Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
Eine spröde, junge Person, aber ganz ohne Reiz ist sie nicht. Ehrlich gesagt, in meiner Situation war sie mir ungemein sympathisch.“
    „Möchtest du noch eine Schale Suppe?“, fragte Ninon, um ihn vom Thema abzubringen.
    Je länger Alain sprach, desto mehr hatte sich Oliviers Miene verdüstert. Nach allem, was diese Familie ihm angetan hatte, glich es einem Wunder, dass er noch immer am Tisch saß. Jeder noch so kleine Hinweis auf seinen Vater trieb ihn gemeinhin sofort in die Flucht.
    Alain hielt ihr die Schale hin und fuhr fort. „Wenn ich diese Juliette nur einmal in die Finger kriegen könnte.“
    Zum ersten Mal, seit sein Freund davon angefangen hatte, ergriff Olivier das Wort. „Es bietet sich immer eine Gelegenheit, wenn man es darauf anlegt.“
    Beinahe fiel Ninon die Schöpfkelle aus der Hand. Was meinte er damit?
    Alain schlug mit der Faust auf den Tisch. „Das ist leicht gesagt, Mann. Wenn ich wüsste, wie ich es ihr heimzahlen könnte, wäre es längst geschehen.“
    In Oliviers Augen glitzerte Frost, ein vages Lächeln umspielte seine Lippen. Er schwieg, doch sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihm eine Idee kam. Eine von jener Sorte, die Ärger herausforderte. Gleichgültig, worum es sich handelte, sobald er sich etwas in den Kopf setzte, konnte ihn niemand davon abhalten. Wortlos nahm sie daher die leere Suppenschüssel auf, ging hinaus und überließ die beiden Männer sich selbst und ihren Plänen.
     

     
    „Sie musste unbedingt das Pferd meines Bruders behalten. Jetzt reitet sie den Hengst selbst. Sie will mich damit nur ärgern!“
    Juliette fand in ihren Hetzreden über die große Schwester kein Ende. Ihr Wortschwall wurde nur dann unterbrochen, wenn sie eine Auster ausschlürfte. Olivier musterte das erhitzte Mädchengesicht und fragte sich zum wiederholten Mal, wie sein Vater, ein Mann von brillantem Können, sich im Netz von Marianne de Pompinelle verstricken konnte. Ihre Tochter zumindest war ein Ausbund an Einfalt. Dem Mädchen fehlte jegliche Raffinesse, von Verstand ganz zu schweigen. Allein schon ihr endloses Geplapper über einen Gaul langweilte ihn zu Tode. Vielleicht rührte ihr Redezwang von dem verbotenen mitternächtlichen Ausflug, bei dem sie mit seiner Hilfe aus dem Fenster kletterte. Vielleicht auch an der exquisiten Küche bei Adrienne oder den Spiegeln über dem Bett, zu denen sie immer wieder schielte. Ihr musste bewusst sein, in welcher Art Haus sie sich aufhielt, doch sie ignorierte es und befasste sich lieber mit den Austern und dem Kaviar, während er sich auf stark verdünnten Weißwein beschränkte.
    „Ich hatte solche Angst, dass Sie mich vergessen haben, Olivier. Ach, ich wünschte so sehr, nie mehr nach Hause zurück zu müssen!“
    „Nun, in Ihrer Familie kam es zu einem Todesfall. Es wäre pietätlos gewesen, wenn ich Sie in Ihrer Trauer gestört hätte.“
    Sie ergriff ihr Champagnerglas und kippte es in die Senkrechte, um den letzten Tropfen am Boden zu ergattern. Er fiel in ihre leicht geöffneten Lippen. Auffordernd hielt sie Olivier das leere Glas entgegen. „Es ist entsetzlich“, jammerte sie.
    „Ja, das ist es.“ Er wusste aus eigener Erfahrung, welches Entsetzen der Tod eines geliebten Menschen auslöste.
    Sie vergaß den Champagner, nahm die Serviette in ihrem Schoß auf und tupfte sich die Augenwinkel. „Seit Justin unter der Erde liegt, spielt sich Viviane maßlos auf. Sie weiß, dass ich mir eine neue Stute wünsche. Aber Papa sagt, wir haben genügend Pferde im Stall, und wenn ich ein neues Pferd will, müsste er Saladin verkaufen. Und weil Viviane mir alles missgönnt, hat sie ihn zu ihrem Reittier gewählt. Unentwegt hielt sie Vorträge über Anstand und schwafelte von einem Pensionat. Das gilt alles nicht mehr. Sie reitet sogar im Herrensattel, weil Saladin den Damensattel nicht gewöhnt ist. Ist das etwa anständig?“
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Ehe dieses Biest mir etwas gönnt, zieht es lieber Hosen unter die Röcke und macht sich zum Gespött.“
    Das Biest in diesem Trauerspiel war einzig Juliette. Blanker Neid sprach aus ihr. Was Viviane Pompinelle betraf, so schien sie darauf aus zu sein, die Erinnerung an ihren Bruder zu bewahren, und sei es, indem sie sein Pferd behielt. Er versuchte, sich auszumalen, welcher Tumult deswegen stattgefunden hatte. Der Marquis de Pompinelle war im Grunde zu bedauern. Neben einer betrügerischen Gemahlin musste er sich mit zankenden Töchtern quälen und hatte zu guter Letzt

Weitere Kostenlose Bücher