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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Immer wieder hielt sie inne, ordnete ihr Schultertuch, zupfte an ihren brünetten Löckchen, spähte über die Schulter zurück. Er kannte dieses Gebaren von Frauen, die sich besser darauf verstanden. Aber sie war noch jung und übte sich noch in den Lektionen ihrer Mutter. An der Gartenmauer, unter dem grünen Laubdach zweier Bäume, wirbelte sie herum und mimte die Empörte.
    „Weshalb laufen Sie mir nach, Monsieur? Ich kenne Sie nicht.“
    Gemächlich umrundete er einen blühenden Busch. Wenn er eines wusste, dann, dass er sie nicht in dieses schattige Eckchen getrieben hatte. „Ich ging davon aus, es wäre Ihr Wunsch, dass ich Ihnen folge. Falls ich mich geirrt habe, bitte ich um Entschuldigung“, entgegnete er und machte einen formvollendeten Kratzfuß.
    Aus der Nähe besaß sie das Gesicht eines Kindes, das sich wünschte, eine Frau zu sein. Unsicherheit flackerte in ihren blauen Augen auf. Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln und senkte die Stimme zu einem warmen Timbre.
    „Da ich kein Fremder für Sie bleiben will, möchte ich mich vorstellen. Ich bin Olivier Brionne und völlig bezaubert von Ihnen.“
    Gott, wann hatte er zum letzten Mal so einen Schwachsinn von sich gegeben? Wenn überhaupt, dann im Zustand der Volltrunkenheit, aber ihr schien es zu gefallen. Grübchen bohrten sich in ihre Wangen.
    „Wirklich? Weshalb?“
    Olivier legte sich die Hand über sein Herz. „Mademoiselle, ich scheue davor zurück, mich zu offenbaren, ohne Ihren Namen zu kennen.“
    Entzückt kicherte sie und machte einen Knicks. „Ich bin Juliette Pompinelle.“
    „Juliette“, wiederholte er andächtig. „Gestatten Sie mir, offen zu sprechen. Im Salon sind Sie mir aufgefallen, kaum dass ich eintrat, und seitdem konnte ich den Blick nicht abwenden. Ich musste unbedingt den Klang Ihrer Stimme vernehmen. Wie erwartet ist sie von einem bezwingenden Liebreiz.“
    „Nur meine Stimme ist liebreizend?“, kokettierte sie und schürzte die Lippen.
    Tief sah er ihr in die Augen. Das klare Blau war das einzige, was man an diesem Mädchen makellos schön nennen konnte. Juliette Pompinelle würde niemals mit ihrer Mutter konkurrieren. In wenigen Jahren wären all ihre Reize – wenig genug davon besaß sie – dahin.
    „Oh, es ist nicht allein Ihre Stimme, die mich bezaubert. Sie sind ein reizendes Gesamtwerk. Ein Sinnbild von Schönheit, Grazie und gutem Geschmack.“
    „Man sagt, ich komme ganz nach meiner Mutter“, behauptete sie eifrig. „Ihre Schönheit wurde häufig gerühmt. Ein sehr bekannter Maler hat sie sogar um eine Sitzung gebeten.“ Stirnrunzelnd sah sie nach unten. Der Name jenes Malers schien ihr entfallen zu sein.
    „Tatsächlich? Das überrascht mich nicht“, entgegnete er und seufzte in aufgesetzter Bewunderung. „Darf ich fragen, wie alt sie sind?“
    „Siebzehn.“
    Verdammt jung, um nach schlechter Gesellschaft zu suchen. Vielleicht lag es den Frauen dieser Familie im Blut.
    „Und Ihre Frau Maman ist informiert, wo Sie sich aufhalten?“
    Diese Frage versetzte sie in Verlegenheit. Geniert schüttelte sie den Kopf.
    Er beugte sich zu ihr, bis sein Atem ihre Halsbeuge streifte. „Sie sind ohne die Erlaubnis Ihrer Mutter hier?“, fragte er dunkel. „Das ist ungezogen. Sind Sie etwa ein böses Mädchen, Juliette?“
    Fasziniert starrte sie ihn an und blieb stumm. Bisher hatte er befürchtet, zu dick aufzutragen. Jetzt zeigte sich, dass es ruhig noch etwas dicker sein durfte. Es war verblüffend leicht, sie zu beeindrucken. Seine klebrig-süßen Komplimente besaßen eine durchschlagende Wirkung. Sie war ein mühelos zu lenkendes Kind. Schelmisch zwinkerte er.
    „Sie verwirren mich, Monsieur.“
    „Ihre Verwirrung ist nichts im Vergleich zu dem Aufruhr, den Sie in mir entflammen, Mademoiselle.“ Gott, das war besser als ein Stück der Comédie. Diese runden Augen, dieses geradezu dümmliche Staunen. Jeden Augenblick würde er laut loslachen. Um dem vorzubeugen, konzentrierte er sich auf ihren Nacken, den sie leicht gebeugt hatte. Er streifte den Handschuh von der rechten Hand. Er wusste nicht genau, wie es ihm gelang, doch wenn er eine Frau sacht berührte, schmolzen die meisten dahin. Adrienne nannte es magnetisch, und wer war er, um einer Kurtisane ihres Formats zu widersprechen.
    Juliette senkte die Lider, als seine Fingerspitzen ihren Nacken berührten und in zarten Kreisen zu ihrem Haaransatz hinaufwanderten. Er strich hinter ihrem Ohr entlang, hinab zur Halsbeuge und hob ihr rundes Kinn an.

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