Kuss des Apollo
gemacht, und er hatte es klaglos ertragen.
Sie stand auf und griff nach der Flasche. Sie nahm den Whisky jetzt immer mit in ihr Zimmer, weil er hörte, wenn sie nachts aufstand.
Einen kleinen Schluck nur würde sie trinken, ein halbes Glas, mehr nicht. Er sollte glücklich sein mit dieser Frau, er sollte sie lieben, und sie sollte ihn lieben.
Doch sie war wütend gewesen, als sie davon erfahren hatte. Sie würde allein sein. Kein Burckhardt, kein Challier, und was sollte sie eigentlich mit Alexander, den hatte sie ausführlich genossen. Sie trank den Whisky und beschloss, nach Sylt zu fahren.
Die nächste Folge der Serie sollte auf Mallorca gedreht werden. Das ganze Team freute sich sehr auf die Dreharbeiten.
Außerdem war die Story wirklich originell.
Der Anwalt hatte wieder einmal eine Ehe gerettet, die ziemlich am Ende war. Der Mann hat seine Frau betrogen, dazu plagen ihn geschäftliche Sorgen. Sie hat sich auch einen anderen angelacht, einen jüngeren Mann, und nun will sie eine teure Scheidung. Der Fall scheint hoffnungslos. Doch dann gehen seine Geschäfte wieder besser, und er ist bereit zu zahlen, was sie verlangt. Der Anwalt arrangiert ein Treffen mit der Frau und lässt sie, recht geschickt verpackt, wissen, dass ihr Liebhaber noch eine Freundin hat und dass er eigentlich nur auf ihr Geld aus ist.
Versöhnung, keine Scheidung, Happyend. Sie kaufen ein Haus auf Mallorca, wo sie sich in einigen Jahren zur Ruhe setzen wollen. Aus Dankbarkeit laden sie den Anwalt und seine Frau, die sie noch nicht kennen, für einen Urlaub auf die Insel ein. Und hier passiert etwas sehr Komisches: Der Anwalt und seine Frau verkrachen sich, weil sie mit einem jungen Spanier geflirtet hat und dazu erklärt, sie fühle sich seit langem von ihrem Mann vernachlässigt.
Woraufhin er sich mit einer charmanten jungen Dame aus Dresden anfreundet, die ein wenig sächselt, aber höchst attraktiv ist.
Das wiedervereinigte Paar beobachtet das zunächst mit Amüsement, aber als der Ton schärfer wird und die Frau des Anwalts ihrerseits von Scheidung spricht, werden die Gastgeber energisch und eindeutig dazu.
Es war genau genommen eine Story mit vertauschten Rollen. Thomas und Leonie freuten sich. Diesmal ging es anders herum, es machte beiden Spaß, das zu spielen.
Geraldine kannte das Drehbuch. Ihr war klar, dass es für Thomas und Leonie ein Erfolg sein würde. Und es würde sie vermutlich noch fester aneinander binden.
Geraldine goss sich einen zweiten Whisky ein, saß zusammengekauert auf dem Bettrand.
Und sie redete sich selbst gut zu. Es war doch schön, dass er endlich eine Frau hatte, die er liebte. Und die ihn liebte. Sie gönnte es ihm ja.
Eine Frau zu haben, mit der er sich verstand, war auf jeden Fall besser als der Umgang mit einer schlecht gelaunten Tochter. Das hatte er sein halbes Leben lang gehabt.
Solange er da war, beherrschte sie sich vorbildlich. Doch nachdem er das Flugzeug nach Mallorca bestiegen hatte, gab sie sich hemmungslos ihrem Kummer hin. Sie verließ die Wohnung nicht mehr, mochte nichts essen, starrte ins Fernsehen, fing an, ein Buch zu lesen, um es nach einer Weile beiseitezulegen.
Im Büro sagte Alexander zu seinem Vater: »Ich kann Geraldine nicht erreichen. Ich gehe nachher mal bei ihr vorbei. Es wird Zeit mit unserem Urlaub.«
Frobenius sparte sich die Antwort. Er glaubte nicht, dass es mit diesem gemeinsamen Urlaub klappen würde.
Erst am Abend zuvor hatten sie davon gesprochen, und Jana hatte gemeint: »Ihr Vater ist jetzt weg, da kommt sie sich bestimmt sehr verlassen vor. Es wird Zeit, dass wir nach Sylt fahren. Ich denke, am besten wird es sein, wir fliegen.«
Vater und Sohn tauschten einen Blick und schwiegen.
Jana, die den Blickwechsel bemerkt hatte, fuhr gereizt fort: »Ich weiß genau, was du denkst, Alexander. Ich will ja auch nicht bleiben, ich will euch bloß hinbringen, sehen, wie alles klappt. Mutter ist schließlich auch nicht mehr die Jüngste. Ich denke, Geraldine bekommt am besten das Zimmer rechts oben, mit Blick auf den Garten. Da hat sie ein eigenes Bad. Du kannst das Zimmer unten mit dem Ausgang in den Garten nehmen und dann …«
Sie verstummte. Und als die Männer immer noch schwiegen, sagte sie: »Ruf sie doch gleich mal an. Ob sie überhaupt noch mit dir verreisen will. Vielleicht hat sie nach Paris jetzt eine Weile genug von dir.«
»Ich habe heute schon zweimal versucht, sie anzurufen. Wie ich sie kenne, geht sie gar nicht ans Telefon. Es geht ja nicht
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