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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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übrig, als eine sitzen gebliebene Riesin zu heiraten! Du weißt ja nicht mal, was eine richtige Frau ist!“
    Keuchend hielt Juliette inne. Die Schmähungen waren ihr für den Moment ausgegangen. Viviane glaubte zu wissen, woher der Groll rührte. Es ging überhaupt nicht um sie.
    „Juliette, ich kann deine Wut nachvollziehen. Ja, ich verstehe sehr gut. Jus tins Tod hat uns alle aus der Bahn geworfen. Wir sind erschüttert und wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Kummer und Gram haben nicht nur dich …“
    „Ich hasse dich!“, kreischte Juliette. „Ich wünschte, du wärst bei Grandmère geblieben und dort verrottet!“
    Erschüttert zuckte sie zusammen. Es blieb ein Rätsel, was sie verbrochen hatte. Juliette verließ mit wehenden Röcken das Zimmer. Eine Tür krachte laut ins Schloss, danach kehrte Ruhe ein. Viviane schloss die Zimmertür. Es war müßig, über diesen Vorfall nachzudenken. Sie hatte genug eigenen Hader, um sich über die Schwester und ihre Launen Gedanken zu machen. Sie musste beispielsweise eine Antwort darauf finden, welchen Weg sie einschlagen sollte, nachdem das Leben neue Wahrheiten präsentiert hatte.
     

     
    Ninon sollte erleichtert sein, doch stattdessen wuchs ihr Argwohn von Tag zu Tag. Olivier verbrachte die meisten Nächte im Haus, aß regelmäßig und verzichtete größtenteils auf Alkohol. Es hatte sogar den Anschein, als hätte die Dachkammer in Paris ausgedient. Mehr und mehr Kisten mit Papieren wanderten von dort in seine Bibliothek. Dennoch bereiteten ihr die drei Nächte, die er außerhalb verbrachte und erst im Morgengrauen zurückkehrte, Sorge. Dann verschlief er den Tag und zeigte sich erst wieder am Abend. Sie kannte ihn, seit er als Jüngling von dreizehn Jahren in ihren Armen seine Unschuld verloren hatte. Wenn er ein Leben in geregelten Bahnen anstrebte, hätte er sie eingeweiht. Es steckte etwas anderes dahinter.
    „Ich habe Adrienne besucht“, sagte sie und reichte ihm den Brotkorb.
    Er nahm ein Stück, riss es entzwei und tunkte es in die Suppenschale mit Bouillabaisse. „Wie geht es ihr?“
    „Gut. Du hältst dich seit einigen Wochen von ihr fern, sagte sie.“
    Schweigend aß er weiter. Sie legte ihren Löffel beiseite, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Finger über der Schale.
    „Ich traf dort auch eine junge Schauspielerin. Nicolette Lequay.“
    Ein Funke sprühte in seinen grauen Augen auf und verglomm. Er hob sein Weinglas, betrachtete kurz den tiefroten Inhalt vor dem Licht einer Kerze und trank. „Was erzählt Nicolette so?“, erkundigte er sich und setzte das Glas ab.
    „Sie war recht gesprächig.“ Ninon drückte die Handflächen auf das weiße Leinentischtuch. „Offenbar hast du eine neue Mätresse, eine Comtesse de La Motte. Sie hat dich dermaßen bezirzt, dass dir kaum noch Zeit für etwas anderes bleibt. Das ist schade, denn Adrienne mag dich sehr.“ Ninon ließ ihn nicht aus den Augen und forschte in seiner Miene nach der Wahrheit.
    Er führte den Löffel zum Mund und wies anschließend damit auf die Suppenschüssel. „Deine Bouillabaisse schmeckt ausgezeichnet. Weshalb isst du nicht?“
    „Ich glaube dieser Nicolette kein Wort. Rang und Namen haben dich nie interessiert. Zumal ich läuten hörte, dass der Titel jener Dame auf wankenden Füßen steht“, entgegnete sie spröde.
    Er nahm sich ein weiteres Stück Brot und wischte damit seine Suppenschale aus. Erst nachdem er mit der Serviette seine Mundwinkel betupft hatte, rang er sich zu einer Antwort durch. „Es wäre doch möglich, dass nicht der Titel, sondern die Frau selbst für mich von Interesse ist. Ist es denn so unvorstellbar, dass ich mich verlieben könnte?“
    Ninon beobachtete seine Hand, die nach der Weinkaraffe griff und ihnen beiden nachschenkte. Ihres Wissens war er nur ein einziges Mal verliebt gewesen. Damals hatte sein Vater noch gelebt, es ging um ein Nachbarsmädchen und es hatte ihm eine gehörige Portion Ärger eingetragen. Natürlich erwartete sie heute nicht mehr, dass Olivier zu ihr rannte, um ihr seine Liebesbriefe vorzulesen oder lang und breit vor ihr zu schwärmen, wie seinerzeit von diesem Mädchen. Dennoch war sie sicher, dass sie etwas bemerkt hätte.
    „Versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen, Olivier. Ich kenne dich, und meine Ahnungen trügen selten. Ich habe gehört, sie sei …“
    „Ich verstehe nicht, was du mir vorwerfen willst“, fiel er ihr ins Wort. „Es steht alles zum Besten. Nie zuvor ist es so gut

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