Kuss des Apollo
du denn ein Auto?«
»Seit einiger Zeit. Keinen Mercedes, aber man kann damit fahren.«
Oma Holm schien von dem Besuch jedoch sehr angetan. Endlich kam etwas Bewegung in dieses langweilige Leben.
»Wir haben uns über den Amphitryon-Film unterhalten. Mir hat er sehr gut gefallen, das habe ich Herrn Klose gesagt.«
Sebastian neigte den Kopf.
»Vielen Dank. Das haben Sie gesagt, gnädige Frau. Und jetzt bin ich hier und möchte mit Geri über unseren nächsten Film sprechen. Und ich habe auch eine gute Idee.«
Geraldine warf ihm einen kurzen Blick zu. »Soviel ich weiß, hast du ja lange nichts Vernünftiges mehr gemacht.«
»Stimmt. Und darum brauche ich dich. Denn wir beide zusammen haben es ja ganz gut gemacht, nicht?«
Er stand auf.
»Jetzt werde ich mich mal umschauen, ob ich irgendwo ein Hotel finde. Hier ist allerhand Betrieb. Der Zug war rappelvoll, und ziemlich lange warten musste ich auch.«
»Aber Sie können doch bei mir wohnen, Herr Klose. Außer Geraldine ist keiner mehr da, und ich habe drei sehr schöne Zimmer, die leer stehen.«
»Das wäre ja wunderbar. Vorausgesetzt, Geri hat nichts dagegen.«
»Ich habe nichts dagegen. Außerdem würdest du gar nichts finden, ist alles belegt. Und wenn du ein Auto hast, ist das sehr praktisch, dann kannst du mich mal ans Meer fahren. Irgendwo außerhalb, wo nicht so viele Menschen sind.«
»Danke, Geri«, sagte er, es klang liebevoll. »Und jetzt werde ich mal schauen, ob ich mein Auto wiederfinde. Und heute Abend gehen wir alle drei schick zum Essen.«
»Ich kann leider nicht«, sagte Frau Holm schnell, »ich bin mit meiner Freundin Traudl verabredet.« Was nun von ihr geschwindelt war. Aber Geraldine machte so ein merkwürdiges Gesicht. Es war wohl besser, die beiden allein zu lassen.
»Wenn du essen gehen willst, musst du einen Tisch bestellen. Ist vermutlich auch nicht mehr zu bekommen. Ist alles reserviert.«
»Lassen Sie mich das machen, Geraldine. Ich werde den Tisch für euch bestellen. Wo möchten Sie hingehen? Landschaftliches Haus? Oder lieber Karsten Wulff? Oder Fisch-Fiete?«
»Mir egal«, sagte Geraldine, »wo wir halt noch einen Tisch bekommen. Jetzt zeige ich Sebastian sein Zimmer. Und dann holst du dein Auto, und ich werde duschen.«
Sie stand auf, sie war nicht mehr müde und nun doch ein wenig aufgeregt. Und sie wusste genau, was geschehen würde, wenn Sebastian hier im Haus schlief. Und sie hatte nichts dagegen. Nicht mehr.
Sie war so einsam. Keinen Vater mehr. Auch Alexander fehlte ihr.
Die zwei Tage mit Frobenius, besser gesagt die zwei Nächte, da war sie glücklich gewesen. Aber das war vorbei.
Erledigt! Wie sie das nannte.
Es wurde neun Uhr, bis sie zum Essen gingen, zu Fisch-Fiete, vorher hatte es keinen Tisch gegeben. Dort kannte man sie aber, sie bekam einen guten Platz in der Ecke. Die Chefin begrüßte sie, auch der Kellner schien erfreut, sie zu sehen.
Geraldine sagte mit einer Handbewegung: »Herr Klose, mein Regisseur.«
Darauf kam keine Reaktion außer einem freundlichen Lächeln. Den Amphitryon-Film hatten sie offenbar nicht gesehen.
»Ein Glas Champagner?«, fragte Sebastian.
Geraldine nickte, der Kellner nickte auch und verschwand, nachdem er die Speisekarten auf den Tisch gelegt hatte.
»Ein Kino gibt es hier wohl nicht?«, fragte Sebastian.
»Doch, in Westerland gibt es eins. Aber die Leute hier gehen nicht ins Kino, einen Film haben sie jeden Tag mit ihren Gästen.«
Sebastian blickte sich um.
»Gutes Publikum«, sagte er. »Ein beliebtes Lokal?«
»Ein sehr berühmtes. Ich hoffe, du hast genug Geld dabei. Wenn du schon gleich Champagner bestellst.«
»Sehr viel Geld habe ich mal wieder nicht. Wie so oft in meinem Leben. Aber für heute Abend wird es reichen.«
»Ich habe noch genügend Geld bei mir«, sagte sie lässig. »Ich habe hier kaum etwas gebraucht.«
»Also hat Alexander dich immer eingeladen.«
»Klar. Oder einer seiner Freunde hat bezahlt. Und bei Oma Holm muss ich auch nichts bezahlen. Ich habe mal gefragt, ob ich denn für Zimmer und Frühstück keine Rechnung bekomme, da hat sie nur gelacht.«
»Und die Reitstunden? Waren die auch gratis?«
»Die Stute gehört Dirk, er hat mich reiten lassen und mir ein wenig Unterricht gegeben, und als ich von Geld sprach, hat er auch nur gelacht.«
»Sind großzügige Menschen hier.«
Geraldine legte den Kopf zurück.
»Für mich eben. Weil ich berühmt bin.«
Und dann lachte sie.
»Auch wenn sie deine Filme nicht gesehen
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