Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
weil Rosa und Mattis dran waren.
„Das war nicht meine Entscheidung. Und wenn du wüsstest, wie sauer ich deshalb war, würdest du hier nicht so ein Fass aufmachen.“ Es war aussichtslos. Sam wollte nicht verstehen, und er ähnelte immer mehr einer Frau, die unbedingt heiraten wollte und dem Mann ein Ultimatum stellte. Ich konnte das nicht verstehen. Lieber alleine sein als mit dem Menschen, den man liebte? Ich ließ ihn stehen, ging zu dem Schalter, an dem Alexa und Adam warteten, und reihte mich hinter ihnen ein. Sam folgte mir nicht, sondern begleitete seinen Vater zum Gate.
„Dicke Luft?“, fragte Alexa besorgt.
„Ja“, antwortete ich knapp. Jetzt war ich doch ein bisschen sauer auf sie. Sie war jetzt gewandelt und hatte ihren Willen bekommen. Ich musste vor mich hinschnauben, weil es mich wirklich an eine typische Hochzeit oder Kinderkriegen Situation unter Frauen erinnerte. Sascha checkte im Moment in der ersten Klasse ein und Katja tippte etwas in ihr Handy. Das Leben ging weiter. Das Leben ging immer weiter, wie ich seit über 400 Jahren wusste. Wie viele Menschen hatte ich gehen lassen müssen? Gut, es war nie einer dabei gewesen, den ich so geliebt hatte wie Sam, aber letzten Endes war das Leben nun mal endlich. Wieso konnte er das nicht einsehen?
Kapitel 30
New York, Herbst 2012
«... sterben wird!»
Endlich trafen auch die anderen Werwölfe im Penthouse ein. Marcus stieg auf den teuren Designer-Glastisch, damit auch jeder ihn wahrnahm, und blickte auf seine Gefolgsleute hinunter. Mandy saß neben ihm auf der Couch, sagte kein Wort, sondern fummelte sich an den Fingerkuppen herum, um die Haut abzuziehen.
„In wenigen Stunden ist es so weit. Unsere Vorbereitungen laufen perfekt und wir locken Anna systematisch an uns heran.“ Marcus verengte die Augen zu Schlitzen, als sein Blick auf den Neuling fiel, der an seinem Handy herumfummelte und sich suchend umsah. Marcus stieg von dem Tisch, seinen Blick unverwandt auf ihm. Die anderen bildeten eine Gasse.
„Was machst du da?“, säuselte er, schnappte sich das Handy und sah es von allen Seiten an.
„Ich habe nach einer Lademöglichkeit Ausschau gehalten«, sagte der Neuling ganz unbefangen.
Marcus lächelte und tat so, als wolle er ihm das Handy wieder geben.
„Er hat nach einer Lademöglichkeit gesucht.“ Er hob die Arme und drehte sich im Kreis, lachte und lachte, bis die anderen in sein Lachen einfielen. Dann, blitzartig, wandte er sich wieder dem Neuling zu, umklammerte seinen Hals mit seiner Hand und drückte zu.
„Dieses Handy brauchst du nicht mehr.“ Er warf es zu Boden, trat darauf, so dass es verräterisch knackte und schließlich zersplitterte.
Röchelnd und mit offenem Mund starrte der Neuling ihn an.
„Was? Sprich deutlicher. Ach, geht nicht?“ Marcus löste seinen Griff, rieb sich die Hand an der Hose, so als hätte er etwas Ansteckendes angefasst.
„Was willst du überhaupt hier, Gestaltwandler?“ Alle Werwölfe blickten mit funkelnden Augen auf den Neuling, der sich hustend zusammenkrümmte.
Marcus winkte ab. Er drehte sich um und sprang wieder auf den Glastisch.
„Es ist sowieso egal, was du bei uns willst. Aber lasst uns doch noch etwas Spaß gemeinsam haben, bevor er …“ Marcus deutete auf den Neuling.
„... sterben wird!“
Kapitel 31
New York, Herbst 2012
«Ich wollte keine Maus sein.»
Der Flug war für mich die reinste Katastrophe. War ich in meinem Leben eigentlich schon so oft geflogen, wie in den letzten Tagen? Meistens hatte ich mich davor gedrückt, denn nichts hasste ich mehr, als nicht die Kontrolle zu haben. Abgesehen davon, dass Sam nicht bei mir war, hatte ich mich kaum mit etwas ablenken können. Mir ging alles auf die Nerven. Alexa, die mit Adam schäkerte, Katja, die in ihrem Handy rumwischte und ich, die aufgrund mangelnder Abwechslung ständig von explodierenden Flugzeugen träumte.
Froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, durchlitten wir noch die unfreundlichen Mitarbeiter der
Immigration
und trafen uns direkt nach der Zollabfertigung in einem Bistro. Andreas besorgte mit Katja Kaffee, während Sascha in seinen geöffneten Koffer auf den Laptopmonitor starrte. Er suchte Marcus‘ Handy. Mit seinem Smartphone hatte er eine Internetverbindung zu dem ominösen Modem hergestellt und tippte wild auf seiner Tastatur. Er war in seiner eigenen Welt, die Zungenspitze lugte ab und an aus seinem Mund und er schob immer wieder die Brille nach oben. Schließlich zog
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