Kuss der Wölfin 03 - Die Begegnung
zu kommen und Marcus zu finden. In der Lobby war wenig los, vermutlich waren viele Touristen auf dem Weg zum Central Park.
Sascha war mit seinem Koffer vor wenigen Augenblicken zu uns gestoßen. Er reichte mir mein Handy. „Das nächste Mal gucken wir genauer, wo es sich befindet“, sagte er. Ich nickte. Mir waren die Ideen ausgegangen und mittlerweile war es mir fast egal, ob wir ihn kriegen würden.
„Ich habe mich in die Überwachungskameras eingehackt. Habt ihr das Handy dabei?“ Ich starrte ihn mit großen Augen an. „Welches Handy?“
„Das von diesem Werwolf. Sagt nicht, ihr hättet es nicht mitgebracht.“
„Logo. Hier.“
Adam grinste und reichte es ihm.
„Sehr gut. Wenn es verfolgt werden kann, hat es auch einen RFID Chip, das heißt, ich kann herausfinden, aus welchem Laden es stammt, und die Kamera hacken. Dann gucke ich, wer in dem Laden war, als der RFID Code erloschen ist. Das passiert meistens nach dem Kauf, denn dann ist die Listung in der Warenwirtschaft nicht mehr relevant. Das heißt, wir können die Käufer mit dem grandiosen Überwachungssystem Manhattans verfolgen und bäm: Ihr habt sie gefunden.“ Ich verstand nur Bahnhof, es hörte sich aber nach einem logischen Bahnhof an. Hoffnung machte sich in mir breit.
„Worauf wartest du? Los.“ Sascha grinste, holte ein Etui aus seinem Koffer und klappte es auf. Verschiedene, winzig aussehende Schraubenzieher kamen zum Vorschein. Er suchte sich den kleinsten heraus und drehte das Handy, bis er die richtige Stelle gefunden hatte, um es aufzuschrauben. Wir beobachteten ihn gespannt. Schließlich hatte er zwei Teile vor sich liegen, steckte das Werkzeug zurück und holte eine Pinzette hervor, mit der er etwas Winziges, Silbernes aus der einen Hälfte fischte. Er hielt es in die Höhe.
„Tadaa. Der RFID Chip.“ Nun zog er noch eine Lupe aus dem Euti und gab eine Ziffer mit Buchstabenfolge in den Laptop ein. Nachdem er auf Enter getippt hatte, flackerte vor uns auf dem Bildschirm ein Verkaufsraum. Das Bild war körnig und schwarz-weiß. Ein Verkäufer beriet einen Kunden, der bei den Tabletts stand. Man konnte nichts hören, aber das war auch nicht wichtig.
„Was machst du jetzt?“, fragte Rosa.
„Ich spule den Film zurück. Moment“, er guckte auf den anderen Laptop, den er vor sich abgestellt hatte.
„Zunächst schaue ich, wann sich der RFID Chip abgemeldet hat.“ Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Sehr gut. Vor etwa eineinhalb Stunden. Und jetzt“, dokumentierte er seine Arbeit, „spule ich einfach zurück. Seht ihr.“ Eine ganze Weile beobachteten wir den Verkäufer, wie er rückwärts durchs Bild lief, wie Kunden raus und rein kamen, wie das Licht im Laden wechselte, wenn draußen eine Wolke vorbei zog. Endlich stoppte Sascha das Bild und spielte die Aufnahme im Normaltempo vorwärts ab.
Der Verkäufer verschwand durch die Tür direkt hinter dem Verkaufstresen und holte etwas aus den rückwärtigen Räumen. Zwei Kunden standen am Tresen, eine junge Frau und ein Mann, Schulter an Schulter wie ein Pärchen. Ihre Gesichter waren durch Kappen verdeckt, so dass wir sie nicht erkennen konnten.
„Das sind sie nicht. Marcus hat keine Frau in seinem Rudel“, sagte ich enttäuscht, doch Adam bat Sascha, noch einmal zurückzuspulen.
„Das ist Roderick. Eindeutig. Ich erkenne ihn an seiner Haltung. Er freut sich nicht, dass die Frau ihm so nah auf den Pelz rückt. Seht ihr. Mach mal auf Pause, Sascha.“ Er deutete auf die Schultern, die der Kappenträger abwehrend angespannt hatte. Ich nickte und sah es nun auch.
„Okay. Dann verfolg die beiden“, sagte Mattis aufgeregt.
„Ich bin schon dabei. Moment. Dazu muss ich konzentriert bleiben. Also bitte nicht stören, okay?“ Wir blieben ruhig, verfolgten seine Handgriffe, sahen durch die Kameras aus verschiedenen Perspektiven, wie die beiden durch die Straßen von Manhattan liefen. „Unglaublich“, murmelte ich.
Die letzte Kamera verlor die beiden vor einem Gebäude in der 45. Straße. Das war ungefähr eine Stunde her. In dem Moment vibrierte mein Handy.
Wie hat dir die Aussicht gefallen?
Ich lachte und fluchte zugleich. Du Mistkerl. Wir haben dich. Ich warf Sascha das Handy zu und stand auf. Er tippte wieder etwas ein und wartete einen Augenblick.
„Okay, lasst uns los. Sascha, wenn du möchtest, kannst du das Handy noch orten. Aber ich glaube, das brauchen wir nicht mehr. Er verarscht uns sowieso die ganze Zeit.“
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher