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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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ist auch da«, fügte Frobenius hinzu.

Eifersucht
    Sie hatte überhaupt keine Lust. Sie wollte mit Thomas allein sein. Sie war erschöpft und wünschte sich Ruhe und ein wenig Liebe. Die Liebe ihres Vaters.
    Doch jetzt musste sie entdecken, dass seine Liebe nicht mehr ihr allein galt. Nach langer Pause gab es eine Frau in seinem Leben, eine Verbindung, die sich ganz leicht ergeben hatte. Es war die Kollegin, die in der Serie seine Frau spielte.
    Sie hieß Leonie Winnberg, war eine hübsche, sehr charmante Frau, eine gute Schauspielerin, und im Laufe der monatelangen Zusammenarbeit hatte sich eine Bindung entwickelt, die für alle Mitwirkenden kein Geheimnis mehr war, nur für Geraldine war sie neu.
    Sie empfand Eifersucht. Sie hatte sich darauf gefreut, ungestört mit ihm leben zu können. Doch nun kam es vor, dass er abends ausging, bis er sogar einmal über Nacht wegblieb. Das war schon öfter vorgekommen, nur hatte sie es nicht miterlebt.
    Es war ihm richtiggehend peinlich, er hob am nächsten Tag zu einer langatmigen Erklärung an.
    »Leonie hatte noch Gäste gestern Abend, und es ist spät geworden und da …«
    Geraldine unterbrach ihn ungeduldig. »Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Ich freue mich, wenn ihr euch gut versteht.«
    »Ich möchte es dir erklären, wenn du es mir gestattest. Es hat sehr lange keine Frau in meinem Leben gegeben, das weißt du gut genug. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so … so ein Gefühl noch einmal erlebe. Es ist in gewisser Weise seltsam, dass der berufliche Erfolg, den ich mehr oder weniger dir zu verdanken habe, mir auch privat einen neuen … nein, ich wollte sagen, eine veränderte Situation beschert hat. Und ich …«
    Nun lachte Geraldine.
    »Mach es nicht so kompliziert, Papi. Du hast dich verliebt, und wie du richtig sagst, ist dir das lange nicht passiert. Punkt. Ich habe Leonie während der Dreharbeiten ja kennen gelernt, und ich kann dich verstehen. Und wenn du gelegentlich bei ihr übernachten willst, sei es dir von Herzen gegönnt. Wo wohnt sie denn?«
    »Sie hat ein hübsches Haus in Zehlendorf. Sie wohnt da mit ihrem Sohn, doch der studiert zurzeit in Harvard.«
    »Aha«, machte Geraldine. »Ganz praktisch. Einen Ehemann gibt es demnach nicht.«
    »Sie ist geschieden.«
    »Und du wirst dich auch scheiden lassen?«
    »Unsinn. Davon kann keine Rede sein. Sie lebt mit ihrem Sohn zusammen. Und ich lebe mit meiner Tochter zusammen, so lange jedenfalls, bis sie einmal heiraten wird.«
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen, darauf kannst du lange warten.«
    »Auf jeden Fall werden wir uns, sobald ich aus Mallorca zurück bin, nach einer anderen Bleibe umsehen. Diese Wohnung in allen Ehren. Wenn man bedenkt, dass ich hier aufgewachsen bin, kommt es mir geradezu ungeheuerlich vor. Was ist alles passiert! Der Krieg, die Bomben, die Mauer – und doch bin ich immer noch beziehungsweise wieder hier. Wir verdienen jetzt beide gut, wir können uns nun wirklich eine größere Wohnung leisten. Oder sogar ein kleines Haus mit Garten und Hund. Herr Loske hat uns das schon vor einiger Zeit empfohlen, falls du dich daran erinnerst.«
    Geraldine betrachtete ihren Vater leicht amüsiert. Er redete viel, er redete lange, von einem Haus, von der Lage, dass er sich danach umsehen werde, und vielleicht würde er Frobenius oder Loske um Hilfe bitten, weil er selbst keine Erfahrung hatte. Er war sichtlich erleichtert, dass Geraldine nun über die Veränderung in seinem Leben Bescheid wusste.
    Doch das spielte sie ihm vor. Sie war eifersüchtig, sie war traurig, sie würde ihn verlieren, sie hatte ihn schon verloren. Später, als sie im Bett lag und wieder nicht schlafen konnte, versuchte sie, gerecht zu sein. Tilla hatte ihn nicht glücklich gemacht, schließlich hatte sie die Familie verlassen, und das war noch das Beste, was sie je getan hatte. Und hatte es wirklich in all den Jahren in seinem Leben keine Frau gegeben?
    Eine Weile dachte sie darüber nach. Vielleicht mal eine Kollegin oder ein flüchtiges Abenteuer? Als sie noch ein Kind war und nichts davon gemerkt hatte? Oder er es geschickt vor ihr verborgen hatte? Dann war sie in ihrem ersten Engagement, dem einzigen, wenn man es genau nahm, ihre Liebesgeschichte mit Sebastian. Und danach …
    Sie stöhnte, vergrub das Gesicht im Kissen. Was hatte sie ihm alles aufgebürdet! Ihre Verzweiflung, ihre Depression, ihr Selbstmitleid. Jahrelang.
    Sie behauptete, ihn zu lieben, doch sie hatte ihn gequält und unglücklich

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