Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
angeregt, eher schläfrig und benommen. Mandy biss sich auf die Oberlippe, bis der Schmerz sie zusammenzucken ließ. Doch das half auch nicht. Sie hatte weiterhin das Gefühl, wie in Watte gebettet zu sein, stakste auf ihren hohen Absätzen hinter Edward Cullen her, knickte immer wieder um. In ihrem Kopf herrschte gähnende Leere.
„Komm schon“, hörte sie seine Stimme von weiter Ferne. Verwirrt sah sie auf, wankte hin und her und starrte auf seinen Rücken.
Was mache ich hier? Irgendwas ist nicht Ordnung. Ich sollte umkehren.
Chaos in ihrem Kopf, die Gedanken kreisten, ließen sich nicht festhalten. Bevor sie darüber nachdenken konnte, was falsch gelaufen war, zog der Edward-Typ sie an sich, umschlang ihre Hüften, näherte sich ihrem Mund.
„Wie war noch gleich dein Name?“, nuschelte sie auf seinen Mund. „Marcus“, antwortete er flüsternd, legte seine Hand auf ihren Nacken und hauchte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen. So weich, so schön, so zart. Nein, Marcus konnte nicht gefährlich sein. Mandy öffnete ihren Mund und spürte seine Zunge zögerlich auf ihrer. In ihr vibrierte es, hinter ihren geschlossenen Lidern funkelte ein Feuerwerk, die Hitze stieg von ihrem Bauch in ihre Brust und sank zurück in ihr Zentrum.
„Mja, Marcus, richtig“, stöhnte sie. Sie war bereit, ihm hier und jetzt alles zu geben. Mitten auf dem Parkplatz.
„Lass uns gehen, meine Schöne. Ich bringe dich zu mir und werde dich … vernaschen.“ Marcus hauchte ihr noch einen Kuss auf den Mund. Ein Kuss, der auf ihren Lippen kribbelte. Meine Schöne. So hatte sie noch nie jemand genannt. Es fühlte sich gut an. Widerstandslos ließ sie sich von ihm auf den Beifahrersitz helfen und von ihm anschnallen. Die Tür knallte er nicht zu, sondern ließ sie geräuschlos ins Schloss fallen. Er umrundete den Wagen, und beinahe kam es ihr vor, als hätte er die kleine Strecke binnen einer Sekunde zurückgelegt, denn plötzlich saß er neben ihr auf dem Fahrersitz. Er rangierte mit dem Wagen und fuhr los. Während der Fahrt sagte er kein Wort, berührte sie nicht, starrte durch die Windschutzscheibe. Er schaltete, wenn der Motor danach verlangte, und blieb schließlich auf einer konstanten Geschwindigkeit. Mandy vermutete, dass sie nun auf einer Autobahn fuhren, aber sie konnte sich immer noch nicht konzentrieren und schloss die brennenden Augen, in der Hoffnung, sie könnte bald wieder schärfer sehen. Nicht lang.
Ich will doch alles mitkriegen. Was dieser wunderschöne Mann mit mir machen wird. Ich will das alles mitbekommen … mitbekommen …
Mandy öffnete die Augen, als kalte und feuchte Luft ihre Füße umwehte und jemand an ihrer Schulter rüttelte. Sie versuchte, den Kopf zu heben, aber alles um sie herum schwankte und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Gehirn ihr von innen gegen den Schädel schlagen. Sie saß noch immer in seinem Auto, doch die Tür war sperrangelweit geöffnet.
„Schönheit. Aufwachen. Wir sind da“, hörte sie seine Stimme dicht an ihrem Ohr. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, doch sie war einfach nicht in der Lage, sich aufzusetzen.
„Tut mir leid. Ich kann nicht … vielleicht ein andermal.“ Wenigstens nuschelte sie nicht mehr, doch die Innenseiten ihrer Lippen klebten an ihren Zähnen fest. Durst. Sie brauchte Wasser.
„Kein Problem. Ich trage dich und du kannst dich ausruhen, okay?“ Mandy nickte zustimmend. Jede Bewegung schmerzte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, ihm ausgeliefert zu sein, aber sie hatte auch nicht die Kraft, einfach abzuhauen.
„Marcus? Irgendwas ist nicht in Ordnung. Ich habe nur einen Upper genommen. Sonst nichts.“ Er reagierte nicht, hob sie ohne Probleme aus dem Wagen und trug sie hinein in die Dunkelheit. Regen fiel auf ihr Gesicht und ließ sie die Umgebung nur verschwommen wahrnehmen. Der Schmerz pochte in ihrem Kopf. Der Dreckskerl aus dem Club hatte ihr eine falsche Pille verkauft. So musste es sein, andernfalls konnte sie sich ihren Zustand nicht erklären. Aus den Augenwinkeln konnte sie verschwommen einen alten Bauwagen erkennen. Mandy wollte sich aufbäumen, doch ihre Glieder waren kraftlos und hingen schlaff hinab. Angst bahnte sich einen Weg durch ihren Körper. Ebenso verzweifelt wie vergeblich versuchte sie, sich aus seinen Armen zu winden. Wo trug er sie eigentlich hin? Sie wollte einfach nur etwas trinken und schlafen, in einem schönen, kuscheligen Bett. Auf Sex hatte sie weiß Gott keine Lust mehr. Es wurde
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