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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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sagte, wandte sie ertappt den Blick von seinem Bauch ab.
    „Ich bitte Sie inständig, meinen Antrag in Erwägung zu ziehen, Mademoiselle Viviane. Es ist mir bewusst, dass Sie jederzeit einem anderen Verehrer den Vorzug geben können. Trotzdem will ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass Ihre Wahl auf mich fällt. Weder sind Sie kapriziös noch flatte r haft. Ich baue darauf, dass Ihre Prinzipien es verbieten, der Abenteuerlust den Vorzug zu geben, wenn ich Ihnen Zuverlässigkeit und Beständigkeit biete. Dies ist es doch, was in einer Ehe zählt.“
    Sein kurzer Vortrag schnürte sich um ihren Hals wie ein dünnes Drahtseil. Was sollte sie dazu sagen? Er bot ihr ein ruhiges, gemächlich dahinfließendes Leben. Eine Ehe, die auf gegenseitige m Re s pekt und eine m ernst gemeinte n Treueschwur basierte. Die Alternative wäre ein Mann, der wenig auf Prinz i pien hielt – davon gab es mehr als genug in Paris. Letztendlich lief es auf zwei Möglichkeiten hinaus: die Ehe oder das Kloster. Ohne Justin gab es keinen Bruder, der eine altjüngferliche Schwester später einmal aufnehmen würde. Damit war ihr Schicksal besiegelt. Sie stand mit leeren Händen da.
    „Ich werde Ihren Antrag sowie Ihre Worte ernsthaft überdenken, Chev a lier“, stimmte sie kleinlaut zu. „Bitte gewähren Sie mir hierzu die nötige Zeit. Das Trauerjahr um meinen Bruder ist noch nicht vorüber. Diese Spanne bis August bitte ich mir aus, um eine Entscheidung zu treffen.“
    Nach kurzem Zögern verneigte er sich. „Drei weitere Monate kommen mich hart an, doch ich respektiere selbstverständlich Ihren Wunsch – in der Hoffnung, dass es Ihre Entscheidung positiv beeinflusst.“
    „Ich bin für Ihre Geduld sehr dankbar, Chevalier “ , hauchte sie und erhob sich, um ihn zu verabschieden.
    Beschwingt verließ er das Haus, während sie den Eindruck hatte, das i m mense Gewicht ihres künftigen Bräutigams hätte sich auf ihre Schultern g e legt, um sie zu Boden zu drücken.
     
    Kaum eine Woche später brach er das vereinbarte Stillschweigen über das getroffene Arrangement und gestand es ihrer Mutter ein. Marianne de Pompinelle ließ keine Zeit verstreichen und wisperte es jedem aufmerksam gespitzten Ohr zu, das in ihre Reichweite geriet – selbstverständlich in äußer s ter Di s kretion und hinter vorgehaltenem Fächer. Binnen weniger Tage war jeder von Rang und Namen in Paris und Versailles darüber informiert, dass Viviane den Chevalier Thibaut de Casserolles heiraten würde, sobald das Trauerjahr vorüber war. Man hielt den Bräutigam gemeinhin für einen Glückspilz und sprach von einer exorbitanten Mitgift. Dank jahrzehntelanger Erfahrung in Arrangements jeglicher Couleur hatte ihre Mutter die Angel e genheit nach ihrem Sinne geregelt und die Falle zuschnappen lassen, ehe V i viane es sich anders überlegen konnte. Ihre Ehe mit Thibaut de Casserolles galt als b e schlossen.
     
     
     

8
     
    Z
    u Mariä Himmelfahrt besuchte Viviane gemeinsam mit der Familie die Hofkapelle in Versailles und saß inmitten des königlichen Ho f staates und solchen, die die Hoffnung hegten, irgendwann dazuzug e hören. Kardinal Rohan würde die Messe lesen. Seine Wortgewalt lockte r e gelmäßig auch diejenigen in die Kirche, für die der Glaube ein pures Lippe n bekenntnis blieb. Die Duftwässerchen der Herren und Damen schwänge r ten die Atemluft, von der wenig g e nug zur Verfügung stand. Aus mehr als einem Grund war der Besuch der Messe für Viviane eine unerträgliche Marter. We s halb saß sie überhaupt hier, vor einem Gott, der ihr den Bruder geno m men hatte und ihr nun auch noch eine Ehe aufzwängte, auf die sie keinen Wert legte? Angeblich besaß sie hei d nische Wurzeln, also sollte sie eher in einem Wald sitzen und ihre Füße in einer kühlen Quelle baden. Ohne die lästige Einschränkung eines Korsetts und gesellschaftlicher Konventionen. Die B e hauptung ihrer Mutter, dass diese für eine Kerouac nicht galten, hatte sich ebenfalls als falsch herausgestellt, denn schließlich bestand die Marquise selbst auf die Hochzeit und beschränkte damit die Neigung ihrer ältesten Tochter. Hatte Viviane diese vor K urzem noch geleugnet, war sie sich jetzt nahezu sicher, dass die ihr zugedachte Z u kunft in einer Katastrophe münden würde.
    Missmutig musterte sie den Heiland über dem Altar, ließ das Orgelspiel über sich hinwegbrausen und trug sich mit blasphemischen Gedanken. Es wäre wahrlich angenehmer, würde der ausgezehrte Sohn Gottes an ihrer

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