie mit Namen an?“
    „Wenn, dann habe ich es nicht gehört.“ Auffordernd hielt der Stallbursche ihm das Glas entgegen, damit er nachfüllte. „Die beiden verschwanden im Haus, und ich sah die Dame erst wieder, als sie mit Euch auf der Galerie stand. Das war ein ziemlich tiefer Sturz, Monsieur Brionne. Ich wusste, dass das Geländer bricht, es ist seit Jahren morsch. Sie hatten Glück im Unglück. Ohne den Misthaufen hätten Sie sich bestimmt was gebrochen.“
    Diesen Kommentar quittierte er mit einem leisen Knurren.
    „Schneiden Sie der Dame die Kehle durch, wenn Sie sie erwischen?“ In gespannter Erwartung riss der Junge die Augen auf und vergaß seinen Wein.
    „Sehe ich etwa so aus, als würde ich hilflose Frauen aufschlitzen?“
    „Na ja, Sie können gut mit Dolch und Degen umgehen, heißt es. Was werden Sie mit der Frau machen, wenn Sie Ihnen noch mal über den Weg läuft?“
    Tja, das war eine gute Frage. Olivier hatte keine Antwort darauf, zumal es unwahrscheinlich war, ihr in einer Stadt von der Größe von Paris noch einmal zu begegnen. Sollte er ihr jemals begegnen, würde er keinen Dolch benutzen, sondern sie eher mit einer anderen Waffe durchbohren. Bis zur Erschöpfung wollte er sie lieben. Seine Mundhöhle wurde trocken. Weshalb konnte er diese Frau nicht vergessen? Der Junge beobachtete ihn und grinste schelmisch. Scheinbar standen ihm seine Gedanken an die Fremde deutlich im Gesicht. Normalerweise hatte er sein Mienenspiel besser unter Kontrolle. Er räusperte sich. „Was ich mit ihr mache, überlege ich mir, sobald ich sie gefunden habe.“
    „Ich halt die Augen für Sie offen, Monsieur Brionne.“
    Diesem Versprechen folgte ein schwankender Abgang. Olivier blieb und trank. Die Lust auf ein Kartenspiel mit hohem Einsatz war ihm vergangen. Mehr und mehr umnebelte der Wein seinen Verstand und zog ihn hinab in einen unruhigen Schlaf. Seine gefälschten Briefe, die Begegnung des Kardinals mit einer falschen Königin und eine junge Frau mit blauen Augen und mokkabraunem Haar vermengten sich zu einem wirren Traum. Sie begegnete dem Kardinal in den Gärten von Versailles, bedrohte ihn mit einem absurd langen Dolch und forderte die Briefe zurück.

     
     

5
     
    G
    relles Sonnenlicht stach in seine Augen und schürte einen dumpfen Kopfschmerz. Obwohl er ein schlichtes Hemd ohne Spitzen und Zierrat und da r über lediglich einen leichten Gehrock trug, schwitzte Olivier. Die verblühten Fliederbüsche boten zu wenig Schatten, und die Ta g e shitze schien sich aus dem Erdreich durch die dünnen Sohlen seiner Stiefel zu brennen. Er sank an die hohe Gartenmauer und bereute, dass er sein kü h les Haus zugunsten eines Stelldicheins mit J u liette verlassen hatte. Wer wusste schon, ob sein Billet an sie nicht abgefangen worden war oder dieses dreiste Ding die Stirn besaß, ihn im wahrsten Sinne des Wortes schmoren zu lassen.
    Aus Ermangelung an anderer Unterhaltung richtete sich seine Aufmerksa m keit auf die beiden Jugendlichen, die auf der Terrasse im Schatten saßen. Der Junge stand kurz vor dem Mannesalter, das Mädchen schien noch in den Ki n derschuhen zu stecken. Es hatte seine Nase in ein Buch gesteckt und zwirbelte eine weizenblonde Strähne zwischen den Fingern.
    „Hach! Hör dir das an, Justin.“ Die Stimme des Mädchens schallte bis zu den Fliederbüschen. „Meine Liebe erschreckt Sie. Sie finden sie heftig, verw e gen. Beschwichtigt sie durch eine zartere Liebe, verweigern Sie sich nicht der Herrschaft, die ich Ihnen biete, der ich, ich schwöre es, mich nie entziehen will.“
    „So ein Blödsinn“, sagte Justin.
    Olivier grinste in sich hinein. Les Liaisons Dangereuses von Choderlos de

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