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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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ein Satz dazu. Eine von den Agraffen, da an der Schulter des Kleides, löst Alkmene und steckt sie Amphitryon in die Brusttasche, hier, direkt unter den Orden.« Sie tippte auf Burckhardts Brust. »Damit du immer an mich denkst, bis du mir diesen Schmuck zurückbringst.«
    Alle schwiegen verblüfft. Doch dann lachte Sebastian laut. »Da bist du ja wieder bei deinem Thema. Du willst auf jeden Fall die beiden Männer unterscheiden. Zeus hat den Schmuck nicht in der Brusttasche. Das war’s doch, was du immer gemeint hast. So wird Alkmene wissen, dass es nicht Amphitryon ist, der mit ihr schläft. Aber nimm bitte zur Kenntnis, dass das nicht geht. Der Witz bei der ganzen Geschichte ist ja, dass sie es nicht weiß.«
    Was hatte sie damals gesagt? Ich würde es spüren, wenn ein anderer in mir ist, und wenn es zehnmal ein Gott ist.
    Daran musste er denken. Im Übrigen schien er sich mit der veränderten Situation, dem neuen Text, der neuen Alkmene abgefunden zu haben.
    Karel Bronski, der Kameramann, schüttelte den Kopf.
    »Es kommt mir so vor, als wärt ihr alle verrückt geworden.«
    Die Maskenbildnerin starrte in den Himmel.
    »Da war so eine komische Wolke«, sagte sie.
    Burckhardt lachte, ganz gelöst. »Wir wissen auch, wer das war. Es war Zeus, und er hat über uns gelacht. Das war deutlich zu hören.«
    Alle sahen ihn verblüfft an, aber niemand lachte. So etwas wie Beklommenheit machte sich breit.
    Geraldine ließ das blaue Kleid, das sie trug, einfach fallen und stieg in das weiße Gewand mit den Agraffen auf den Schultern. Es passte wie angegossen.
    Die Maskenbildnerin zückte den Puderpinsel, doch in Geraldines Gesicht war kein Schweiß, es war glatt, ihre Augen strahlten, und sie schien mit jeder Minute schöner zu werden.
    Auch Kamm und Bürste ließ die Maskenbildnerin sinken. Geraldines braunes Haar war dunkler geworden, fast schwarz, die Sonne sprühte rote Lichter darin, es lag schimmernd auf ihren Schultern.
    Sebastian fehlten die Worte. Susanne Conradi schwieg, jeder Ärger war aus ihrem Gesicht verschwunden.
    »Jetzt«, sagte Geraldine und fasste wieder Burckhardts Hand. Sie gingen auf die Bühne, probierten zweimal. Als sie eine der Agraffen löste, zeigte sich, dass das ärmellose Kleid von ihnen gehalten wurde, der Stoff rutschte herab und glitt über ihre Schulter bis zur Brust.
    Mit behutsamen Händen hielt Burckhardt den Stoff, hob ihn sacht wieder hoch, und als sie die Szene drehten, beugte er sich, auch wenn das nicht abgesprochen war, und küsste Alkmenes nackte Schulter.
    Überhaupt der Kuss. Kein Theaterkuss, kein Filmkuss. Burckhardt küsste sie wirklich, lang, ausdauernd. Dann bog Alkmene den Kopf zurück, sie war nicht traurig, sie weinte nicht, sie lächelte.
    Karel Bronski fuhr mit der Kamera nahe heran, machte eine Großaufnahme von Geraldines Gesicht.
    Dieses Gesicht würde man später auf allen Plakaten sehen, die den Film ankündigten.
    Sebastian sagte kaum etwas, ein Regisseur wurde nicht gebraucht, es ging alles wie von selbst.
    Doch der lange Kuss ärgerte ihn.
    Spät am Abend saßen Geraldine und Sebastian allein im Innenhof des Chateau Zevgoli, in dem sie wohnten. Er legte die Arme um sie, wollte sie küssen. Sie wies ihn ab.
    »Ich kann das alles nicht verstehen. Was ist bloß los mit dir? Du bist so anders.«
    Sie bog den Kopf zurück und blickte in den Sternenhimmel.
    »Schläfst du heute mit mir?«
    »Nein.«
    »Aber du liebst mich doch.«
    »Nein.«
    »Hast du dich in Burckhardt verknallt?«
    Sie lachte leise. »Nein.«
    »Du sagst nur noch Nein. Um Himmels willen, Geri, was ist los mit dir?«
    »Mich hat Apollo geküsst. Und nun geh ich schlafen. Gute Nacht.«
    Sie stand auf und ging ins Haus. Sebastian starrte ihr sprachlos nach.
    An diesem Tag begann die atemberaubende Karriere der Geraldine Bansa.

La Divina

    Zunächst gab es verständlicherweise Ärger, diesmal mit Frobenius, der noch am Abend dieses denkwürdigen Tages von Naumann verständigt wurde.
    »Ich begreife das nicht«, sagte Frobenius. »Ihr benehmt euch wie die Irren. Ich hätte nie erlauben dürfen, dass in Griechenland gedreht wird. Ihr könnt doch nicht von heute auf morgen alles über den Haufen werfen.«
    »Das können wir«, erwiderte Naumann friedlich. »Es ist ja bloß eine Szene geworden, die Einleitung – der Spaziergang des heutigen Paares – ist gestrichen. Amphitryon nimmt Abschied von Alkmene, das ist alles. Eine gelungene Einstellung. Aufnahmen von der Insel hat Klose ja genug.«
    »So!

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