Kuss des Apollo
Projekt. In letzter Zeit liefen die Geschäfte gut, sodass er zufrieden sein konnte. Alles in allem war der Amphitryon-Film auch für ihn ein großer Erfolg gewesen.
»Woher wissen Sie das mit Wien?«, fragte Geraldine, als sie neben ihm im Auto saß.
»Ich habe einen alten Freund in Wien. Ein Schriftsteller. Aber er hat auch schon zwei Drehbücher für mich geschrieben. Der sieht und merkt so ziemlich alles. Außerdem isst er manchmal im Sacher, da hat er Sie wohl entdeckt.«
»Mich und Burckhardt.«
»Richtig. Aber außer mir weiß es niemand. Wir sprechen auch zu niemandem davon.«
Mein Vater wird sich ärgern, dachte Geraldine. Er ist als Schwindler ertappt. Ich werde ihm verschweigen, dass Frobenius Bescheid weiß.
An der nächsten Ecke musste Frobenius halten, rotes Licht, Geraldine blickte aus dem Fenster, und plötzlich sah sie ihn. Und da er grünes Licht hatte, ging er direkt vor ihren Augen über die Straße.
Jetzt erschrak sie nicht mehr. Ein ungeheures Gefühl der Erleichterung erfüllte sie.
Sie legte den Kopf zurück an die Lehne des Sitzes. Und sie lachte. Frobenius warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu, dann fuhr er wieder an.
»Sie würden gern wieder mit Walter Burckhardt spielen?«
»Das muss nicht sein. Ihr Sohn wäre damit nicht einverstanden.«
»Mein Sohn?«
»Ja, er will den besten Partner für mich auswählen. Ein ganz toller Mann soll es sein. Aber der würde hier gar nicht passen.«
»Gefällt Ihnen die Story, Geraldine?«
»Ich befürchte, ich werde mich auch diesmal unbeliebt machen.«
»Wie das?«
»Weil ich so viele eigene Ideen habe. Das mit der Werbeagentur finde ich nicht gut. Wenn Paris, warum dann nicht Mode. Haute Couture. Eine erfolgreiche Modeschöpferin.«
»Es sind meist Männer, die das machen.«
»Coco Chanel«, sagte Geraldine nachdenklich. »Sie ist unsterblich. Ihre Kostüme sind immer noch hinreißend und kommen alle paar Jahre wieder in Mode. Ich weiß, Tilla, also meine Mutter, hat sich leidenschaftlich eins gewünscht. Und später dann, als sie ihr neues Leben begann, hat sie eins bekommen. Da konnte sie sich das leisten. Übrigens gibt es ja auch ein berühmtes Parfum von Coco Chanel. Und ihre Lebensgeschichte finde ich auch sehr spannend.«
»Tja, das klingt eigentlich ganz überzeugend. Keine Werbeagentur. Eine erfolgreiche Frau der Haute Couture. Warum haben Sie vorhin nichts davon gesagt?«
»Ich kann die Herren doch nicht gleich vor den Kopf stoßen, indem ich mich immerzu einmische. Fragen Sie Klose mal, was er davon hält. Außerdem …« Sie lächelte auf die Straße hinaus. »… ist mir das eben erst eingefallen. Und sie darf auch nicht zu viele Affären haben, das stößt nur ab. Sie ist cool, sehr zurückhaltend, scheut vor einer echten Bindung zurück. Es gibt ja Frauen, die sich nicht allzu viel aus Sex machen. Aber dann eine richtige Liebe begreifen und festhalten.«
»Hm«, machte Frobenius. Und warf ihr wieder einen kurzen Blick von der Seite zu. Diese Frau war erstaunlich. Vielleicht würde es Schwierigkeiten geben, vielleicht auch nicht. Er wollte gern wieder mit ihr arbeiten. Je besser er sie kennen lernte, desto mehr freute er sich darauf.
»Und dann wäre ich auch nicht dafür, dass wir aus dem Mann einen weltfremden Spinner machen. Er ist ein sehr selbstbewusster Mann. Es war die Rede von einem Privatgelehrten, das sagt mir gar nichts. Nehmen wir einen erfolgreichen Professor, der auch bei seinen jungen Studentinnen sehr beliebt ist. Er hat genauso viel Auswahl wie unsere kühle Schöne. Da begegnen sich zwei, die einander ebenbürtig sind. Und am Ende ist er der Stärkere. Und sie bekommt ihn natürlich. Ist ja klar. Weil sie gelernt hat, wie Liebe geht.«
Frobenius lachte. »Sie machen mir Spaß, Geraldine. Ich glaube, an Ihnen ist eine Drehbuchautorin verloren gegangen.«
»Aber das behalten Sie für sich.«
Er brachte sie zur Haustür.
»Ich freue mich auf unsere nächste Zusammenarbeit. Und Paris gefällt Ihnen auch?«
»Gefällt mir sehr. Ich war noch nie in Paris. Und das mit Wien, bitte, darüber reden wir nicht mehr. Ich sage auch meinem Vater nicht, dass Sie mich erwischt haben beziehungsweise Ihr Wiener Freund. Außerdem hat Tilla wirklich am 27. März Geburtstag.«
Nachdenklich und in bester Stimmung fuhr Frobenius zurück in sein Büro. Am Tiergarten unterbrach er die Fahrt für einen kurzen Spaziergang.
Den Regisseur und den Autor würde er sofort nach den Feiertagen wieder zu sich bitten. Und
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