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Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Titel: Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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Ehefrau war nur die Spitze des Eisbergs. Wenn er sterblich bliebe, würde er sich irgendwann von ihr trennen. Er rollte sich auf den Bauch, starrte auf das winzige eingerahmte Foto aus einer Fotobox auf seinem Nachttisch. Mama. Mit einem offenen Lachen, blitzenden Augen, ihrem Grübchen in der Wange sah sie ihn an. Ein zehnjähriger Junge grinste in die Kamera - er selbst, der letzte gemeinsame Augenblick. Wenige Stunden nach Aufnahme dieses Bildes war sie tot gewesen. 

     

Kapitel 27
    Ein Tag vor Sams 10. Geburtstag 
    «Mama, da ist so ein komischer Typ, ich glaube, der beobachtet mich.»

    „Wir gehen nur noch deinen Kuchen abholen.“
    Sam zog eine Schnute. „Mami, ich will noch weitergucken. Ich bleib auch so lange hier.“ Vera strich ihm über den Kopf, stellte den Videorekorder und Fernseher aus und zog ihn an der Hand hoch.
    „Tut mir leid, Engel. Aber das dauert einen Moment, bis wir in der Stadt sind, Parkplatz finden, Kuchen holen. Und danach wollte ich noch kurz zu Oma. So lange will ich dich nicht alleine lassen.“
    Sam stöhnte. „Ach Menno.“
    „Komm zieh Schuhe und Jacke an. Ich fahr schon mal das Auto vor.“
    „Jahaaa“, machte er und schlappte in den Flur, wo er seine Schuhe aus dem Schrank kramte. Wenig später saß er im Auto neben seiner Mutter.
    „Geh nach hinten.“
    „Menno, Mama. Ich bin groß genug.“
    „Nein. Wenn wir einen Unfall bauen, wird dir auf dem Rücksitz weniger passieren.“
    „Und wenn uns hinten einer reinfährt?“
    Seine Mutter war genervt.
    „Hör auf mit mir zu diskutieren. Setz dich hinten hin. Punkt.“
    Mann, musste seine Mutter auch immer so übervorsichtig sein.
Genervt stieg er wieder aus und setzte sich auf den Rücksitz.
    Die Fahrt nach Frankfurt dauerte nur zwanzig Minuten. Auf der Autobahn war kaum etwas los. Auf der Zeil steuerte Vera das Karstadt-Parkhaus an.
    Die Konditorei war mitten auf der Zeil, und für seinen zehnten Geburtstag hatte seine Mutter wohl einen extra tollen Kuchen bestellt. Da er ihn nicht sehen durfte, musste er draußen warten, stellte sich an den Brunnen und beobachtete eine Gruppe Straßenmusikanten in bunten Ponchos, die mit Flöten und Trommeln den Platz beschallten. Ein Stück weiter, an der Ecke vor dem Eingang zu einer Apotheke, stand ein Mann und sah zu der Band hinüber. Er hatte eine lange Narbe, die quer über seine Wange lief und die Oberlippe traf.
    Für einen Augenblick hatte Sam das Gefühl, dass der hässliche Mann sich nicht für die Band interessierte, sondern für ihn.
    Das war sicher Quatsch. Man wurde nicht auf offener Straße beobachtet. So etwas gab es nur in Büchern.
    Trotzdem fühlte Sam sich plötzlich unwohl. Er wechselte unter die Markise der Konditorei.
    Der Typ sah immer noch zu ihm rüber. Die Straßenmusikanten interessierten ihn kein bisschen.
    Sam bekam Angst. Er wollte gerade zu seiner Mutter in die Konditorei stürmen, als sie ihm unter der Tür entgegen kam.
    „Mama, da ist so ein komischer Typ, ich glaube, der beobachtet mich.“ Er zeigte hinüber zur Apotheke, aber der Mann war verschwunden.
    „Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst keine dieser gruseligen Filme ansehen.“ Sam sagte nichts mehr, griff die Hand seiner Mutter und hielt sie fest gedrückt. Das Gefühl, beobachtet zu werden, wollte nicht verschwinden. Seine Mutter gab ihm einen Kuss auf die widerspenstigen Haare und ging mit ihm zum Parkhaus.
    „Guck mal, Mami, eine Fotobox. Komm, lass uns ein Bild machen.“ Sie guckte auf ihre Armbanduhr, lächelte aber.
    „Na gut. Aber dann müssen wir zu Oma. Sie wartet schon auf uns.“ 
    „Yeah, cool.“ Sam rannte zu der Fotobox, seine Mutter immer noch an der Hand.
    Die Bilder, die sie gemacht hatten, sahen lustig aus. Sam nahm sie aus dem Ausgabeschacht und wedelte sie in der Luft, damit sie trocknen konnten. Dann packte er sie in seinen Rucksack. Er würde sie seiner Mutter zeigen, wenn sie bei Oma wären.
    Kurz darauf saßen sie wieder im Auto. Sams Mutter bog auf die Rampe ein, die zum unteren Deck führte, als ihr plötzlich ein großer, bulliger Mercedes gegen die Fahrtrichtung entgegenkam.
    „Spinnt der? Hat der das Einbahn-Schild nicht gesehen?“ Vera legte den Rückwärtsgang ein, drehte den Oberkörper etwas nach hinten und blickte an Sam vorbei durch die Rückscheibe, um den Wagen rückwärts wieder nach oben zu manövrieren.
    „Mama. Er fährt schon wieder zurück“, sagte Sam, der beobachtete, wie der Wagen zurücksetzte.
    „So ein Idiot“, murmelte

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