Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
Auch in den USA gibt es Venatio.“ Sie schielte rüber zu Andreas, der ebenfalls nickte und die Pistole an sich nahm. Katja zog eine weitere aus ihrer Hose und entsicherte sie.
„Na prima“, schnaubte ich und fühlte mich plötzlich nackt.
„Vergiss nicht, Anna, du bist ein Gestaltwandler. Du brauchst keine Waffen“, versuchte Rosa, mich zu beruhigen. Dann wandte sich an Alexa. „Wenn du spürst, dass du so richtig wütend wirst, versuche, dich an etwas Schönes zu erinnern. Egal was es ist, es muss stärker sein als die Wut. Du darfst auf keinen Fall unkontrolliert jemanden beißen. Hast du mich verstanden?“ Alexa nickte.
„Selbst nicht, wenn mir etwas passiert“, fügte Adam hinzu. Rosa sah mich an. Sie hatte Angst um Alexa. Sie war zu frisch, hatte ihre erste Wandlung noch nicht hinter sich. Mattis trat einen Schritt vor. „Ich werde in ihrer Nähe bleiben.“ Ich wusste, dass ich ihnen vertrauen konnte, aber konnte ich Alexa vertrauen? Was würde passieren, wenn jemand Adam angreifen würde?
Ich trat an die Glastür und blickte ins Innere. Der Eingangsbereich war sehr edel ausgestattet. Die Wände glänzten golden, der Boden war mit dunklen Granitfliesen ausgelegt und in der Ecke befand sich ein hoher Tresen, der komplett aus weißem Marmor gefertigt war. Dahinter saß ein dunkelhäutiger, stämmiger Mann - ein Werwolf, der uns gewittert hatte. Plötzlich piepte die Tür und klackte, wobei sie sich einen Spalt öffnete. Ich zog an dem geschwungenen Griff und trat als Erste ein. Der widerliche Gestank des Empfangs-Werwolfes wehte zu mir rüber, und als ich näher kam, wurde mir schlecht. Seine Augen flackerten gelb-grün. Sein Kopf war kahlgeschoren und seine Hände hatten die Größe von Baggerschaufeln. Ich trat betont locker an den Tresen, lehnte mich mit dem Arm auf und sah ihn offen an.
„Wir suchen Marcus. Finden wir ihn hier?“ Der Kerl blickte auf, seine Augenfarbe verschwamm, ich konnte nicht mehr sagen, ob sie nun gelb oder grün waren. Hinter mir waren meine Freunde. Ich wusste, würde der Typ aufspringen, würde er eine Kugel im Herz haben.
„Marcus erwartet Sie schon. Ganz oben. Der Code für die Wohnung ist 1590.“ Erstaunt blickte ich ihn an. War das eine Falle? Oder wollte die psychopathische Katze die Maus in ihr Loch locken?
„Was kann ich sonst noch für Sie tun?“, fragte er da. Seine Augenfarbe war wieder ein normales Dunkelbraun.
„Nichts. Vielen Dank.“ Ich drehte mich um. Im gleichen Augenblick warf mich ein gewaltiger Aufprall nach vorne. Der Gestank des Werwolfes senkte sich wie eine betäubende Wolke über mich, während er mich von hinten umklammerte und mir den Arm um den Hals legte.
Schlagartig bekam ich keine Luft mehr. Ich röchelte, schwarze Flecken platzten vor meinen Augen. Ich umklammerte den Arm meines Angreifers, versuchte, ihn von meinem Hals zu reißen. Irgendwo vor mir wurden Schreie laut. Ich spürte, wie die Muskeln des Werwolfes zitterten. Er war kurz davor, sich zu verwandeln, schon spürte ich sein Fell, das meinen Hals kitzelte. Dann gab es einen Knall, der mich beinahe betäubte. Gleichzeitig klatschte etwas warmes, Nasses gegen mein Gesicht. Die Umklammerung des Werwolfes löste sich, er fiel hinter mir zu Boden wie ein nasser Sack. Ich taumelte vorwärts, ein lautes Pfeifen im rechten Ohr.
„Sorry wegen der Sauerei“, sagte Katja. Ich sah zwischen ihr und dem Werwolf hin und her. Der Werwolf hatte ein sauberes Einschussloch im Schädel und ein weniger sauberes dort, wo das Projektil wieder ausgetreten war. Katja setzte dem Werwolf einen weiteren präzisen Schuss ins Herz, dann steckte sie ihre Waffe weg und reichte mir ein Papiertaschentuch.
„Für das Blut“, sagte sie. „Und hast du in den letzten vierhundert Jahren nicht gelernt, dass man einem Werwolf nicht den Rücken zudreht?“
Ich nickte und räusperte mich, versuchte, mich mit dem Papiertuch vom Blut des Werwolfes zu reinigen.
„Höchste Alarmbereitschaft“, sagte Adam. „Er ist sicherlich nicht der einzige Werwolf in diesem Gebäude - oder war.“ Er war angespannt, blieb immer vor Alexa und ging in Richtung Fahrstuhl.
„Hier riecht es komisch“, stellte er fest und sah sich kritisch um.
„Werwölfe. Das ganze Gebäude ist voll davon“, antwortete ich.
„Nicht nur“, stellte Mattis fest und guckte sich um, „das sind blutsüchtige Wölfe.“ Wir gingen rückwärts in den Fahrstuhl, ich tippte den Code ein und atmete erleichtert auf, als sich die Türen
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