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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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vor, als wartest du auf jemanden.«
    So aufmerksam, so einfühlsam war er nun.
    Geraldine hätte die Frage leicht beantworten können. Denn seit der Ankunft auf dem Flugplatz hatte sie ihn nicht mehr gesehen, und das verunsicherte sie. Hatte er sie vergessen, war er aus ihrem Leben verschwunden? Sie nannte sich selbst töricht, albern. Hatte sie ihn vielleicht während der Studioaufnahmen zu Amphitryon gesehen? Also. Warum dann hier? Schließlich hatte er sie in Paris empfangen und ihr die Fähigkeit, Französisch zu sprechen, geschenkt. Sie brauchte ihn wirklich nicht, solange alles nach Wunsch lief.
    Doch in ihr gärte die Angst, dass er sie verlassen hatte. Dass sie ihn nie wiedersehen würde. Wozu brauche ich ihn denn noch, beruhigte sie sich dann. Er hatte doch alles Erdenkliche für sie getan, und nun musste sie lernen, allein zu laufen. Und sie konnte es.
    Sie war dankbar für Alexanders Fürsorge, seine Zärtlichkeit, sie ließ sich küssen, küsste ihn auch und lehnte sich nach der Arbeit entspannt in seinen Arm.
    Will Loske, der während des Winters auf Stippvisite nach Paris kam und mittags in der Kantine bei ihnen saß, sah, wie lustlos sie auf dem Teller herumstocherte. Es ging laut und lebhaft zu, alle redeten durcheinander.
    Will hörte schweigend zu. Sein Französisch war mangelhaft, er sprach meist englisch, was allerdings Challiers Frau entzückte, die den Gesprächen auch nicht immer folgen konnte. Sie beklagte sich bei Will, dass ihr Mann nicht dazu zu bewegen war, Probeaufnahmen in Hollywood zu machen. Challier fand das höchst überflüssig. Es gab Filme von ihm, die konnten die Amerikaner sich anschauen, außerdem wollte er sowieso nicht nach Hollywood. Er sprach bereits davon, dass er einen zweiten Film mit Geraldine machen wollte, Exposés, auch ganze Drehbücher, landeten nicht nur bei den Produktionfirmen, auch bei ihm. Ein Stoff begeisterte ihn. Das Leben Napoleons. Er fing immer wieder davon an, Hollywood konnte ihm gestohlen bleiben, Napoleon war die richtige Rolle für ihn.
    Nur welche Rolle Geraldine spielen sollte, darüber war er sich noch nicht im Klaren. Joséphine, Marie-Louise? Oder Desirée für den jungen Napoleon? Oder diese polnische Gräfin, die ihm einen Sohn gebar, wie hieß sie doch gleich?
    »Maria Walewska«, sagte Alexander, was ihm ein beifälliges Nicken von Challier einbrachte.
    »Es war eine kurze, aber große Liebe«, erzählte Challier weiter. »Als er gegen Russland marschierte, kam er durch Polen, und da begann es. Man weiß wenig darüber. Es heißt, sie habe ihn auf Elba besucht.«
    Geraldine schwieg, sie wusste wieder einmal nicht, von wem die Rede war.
    Challier sah Geraldine an, eindringlich wie immer.
    »Eine wunderbare Liebesgeschichte für uns beide«, sagte er. »Napoleon am Ende seines Ruhms, oder jedenfalls auf dem Weg zu diesem Ende, und seine letzte große Liebe. Eine schöne Rolle für dich, ma chère.«
    »Das sollten Sie sich gut überlegen, Challier«, sagte ein Mitarbeiter der Produktionsfirma, der mit ihnen am Tisch saß. »Es gibt bereits eine Verfilmung mit Greta Garbo. Ich glaube, das sollte man Madame Bansa ersparen.«
    Am Abend dieses Tages speisten Geraldine, Loske und Alexander im Tour d’argent.
    Und da konnte Will sich die Bemerkung, dass Alexander sich besser darum kümmern sollte, was Geraldine zu essen bekam, nicht verkneifen.
    »Ich habe das heute Mittag in eurer Kantine beobachtet. Sie hat kaum was gegessen. War auch nicht besonders, zugegeben. Aber sie ist viel zu dünn. Sie hat Löcher in den Backen. Siehst du das nicht, Alexander? Aber sie hat zwei Cognac getrunken. Einer hätte genügt.«
    Geraldine errötete. »Mir war nicht besonders gut«, murmelte sie. »Du trinkst zu viel und isst zu wenig«, sagte Will ungerührt. »Und da Alexander nun mal für dich zuständig ist, hat er sich darum zu kümmern.«
    »Hier glauben sowieso alle, ich sei ihr Liebhaber«, sagte Alexander und grinste. »Wir küssen uns und sehen uns liebevoll in die Augen. Das ist ganz hilfreich. Erstens hält es Challier im Zaum, und zweitens beruhigt es Madame Challier.«
    »Und das ist alles?«, fragte Loske. »Ich dachte, du liebst sie wirklich.«
    »Ich liebe sie. Aber sie liebt mich nicht. Ihr Herz gehört nach wie vor Walter Burckhardt.«
    »Quatsch«, fuhr ihn Geraldine zornig an. »Was weißt denn du von meinem Herzen?«
    »Und warum schaust du dich dann immer so sehnsüchtig um?«, fragte er, und nun klang es traurig.
    »Ich schau mich nicht

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