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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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erschreckend schnell auf ihre Finger zurasten. Wild wedelte sie mit dem brennenden Papier durch die Luft und verteilte Funken.
    Olivier riss es ihr aus den Fingern und warf es in eine leere Waschschüssel, wo es verschrumpelte und zu Asche verkohlte. Mit Genugtuung sah sie es. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    „Mademoiselle“, brachte er sich in Erinnerung und wich Schritt für Schritt an die Tür zurück. „Den ersten Beweis, dass es Ihnen an Berechnung mangelt, haben Sie soeben erbracht und mich beinahe überzeugt.“
    „Wie bitte?“
    Er legte die Hand auf die Klinke. „Haben Sie geglaubt, dies wären die echten Briefe? Das ist rührend, Kleines, denn bisher bin ich davon ausgegangen, dass Sie nur einen Vorwand gesucht haben, um Ihre Sehnsucht zu erfüllen und einen Kuss zu ergattern.“
    Mit einem Wutschrei packte sie die Waschschüssel und schleuderte sie nach ihm. Olivier entwischte durch die Tür, und das Porzellan zerschellte am Türrahmen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    „Sie Betrüger!“, rief sie mit sich überschlagender Stimme und fegte, nachdem sie vergeblich an der Tür gerüttelt hatte, die kleinen Kristallfiguren vom Kaminsims.
    Sein überschäumendes Gelächter war die einzige Antwort auf ihren Wutausbruch.
     
     
     

10
     
    I
    n selten zutage tretendem Ingrimm bereitete Ninon das Abendessen vor. Das Scheppern der Töpfe und Pfannen schallte bis zu den Ställen und wies Olivier überdeutlich auf einen schiefhängenden Haussegen hin. Er trat durch die offene Küchentür ins Haus, als Ninon eine Ofenklappe öffnete und sich dabei die Finger verbrannte. Fluchend griff sie nach einem Topflappen. Während sie eine saftige Gans mit Butter bestrich, ignorierte sie seine Anwesenheit. Mit einem Achselzucken setzte er sich an den Küchentisch vor einen Haufen Möhren und Lauch, die ihrer Verarbeitung harrten.
    „Ist dein Schweigen ein Solidaritätsbeweis mit unserem Hausgast?“, fragte er den ihm zugewandten Rücken.
    Ninon trat an den Küchentisch, nahm ein scharfes Messer auf und deutete mit der Spitze auf Olivier. „Sie ist nicht unser Gast, sondern deiner. Ginge es nach mir, wäre sie längst fort. Ich schlage drei Kreuze, wenn du sie endlich gehen lässt. Sie hat die Kristallfiguren zerschlagen.“
    „Ich kaufe dir neue Figuren.“
    Kopfschüttelnd nahm sie eine Möhre auf und schälte sie. „Es geht mir nicht um das Kristall, Olivier, sondern darum, dass ich nicht nachvollziehen kann, weshalb du sie einsperrst. Je länger sie hierbleibt, desto schlimmer die Folgen.“
    Er verzog die Lippen. In Paris diskutierte das Volk über Rohan und die Königin. Nahezu jeder war davon überzeugt, dass Marie Antoinette ein falsches Spiel um ein kostbares Schmuckstück begonnen hatte, dem nun ein von ihr verabscheuter Kardinal und eine unschuldige Comtesse zum Opfer fielen. Artikel in den Gazetten und in Versform verbreitete Libelles schürten die Volksmeinung und prangerten Madame Defizit und ihre Prassereien an. Über Viviane und ihr Verschwinden kursierte hingegen kein einziges Gerücht. Er hatte sogar das Palais der Pompinelles aufgesucht und sich auf ein Geplänkel mit einem Dienstmädchen eingelassen, um Näheres zu erfahren. Animiert durch einige Komplimente hatte das redselige Ding berichtet, dass die älteste Tochter des Hauses erkrankt sei und einzig die Mutter ihr Zimmer betrat. Ergo hielten die Pompinelles die Vorkommnisse geheim, solange es ihnen möglich war. Dennoch ging er davon aus, dass die Polizei nach ihrem Verbleib forschte. Eingedenk des Einflusses ihres Vaters, der bis in die Ministerien reichte, steckte Olivier vermutlich ziemlich tief im Dreck. Ninon riss ihn aus seinen Überlegungen.
    „Was willst du eigentlich von ihr? Sie hat mir ihren Namen genannt. Was immer zwischen deinem Vater und ihrer Mutter im Argen lag – und darin hat er sich nicht einmal mir anvertraut – es gehört der Vergangenheit an. Mademoiselle Viviane war damals noch ein Kind. Garantiert hat sie keine Ahnung von den Affären ihrer Mutter.“
    „Ich habe dir verboten, mit ihr zu reden“, knurrte er übellaunig.
    „Sie hat mit mir geredet“, korrigierte Ninon. „Obwohl sie etliche Fragen stellte, gab ich keine Antwort darauf. Ich bringe ihr lediglich die Mahlzeiten aufs Zimmer. Soll ich das sein lassen? Willst du sie aushungern?“
    Er verdrehte die Augen. „Du wirst weitere Unterhaltungen vermeiden, Ninon. Sie bleibt eingesperrt, bis ich weiß, was ich mit ihr machen werde.“
    Wild hackte

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