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Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung

Titel: Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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müssen los. Auf der Stelle. Wie spät ist es? Schnell!“
    Ich sah mich um. Alle zeigten Anzeichen von Schock. Alexa weinte unkontrolliert an Andreas‘ Schulter. Rosa starrte ins Leere und zitterte am ganzen Körper. Mattis war bei ihr und strich ihr immer wieder über den Rücken wie ein Roboter.
    Es war Katja, die sich zuerst fasste.
    „Kurz vor Drei.“
    „Wir müssen sofort zum Central Park.“ Verdattert sahen sie mich an.
    „Ist das Konfetti?“, fragte Andreas ungläubig und wies auf den Papierschnipsel in meiner Hand. Im gleichen Augenblick vibrierte mein Handy. Ich holte es raus und starrte auf die SMS.
     
    Lass uns feiern - happy Thanksgiving!
     
    Vor Wut schmiss ich das Handy gegen die Glasscheibe.
    „Du verschissener Penner!“, schrie ich. „Du Scheißkerl! Du verfickte Hurensohn!“ Meine Wut schien die Starre der anderen zu lösen. Rosa kam auf mich zugelaufen und nahm mich in den Arm. Ich spürte, dass die Wölfin rauswollte, sie rumorte in mir, jaulte in meinen Ohren, bettelte wie ein hungriger Hund. Tränen liefen mir die Wangen hinunter.
    Mattis und Andreas kümmerten sich um Adam, der immer noch völlig unter Schock stand. Sam kam zu mir, griff in meinen Nacken und zog meinen Kopf zu sich, so dass Rosa loslassen musste. Er wiegte mich, hielt mich ganz fest, sprach beruhigend auf mich ein. Es half. Die Wölfin kratzte nicht, meine Haut juckte nicht mehr, mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich in seinen Armen fallen.
    „Wir müssen los. Er plant etwas auf der Parade. Wir müssen alle wieder in die Gänge bringen. Vor allem Adam.“
    Sam nickte und schob mich sachte von sich.
    „Dann los.“
    „Es ist meine Schuld“, sagte Adam zu Rosa. „Ich hätte mit ihm reden sollen. Ich bin schuld.“
    „Nein Adam, du bist nicht schuld. Jo hätte nicht zu Marcus gehen sollen. Verflucht, was wollte er da überhaupt? Wusste er denn gar nicht, was für ein mieses Schwein er ist?“
    „Er hat alles über ihn gewusst. Er kannte mich und alle meine Geheimnisse. Oh Rosa. Ich habe wieder ein Leben zerstört. Nicht retten können. Ich bin verflucht.“ Sie strich ihm eine Locke aus der Stirn und schüttelte den Kopf.
    „Nein, Adam. Das bist du nicht.“
    „Wir müssen los“, unterbrach ich rüde. „Marcus wird auf der Parade sein. Um vier wird es Konfetti regnen. Marcus ist auf einem Wagen mit einem Spongebob Ballon, und es wird ganz fürchterlich knallen. Wenn wir einem Haufen unschuldiger Menschen Jos Schicksal ersparen wollen, müssen wir uns beeilen.“
    „Du bist wie deine Mutter, Anna“, sagte Adam beinahe träumerisch. Ich zuckte zusammen.
    „Was soll das heißen?“
    „Ich habe sie gekannt.“
    „Wir haben keine Zeit für Geschichten, Adam. Hast du mir nicht zugehört?“
    Hatte er offenbar nicht, denn er sprach unbeirrt weiter.
    „Sie war sanft, bildschön und naiv. Sie muss Fürchterliches in ihrem Leben erlitten haben, aber sie ist trotzdem nie voller Hass und Wut gewesen wie ich, oder wie Marcus. Sie war ein bisschen wie Jo.“ Eine Träne rollte ihm die Wange hinab, und dann war Alexa da und nahm ihn in den Arm.
    „Andreas?“, sagte ich ohne viel Hoffnung. „Wir müssen uns beeilen. Zum Central Parc. Jetzt.“
    Er nickte mir zu und erhob die Stimme.
    „Alle mal zuhören! Wir sind im Krieg. Wir üben Vergeltung. Reißt euch zusammen, sonst haben die anderen schon gewonnen! Wir können später traurig sein und uns trösten. Jetzt gehen wir los und erledigen diesen Scheißkerl!“
    Das war kurz und knapp, in einer Bruce-Willis-Manier vorgetragen, und verfehlte seine Wirkung nicht. Ich war froh, als wir endlich wieder im Aufzug nach unten waren.
    In meinem Kopf wirbelten tausend Gedanken durcheinander und der Schlimmste von allen war, dass Jo nicht mehr lebte. Diese Frohnatur. Ich hatte ihn noch so viel fragen wollen. Meine letzte Erinnerung an ihn war unser Gespräch auf der Veranda auf dem Landsitz in England. Er war so unendlich traurig gewesen, erfüllt von der Vorahnung, dass etwas nicht stimmte. 

Kapitel 45
    New York, Herbst 2012
    «Du hältst dich zurück, verstanden.»

    Die Straßen waren brechend voll. Menschen drängten sich aneinander. In Marcus‘ Mund sammelte sich Speichel, als er die Gerüche um sich herum wahrnahm. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, sie mussten zu ihrem Wagen kommen, an dem bereits Utz wartete. Das Konfetti würde in einer halben Stunde von den Dächern der Hochhäuser regnen. Er war entschlossen, als er den Wagen bestieg. Von hier oben hatte er

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