Kuss des Apollo
Film würden hier gedreht werden. Nachmittags würde man dann nach Berlin und nach München zurückfliegen.
»Verdammt noch mal«, schimpfte Alexander, der sich zu ihm gesellt hatte.
Frobenius schwieg.
»Es passt mir nicht, dass sie mit jedem ihrer Partner ein Verhältnis hat.«
»Es geht dich nichts an. Und zunächst kann davon ja wohl keine Rede sein.«
»Hast du nicht bemerkt, wie er sie angestarrt hat? Er hat sie mit seinen Blicken ausgezogen.«
»Sei nicht albern, Alexander.«
»Ich könnte doch noch ein paar Tage mit ihr in Paris bleiben. Ich kenne mich ganz gut aus.«
»Sie wird längere Zeit in Paris arbeiten, da hat sie Gelegenheit genug, die Stadt kennen zu lernen.«
»Doch nicht, wenn sie arbeitet. Sie könnte morgen in mein Hotel ziehen.«
Denn Alexander, der nicht eingeladen war, wohnte nicht im Georges V. Er war in einem kleinen Hotel im Arrondissement untergebracht.
»Bist du übergeschnappt? Was willst du denn von ihr?«
»Ich möchte Monsieur Challier zuvorkommen.«
Frobenius schwieg für eine Weile. Dann fragte er kühl: »Und du bildest dir ein, dass dir das gelingt?«
»Warum nicht? Ich habe sie schon geküsst. Und sie hatte nichts dagegen.«
»Ich habe bisher gedacht, du bist einigermaßen erwachsen. Was würde deine Mutter dazu sagen, wenn sie dich jetzt hören würde.«
»Jana weiß, dass ich Geraldine liebe. Erst Burckhardt, dann der hier. Ich kann das nicht ertragen.«
»Aha. Ich gehe jetzt schlafen. Du kannst sie ja morgen fragen, ob sie mit dir noch hierbleiben will. In die Studios kommt sie nicht mit, ihr Flug am Nachmittag ist gebucht. Dir würde ich empfehlen, mich in die Studios zu begleiten, schließlich willst du bei dieser Produktion mitarbeiten. Wenn du dir einbildest, du hättest Chancen bei ihr, dann blamiere dich so gut, wie du kannst. Gute Nacht.«
Und damit ging Frobenius senior ins Hotel zurück.
Frobenius junior blieb auf der Straße stehen und starrte hinauf zum abnehmenden Mond. Es war zwei Uhr nachts.
Herbert Frobenius, endlich in seinem Zimmer, müde, doch wieder aufs Neue erregt, überlegte, ob er Jana noch anrufen sollte. Aber wie konnte sie ihm helfen? Wie ihren Sohn zur Vernunft bringen?
Doch dann hatte er eine bessere Idee. Er rief Will Loske in Düsseldorf an. Glücklicherweise war er da.
Als sie am nächsten Tag am frühen Nachmittag vom Besuch der Studios ins Hotel zurückkamen, saß Will Loske mit Geraldine im Foyer.
»Nanu«, sagte Frobenius. »Wo kommst du denn her?«
»Du hast mir vor einer Woche erzählt, dass ihr in Paris sein werdet.«
»Du kommst einen Tag zu spät. Der große Bahnhof war gestern.«
»Immerhin treffe ich euch ja noch. Ich hatte gerade Besuch aus New York, und die Herren wollten nach Paris, also habe ich mich angeschlossen.«
»Wir fliegen in zwei Stunden.«
»Du vielleicht. Geraldine bleibt bei mir. Noch sind ja keine Dreharbeiten. Sie hat mir erzählt, was gestern Abend hier los war. War offenbar ganz erfolgreich.«
»Kann man sagen.«
Frobenius vermied es, seinen Sohn anzusehen. Dass der aussah wie ein begossener Pudel, war anzunehmen.
»Geraldine braucht einen ruhigen Tag«, plauderte Will.
»Heute Abend gehen wir vornehm essen. Und vorher ziehen wir ins Ritz um. Morgen werden wir durch Paris spazieren.«
Frobenius hätte am liebsten laut gelacht.
Will war wirklich eine Sondernummer. Er vermied es, zu fragen, ob er mit einer Frühmaschine geflogen war oder in der Nacht noch mit dem Auto gestartet war. Zuzutrauen war es ihm. Da kam es schon.
»Ich bin mit meinen Amerikanern gefahren, wir haben in Reims übernachtet. Freut mich, dass ich euch noch angetroffen habe. Geraldine meint, sie würde gern ein paar Tage mit mir in Paris verbringen.«
»Er hat Ossi nicht mitgebracht«, sagte Geraldine betrübt.
»Kein Problem, du kommst einfach mit nach Düsseldorf, da kannst du ihn treffen.«
Nun blickte er Alexander an, dem es anscheinend die Sprache verschlagen hatte.
»Was ist mit dir, Alexander? Musst du auch gleich zurück, oder bleibst du drei Tage mit uns in Paris?«
»Das Ritz kann ich mir nicht leisten«, erwiderte Alexander mürrisch.
»Vielleicht gibt dir dein Vater das Geld. Oder ich lade dich ein, das wäre auch eine Möglichkeit.«
»Vielen Dank«, erwiderte Alexander. »Aber das kann ich nicht annehmen.«
Es klang distanziert, ziemlich unfreundlich sogar.
»Ganz, wie du willst. Was meinst du, Geraldine?«
»Das kann er machen, wie er will«, sagte sie gleichgültig.
Sie blickte auf die
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