Kuss des Apollo
haben.«
»Doch, im Fernsehen haben sie schon mal was gesehen. Und alles andere hat Alexander ihnen erklärt. Hast du Hunger?«
»Und ob. Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen. In dem Kaff, wo ich warten musste, bis ich auf den Zug konnte, habe ich nur ein paar Würstchen gegessen.«
»Das ist kein Kaff. Es ist Niebüll. Ein sehr bekannter Ort.«
»Aha. Und, hast du Hunger?«
»Großen Hunger. Ich habe nicht mal Würstchen gegessen.«
»So siehst du aus. Man kann die Rippen durch dein Kleid sehen.«
Sie hatte sich wirklich das blaue Kleid angezogen, in Hosen war sie jetzt ständig herumgelaufen. Obwohl die meisten Damen hier auch in Hosen zum Essen gingen.
»Was isst man denn hier?«
»Ich esse am liebsten Steinbutt. Und vorher eine Tomatensuppe, die ist hier sehr gut. Aber du kannst auch Seezunge haben. Eine große oder drei kleine. Schmeckt auch.«
»Also dann bestell du mal, was du am liebsten magst.«
Sebastian war verunsichert. Sie behandelte ihn, als hätten sie sich vor drei Tagen das letzte Mal getroffen. Sie hatte sich nicht gefreut, ihn zu sehen. Und wenn er sagte, dass er morgen wieder abreiste, wäre es ihr auch egal.
»Wie lange willst du denn noch bleiben?«, fragte er dann auch logischerweise.
»Vielleicht ein paar Tage noch. Ich kann ja Frau Holm nicht pausenlos auf die Nerven gehen.«
»Sie ist doch sehr nett.«
»Sie ist mehr als das, sie ist eine tolle Frau. Eine Friesin, wenn du dir darunter etwas vorstellen kannst.«
Er schwieg, der Champagner kam, und Geraldine gab die Bestellung auf.
Sie brach sich ein Stück von dem Weißbrot ab, das der Kellner auf den Tisch gestellt hatte. Dann hob sie das Glas.
»Hallo, Sebastian. Und
welcome
auf der Insel.«
Er hob das Glas, trank schweigend.
Und da kam auch schon ihre Frage.
»Wie lange willst
du
denn bleiben?«
»Lieber Himmel, ich bin heute angekommen. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Und selbstverständlich werde ich für das Zimmer bezahlen.«
»Fraglich. Das Haus gehört Frau Holm und der Familie Frobenius. Vermieten darf sie nicht, obwohl sie das gern täte. Aber das Haus ist nur für die Familie da. Jörg war übrigens auch da.«
»Wer ist Jörg?«
»Der kleine Bruder von Alexander. Ein angehender Schauspieler.«
»So.«
»War ganz lustig mit ihm.«
»Und wo ist der jetzt?«
»Weg.«
Sie blickte ins Restaurant. Irgendjemand kam vorbei und grüßte. Geraldine lächelte und neigte leicht den Kopf.
»Wer war das?«, fragte Sebastian leicht gereizt.
»Keine Ahnung. Manche Leute hier kennen mich. Und ich muss ja nicht immer wissen, wer das ist.«
»Du hast auf jeden Fall eine Menge Verehrer gehabt, wie mir scheint. Alexander, Jörg, von einem gewissen Dirk war auch die Rede.«
»Das ist noch lange nicht alles. Es gibt noch einen Andreas und sogar einen Thomas. Und vor allen Dingen gibt es Odysseus.«
»Odysseus?«
»Hm. Der ist mir der Liebste.«
»Sag mal, nimmst du mich auf die Schippe?«
»Ich nenne ihn Odysseus. Er ist Kapitän und ist die Route von Odysseus nachgefahren, nicht unter Segeln, sondern mit einem Motorboot. Er hat auch nicht so lange gebraucht wie Odysseus. Aber bei den Affen wäre er auch gern durchgefahren.«
Sebastian aß schweigend, er fühlte sich noch mehr verunsichert, gerade weil sie so souverän, so gelassen war.
»Schmeckt es?«, fragte sie freundlich.
»Hervorragend.«
»Du hast mit Papi telefoniert.«
»Habe ich. Und bei Frobenius im Büro war ich auch. Ich habe ihm gesagt, dass ich wieder einen Film mit dir machen will. Und zwar demnächst.«
»Aha.«
»Er sagte mir, dass er dir einige Treatments schicken will, die du dir anschauen sollst.«
»Er hat sie mir nicht geschickt, er hat sie mir persönlich überreicht. Ich war ja mit Alexander in Hamburg, dort haben wir uns getroffen. Ich habe im Atlantic gewohnt, das hat mir gut gefallen. Und ich war an der Elbe, an den Landungsbrücken, ich habe die Schiffe gesehen, und das hat mir noch mehr gefallen.«
»Und Herr Frobenius ist nach Kalifornien geflogen, wie ich gehört habe.«
»Zuerst nach London und dann nach Hollywood. Dort dreht Challier zurzeit, und der möchte unbedingt wieder einen Film mit mir machen.«
»Auch davon habe ich gehört. Aber ich bin der Meinung, ich bin wieder dran. Sollten wir nicht wieder zusammen arbeiten?«
»Warum?«
Sie trank einen Schluck von ihrem Wein, verspeiste dann das letzte Stück vom Steinbutt.
»Warum, warum. Weil ich der Meinung bin, wir haben es gut zusammen gemacht.«
»In
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