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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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Doch mit ihrem Lächeln und ihrer Schönheit verzauberte sie ganz Paris.
    Eine Stunde später traf sie Raymond Challier und die Vertreter der französischen Produktionsfirma in der Halle des Hotels Georg V. Sie eroberte auch Challier mit den ersten Worten. Ihr Französisch war elegant, sie musste nicht überlegen, was sie sagen sollte, es ging ganz von selbst.
    Nur sie wusste, wie das geschehen konnte. Es war und blieb ein Wunder. Einmal würde der Tag kommen, an dem sie darüber nachdenken musste, wie lange das gut gehen konnte.
    Frobenius, der sie begleitete, kam aus dem Staunen nicht heraus.
    Alexander, der als Dolmetscher mitgereist war, war überflüssig geworden.
    »Ich komme mit, weil ich Geraldine beistehen will«, hatte er in Berlin gesagt.
    Sie brauchte keinen Beistand, nicht von ihm, von niemandem. Das ärgerte ihn, er war eifersüchtig, als er beobachtete, wie Challier mit ihr zu flirten begann. Das ist er also, der Nachfolger von Burckhardt, dachte er wütend.
    Wie ein Lauffeuer schien sich Geraldines spektakuläre Ankunft herumgesprochen zu haben. Binnen einer Stunde füllte sich das Foyer des Hotels mit Journalisten, Fotografen und Fernsehkameras. Das zog sich lange hin, doch Geraldine meisterte die Situation charmant und souverän: Sie sprach von dem Amphitryon-Film, den hier keiner kannte, erzählte von ihrem Vater, den natürlich auch keiner kannte, und immer wieder betonte sie, wie sehr sie sich auf die neue Arbeit und auf Paris freue.
    Challier, der Dreharbeiten in der Normandie unterbrochen hatte, war nur nach Paris gekommen, um diese Geraldine, die man ihm aufdrängen wollte, abzulehnen. Doch davon konnte keine Rede mehr sein. Er war hingerissen von dieser Frau. Sie war ganz anders, als er sich eine Deutsche vorstellte – auch Franzosen pflegen Vorurteile. Nur mit dieser Frau wollte er arbeiten. Dabei wusste er noch nicht einmal, welch wunderbare Rolle auf ihn wartete.
    Während man zu Abend speiste, trafen immer noch Journalisten ein, die erst jetzt von dem neuen Star aus Deutschland und dem begeisterten Challier gehört hatten. Man wusste, dass er schwierig sein konnte. In seinen Jahren am Theater hatte es oft Auseinandersetzungen mit seinen Partnerinnen gegeben; zum Film hatte er sich erst vor wenigen Jahren überreden lassen.
    Geraldine betrachtete die Journalisten sehr genau, aber er war nicht dabei. In Zukunft würde sie immer Acht geben, ob er in ihrer Nähe war oder wie an diesem Tag direkt auf sie zuging und ihre Hand ergriff. Es war die erste Berührung seit Delos.
    Dann kam ein Vertreter der französischen Produktionsfirma auf die Idee, ob Geraldine nicht ein Chanson singen könnte.
    »Aber nein«, wehrte Frobenius ab, »es ist schon spät. Sie hat gegessen und getrunken. Und die Chansons müssen ja erst geschrieben werden.«
    Geraldine lächelte verträumt zur Decke hinauf.
    »Ich kenne nur eins«, sagte sie leichthin. »Es war früher oft im Radio zu hören. Ich kann es versuchen.«
    Die Tischgesellschaft verstummte. Challier war fassungslos. Im Nebenzimmer stand ein Flügel, ein Begleiter war schnell gefunden, er nahm auf dem Klavierhocker Platz und sah sie fragend an.
    »Nur ein paar Akkorde«, sagte sie und stellte sich in die Beugung des Flügels.
    Und dann sang sie.
    »L’amour est mort, mais mon cœur vive encore.«
    Sie brachte es wunderbar, mit einer leicht kehligen Stimme, so wie sie es mit Thomas geübt hatte. Ihr Lächeln zog an allen vorüber, es wanderte in die Ferne, ins Nirgendwo, zu ihm.
    Die Gäste, die noch in der Halle gesessen hatten, versammelten sich vor dem Flügel. Sie waren von Geraldines Gesang hingerissen und applaudierten, als sie geendet hatte.
    Challier küsste ihre Hand.
    »Wie schade, dass ich schon heute Nacht in die Normandie fahren muss. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit«, sagte er.
    »Moi aussi«,
erwiderte Geraldine.
    Schließlich verabschiedeten sich die französischen Partner, alle waren bester Stimmung.
    Geraldine ging auf ihr Zimmer.
    Frobenius stand noch eine Weile vor dem Hotel. Es war eine klare, helle Sommernacht.
    Er war müde, genervt, aber auch eigentümlich beschwingt. Glücklich. So komisch es war, das grässliche Frauenzimmer, wie er sie einmal genannt hatte, brachte ihm Glück.
    Es war so weit, dass er in ihr nicht mehr die Schauspielerin sah, sondern die Frau. Dass er sie begehrte.
    Am nächsten Tag waren sie eingeladen, die Pathé Studios in Boulogne Billancourt zu besichtigen, denn die meisten Aufnahmen für diesen

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