Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
anderen zurück wollte.
„Was ist denn jetzt noch?“ Andreas war genervt.
„Ich würde gerne erst mit Alexa alleine reden. Richtest du ihr bitte aus, dass ich heute um 19 Uhr bei ihr bin?“ Erstaunt blickte Andreas ihn an.
„Alexa? Was zum Henker hat sie damit zu tun?“
Adam zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habe ich noch etwas mit ihr zu besprechen? Was geht dich das an?“ Andreas biss die Zähne zusammen, kam einen Schritt auf ihn zu. „Du lässt deine Finger von ihr. Das Mädchen hat schon genug mitgemacht, hast du mich verstanden?“, zischte er.
„Ja ja. Reg dich ab. Ich melde mich.“ Er fummelte noch eine Zigarette aus der Packung, steckte sie sich zwischen die Lippen, zündete sie an und ging davon.
***
„Du hast ihn gehen lassen?“, fragte Sam empört, als er wieder bei uns stand.
„Ich brauch nen Kaffee. Wie sieht‘s bei euch aus?“ Sam wurde geflissentlich ignoriert. Ich sammelte mich wieder und bejahte.
Absichtlich fiel ich mit Sam etwas zurück, als die anderen vorausgingen. Alexa ging neben Andreas her.
Ich griff Sams Hand und wir folgten den anderen zu den Ausgängen. Da wir kein Gepäck dabei hatten, durften wir sogar direkt geradeaus weitergehen, statt die Rolltreppe nach unten zur Gepäckausgabe zu nehmen. Als wir in der Abflughalle ankamen, entdeckte ich jemanden, den ich kannte. Ich ließ Sam los und rannte gemeinsam mit Rosa quer durch die Halle, um ihm um den Hals zu fallen.
„Mattis!“
Kapitel 13
London , Herbst 2012
«Reicht das nicht für die dunkle Seite der Macht?»
„Sag den anderen Bescheid, dass wir England verlassen. Holt mir meine Tasche. Ihr kommt mit mir zum Flughafen. Mandy auch.“ Wie Pistolensalven schoss Marcus seine Befehle auf Utz und Roderick ab, parkte den Pick Up und sprang aus dem Wagen. Den Hund ließ er über die Absperrung springen und kniete sich zu ihm. Er tätschelte den Dobermann zärtlich. Dieser leckte seine Hand, wandte sich ab und rannte zu den Wölfen. Marcus schnippte mit dem Finger und deutete aufs Haus. Sie durchquerten den Hof, als plötzlich jemand zu ihnen stieß. Ein Fremder und doch einer von ihnen. Ein Gestaltwandler. Marcus bedeutete den beiden zu gehen, und alles startklar zu machen. Ohne Murren gehorchten sie.
„Und reserviert uns die Tickets für einen Flug nach New York“, rief er hinterher. Sein Blick glitt über die schmale Gestalt. Wut und Trauer lagen in den Augen. Die Körperhaltung drückte Hass aus. Ein Gefühl, das ihm nicht fremd war. Und es war echt. „Was willst du hier?“, blaffte er ihn dennoch an.
„Ich wurde enttäuscht. Gedemütigt. Verlassen. Bitte lass mich …“ Marcus stellte sich drohend vor ihn. Seine Nasenspitze berührte die des Gestaltwandlers.
„Woher soll ich wissen, dass es keine Falle ist?“ Die schmalen Schultern zitterten, seine Körperhaltung drückte Verzweiflung aus.
„Gar nicht. Riech an mir. Aus mir strömt der Hass. Reicht das nicht für die dunkle Seite der Macht?“ Marcus Nasenflügel vibrierten. Dieser Gestaltwandler vor ihm war durcheinander und erinnerte ihn ein bisschen an seine ersten Zeiten, bevor er zum Wolf wurde. Er traute ihm zwar nicht über den Weg, konnte ihn aber vielleicht gebrauchen.
„Gut. Dann mach dich nützlich und hilf den anderen. Wir machen uns jetzt auf den Weg.“ Der Gestaltwandler wollte ihm die Hand geben, doch Marcus schlug sie knurrend fort.
„Es interessiert mich nicht, wer du bist oder was dir passiert ist. Du wirst am unteren Ende des Rudels anfangen und kannst dich beweisen. Und nun geh mir aus den Augen.“ Marcus wandte sich ab und betrat das verrottete Haus. Der bevorstehende Aufbruch erinnerte ihn an eine längst vergessene Zeit. An eine Zeit, in der er, Utz und Roderick ihren Hass ohne Grenzen ausleben konnten. Unerkannt und in aller Öffentlichkeit. Er sehnte sich danach zurück, sah auf den Ring an seinem Finger. Es würde bald wieder so sein. Dann allerdings wäre er der Führer.
Kapitel 14
München - April 1933
«Wir werden uns endlich ausleben dürfen.»
Mein Name,
den ich mir aus eigener Kraft erwarb,
ist mein Titel
Aus der Rede des Führers am 10. November 1933, gehalten in Siemensstadt
Bitterkalt wehte der Wind durch die Straßen, die Dunkelheit senkte sich über die Stadt, Laternen erloschen. Schlafenszeit. Nur im Sterneckerbräu wurde noch getrunken, Reden geschwungen, gegrölt. Die Luft war schneidend dick, die holzvertäfelten Wände im dicken Zigarettenrauch kaum zu
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