Kuss des Apollo
nur darum, dass Bantzer weg ist, sie weiß auch von ihm und Frau Winnberg.«
»Wieso weiß sie das?«
»Bantzer hat mir das erzählt«, sagte Frobenius. »Ich hab die Crew ja nach Tegel begleitet, und da sprach er davon. Irgendwie ist es ihm unangenehm.«
»Eine schwierige Familie«, sagte Jana darauf und seufzte hörbar.
Und nun am nächsten Abend, so gegen sieben, klingelte Alexander in der Schumannstraße.
Geraldine öffnete sofort die Tür, sie lächelte und sagte: »Wie schön, dass du mich besuchen kommst.«
»Ich wollte mal sehen, wie es dir geht. Du lässt ja gar nichts von dir hören. Wir wollten doch verreisen, und ich denke …«
Er stockte, als er ins Wohnzimmer kam. In einem der grünen Sessel saß Sebastian Klose.
»Aha«, sagte Sebastian. »Noch einer, der sich um dich kümmert. Aber das tut er ja ständig, wie ich gehört habe.«
Diesen Gast hatte Alexander nicht erwartet. Es irritierte ihn, dass Geraldine nur einen Morgenrock trug. Dass sie den ganzen Tag lang nichts anderes angehabt hatte, konnte er nicht wissen.
»Lange nicht gesehen«, sagte Alexander zu Sebastian.
»Das letzte Mal haben wir uns gesehen, als Sie gerade aus England zurückgekommen sind«, erwiderte Sebastian. »Und jetzt waren Sie mit Geri in Paris. Was ihr da auf die Beine gestellt habt, soll ja erstklassig sein. Ich habe Verschiedenes darüber in der Presse gelesen. Und Challier soll von Geri ganz begeistert sein.«
»Stand das auch in der Zeitung?«, fragte Alexander reserviert. »Als wenn wir das nicht schon wüssten.«
»Es stand in
Le Monde,
und in einer Filmzeitung habe ich es auch gelesen. Challier ist ja zurzeit in Hollywood.« Er sah Geraldine an. »Da wird er dich wohl hinüberholen. Dabei hoffe ich, wir machen wieder einen Film zusammen.«
»Willst du dich nicht setzen?«, fragte Geraldine Alexander. »Einen Drink? Sebastian ist gerade erst gekommen, ich habe ihm noch gar nichts angeboten. Whisky? Oder lieber Cognac?«
»Ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob wir nicht zusammen essen gehen wollen«, sagte Alexander, immer noch im gleichen Ton, mit steifer Miene.
»Das wollte ich sie auch fragen«, sagte Sebastian und reckte sich behaglich in dem grünen Sessel. »Einen Whisky, gern.«
»Du auch, Alexander?«, fragte Geraldine.
»Danke, nein. Ich mache mir nichts aus Whisky, das weißt du ja.« Das war pädagogisch gemeint, denn er wusste, dass Geraldine zu oft und zu viel Whisky trank.
»Und dabei warst du so lange in England«, sagte Geraldine.
»Vermutlich gerade darum«, erwiderte Alexander. »Hast du ein Bier im Haus?«
»Da muss ich erst mal in den Kühlschrank schauen. Seit Vater weg ist, war ich noch nicht wieder einkaufen.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Alexander. »Darum werden wir essen gehen.«
»Gehen wir doch zusammen«, schlug Sebastian vor.
Alexander folgte Geraldine, die in Richtung Küche verschwand, mit Blicken. Sie sah elend aus, war noch dünner geworden. Und gar nicht hübsch. Die Geschichte mit ihrem Vater musste ihr sehr zusetzen. Sie hatte nicht gegessen, sie trank Whisky, sie war unglücklich, das spürte er trotz ihres Lächelns.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er kühl.
»Sie wollen mit ihr essen gehen, ich will mit ihr essen gehen, also gehen wir doch zusammen. Und dabei kann ich ihr von meiner nächsten Filmidee erzählen. Sie sind doch Fachmann, also wäre es ganz gut, wenn Sie sich das anhören würden.«
Er spürte die Abwehr, die ihm entgegenschlug, und er übersetzte es mit Eifersucht.
Hatte sie ein Verhältnis mit dem jungen Frobenius? Und nicht mit Challier, von dem immer die Rede gewesen war? Im Augenblick empfand Sebastian Klose auch Eifersucht, sie schnürte ihm die Kehle zu.
Geri gehört mir, mir ganz allein, dachte er. Erst dieser Burckhardt und jetzt dieser alberne Kerl hier. Challier, das hätte er noch akzeptiert, das würde vorbeigehen. Aber der hier! Die Männer schwiegen, als Geraldine mit einer Flasche Bier aus der Küche zurückkam.
»Es ist die letzte«, sagte sie. »Morgen werde ich mal einkaufen gehen.« Sie sah Alexander an. »Vielleicht verstehst du das. Seit Thomas fort ist, habe ich das Haus nicht verlassen.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Alexander ruhig. »Und darum bin ich hier. Du wirst nicht einkaufen, du wirst Ferien machen. Wirst dich erholen, viel schlafen, viel spazieren gehen und gut essen. Wir fahren übermorgen nach Sylt.«
Sebastian lachte.
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Frobenius. Was soll sie
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