Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Männer vor einigen Tagen des Nachts in Nürnberg abgeschlachtet hatten.
Marcus roch den Ärger und die Wut, die sowohl aus seinem Gegenüber als auch seinem Rudel strömte.
„Marcus, Roderick, Utz“, stellte er sie besänftigend vor. „Wir wollen uns freiwillig zur Sturmabteilung melden.“ Der Kerl vor ihnen blickte ihn skeptisch an, kratzte sich am Hinterkopf und zog sich einen weiteren Stuhl ran. Auch Marcus setzte sich wieder und beobachtete aus den Augenwinkeln den Rückzug der Kameraden des Mannes.
„Felix Bauriedl. Meine Kumpane und ich wollen uns auch der SA anschließen und für unseren Führer in den Kampf ziehen.“ Marcus nickte.
„Die Bolchewisten müssen ausgeräuchert werden. Rache an denen, die die feigen Taten begangen haben“, wiederholte Marcus eine Parole, die in den letzten Wochen mehrfach in den Straßen zu hören war. Felix feistes Gesicht verzog sich, als er grinste. Er erhob den Krug und stieß mit Marcus an. Felix stand wieder auf. „Kommt mit an unseren Tisch“, lud er sie ein. Marcus, Utz und Roderick erhoben sich und folgten dem bulligen Kerl zum großen Nebentisch, wo mehr als zehn Männer sie unverhohlen begutachteten.
Meine Eintrittskarten sitzen hier
. Und auch wenn es Marcus nicht behagte, sich mit Menschen zusammenzutun, tat er es doch, denn ihre Gerüche nach Wut, Hass und Rache umwehten seine Nase und bestätigen ihm, dass er sich ihnen anschließen müsste, um in den inneren Kreis der Macht zu kommen.
Kapitel 15
Frankfurt, Herbst 2012
«Ist es wahr? Du hast dich in ihn verliebt?»
„Hey, Mädels. Nicht so stürmisch“, schmunzelte Mattis. Ich lachte befreit, froh, ihn so munter zu sehen, trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn. Nach vierhundert Jahren hatte natürlich auch er sein Aussehen verändert, aber seine gutmütigen Augen waren geblieben, der Ausdruck in ihnen, die Ruhe, die sie ausstrahlten. Rosa nutzte die Gelegenheit, um ihn zu umarmen und ihm einen sanften Kuss zu geben.
„Hmmm, das ist schön“, murmelte er in ihren Mund, strich ihr durch die Haare und legte seine Arme um ihre Hüften. Ich grinste. Er lächelte mich an. „Und du? Machst immer noch Schwierigkeiten?“ Ich tat, als sei ich erbost, hob die Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich? Stimmt doch gar nicht. Was machst du eigentlich hier?“
„Rosa hat mich von England aus angerufen. Der Ring ist gestohlen worden. Ich soll die Venatio unterstützen.“
„Dann bist du auch ein Wulfen?“
„Imagina hat uns geschickt, um zu helfen“, antwortete Rosa. Ich sah sie nachdenklich an. „Ich würde sie gern wiedersehen.“ Rosa hob die Schultern, blickte Mattis an.
„Du weißt, dass die Ehemaligen nicht zurück können.“ Ich seufzte. „Ja, ich weiß.“ Er sah über meine Schulter, so dass ich mich umdrehte. Sam war hinter mich getreten, lächelte ihn an.
„Ich bin Samuel. Kannst Sam zu mir sagen.“ Mattis ließ Rosa los und gab ihm die Hand.
„Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Mattis. Rosas Freund und Wulfen. Ich werde euch helfen, den Ring wiederzubekommen.“ Sam nickte. Er wirkte angespannt. Dass sein Vater das Bauernopfer hatte spielen müssen, bereitete ihm offensichtlich immer noch Bauchschmerzen.
An den Flugschaltern standen Andreas und Katja und sprachen mit einem völlig wirr aussehenden Typen. Seine Haare bestanden aus grünen und gelben Dreadlocks, die über seine Schultern fielen. Er steckte in ausgeblichenen Jeans, orangefarbenen Chucks und einer beigefarbenen Lederjacke. Eigentlich sah er ganz niedlich aus mit seiner riesigen, braunen Hornbrille. Zwischen seinen Beinen stand ein silberner Koffer. Vermutlich war da seine Ausrüstung drin. Was auch immer er brauchte, um Marcus ausfindig zu machen.
Aus den Augenwinkeln konnte ich Alexa beobachten, die etwas weiter wegstand und verloren aussah. Ich war mir sicher, sie wollte unbedingt nach Hause.
„Leute, wisst ihr was? Wir lassen jetzt mal die Venatio und euch alleine und fahren mit Alexa nach Hause. Sie ist noch ziemlich mitgenommen von dem, was in England mit ihr passiert ist.“ Rosa nickte und folgte meinem Blick.
„Gut. Fahrt ihr nach Hause. Wir werden mit den anderen die weitere Vorgehensweise besprechen.“ Rosa drückte mich kurz an sich, Mattis knuffte mich in die Seite, dann gingen Sam und ich zu Alexa rüber. Sie sah sehr müde aus, tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, um ihren Mund zeigte sich ein trauriger Zug.
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