Kuss des Feuers
halbmondförmigen, dicken Gläsern. Archer konnte nicht still sitzen. Er erhob sich aus seinem Sessel und begann auf und ab zu gehen.
Leland studierte Daouds Mittelung, und eine tiefe Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. »Du kannst das nicht ernsthaft vorhaben. Du bist verantwortungsbewusster als wir alle. Das ist Wahnsinn! Es gibt keinen Grund, dass du das Opferlamm spielst. Vor allem jetzt …« Er schluckte und redete nicht weiter.
»Jetzt, nachdem ich geheiratet habe«, führte Archer den Satz leise zu Ende. Er zwang sich dazu, lässig mit den Achseln zu zucken. »Ich könnte es versuchen, verdammt. Ich habe es versucht.« Er berührte die Seite seines Gesichts, die sich verändert hatte. »Die Situation ist jetzt eine andere. Dieses schreckliche Wesen will Miranda.« Seine Hand ballte sich zur Faust. »Ich muss sie beschützen.«
Leland runzelte weiter die Stirn. »Ich verstehe dieses Gefühl. Aber wenn jemand das beenden kann, dann du, Archer.« Leland biss sich auf die Unterlippe – etwas, was Archer seit Eton nicht mehr gesehen hatte. »Ich dachte, du wolltest deine Seele retten.«
Archer rieb sich mit der Hand übers Gesicht, als könnte er damit seiner Ruhelosigkeit Herr werden. »Zweimal hatte ich diesen Kerl in den Fingern. Zweimal, und ich schaffe es einfach nicht, ihn zu vernichten.«
Alle Farbe wich aus Lelands hageren Wangen. »Beim Allmächtigen.«
»Nicht beim Allmächtigen«, erwiderte Archer trocken. »Höchstwahrscheinlich kommt dieses Wesen aus der Hölle. Und dahin wird es zurückkehren. Aber so wie ich bin, kann ich es nicht dorthin zurückschicken.« Er hob seine linke Hand. Sie war zwar kräftig, bestand aber nichtsdestotrotz aus Fleisch und Blut. »Ich bin zurzeit kein ernstzunehmender Gegner. Dieser Umstand hat mir sehr zum Nachteil gereicht.«
Er wich Lelands Blick aus, um nicht das Mitleid zu sehen, das in dessen Augen schimmerte. »Ich muss mich verwandeln. Zum Wohle aller.« Er berührte sein Glas, dann ließ er die Hand wieder sinken. »Auch wenn die Verwandlung abgeschlossen ist, bin ich höchstens ebenbürtig.«
Er hörte, wie Leland zischend einatmete. Als er den Kopf hob, sah er, dass dieser ihn mit offenem Mund anstarrte.
»Darum brauchst du also meine Hilfe.« Leland hob die Hand, die die Mitteilung hielt. »Wegen dieser Enthüllung?«
»Ja. Es gibt keinen Zweifel hinsichtlich meines Erfolges. Ein Scheitern würde eine Katastrophe heraufbeschwören. Für alle.« Archer packte den Kaminsims. »Glaubst du, es kann vollbracht werden?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher.« Leland las noch einmal die Mitteilung. »Ach, die Druiden.« Er musterte ihn über die Brille hinweg. »Ich nehme an, deshalb bist du zu mir gekommen.«
Archer knirschte mit den Zähnen, und Leland schnaubte. »Du warst immer so durchschaubar.« Er wurde bleich. »Hör mal, Archer, wäre mir so etwas früher untergekommen … Ich meine damit, mir ist nie in den Sinn gekommen, dass es ein druidischer Fluch sein könnte.«
»Und mir ist nie in den Sinn gekommen, dass du mir irgendwelche Informationen vorenthalten könntest. Wenn du das jetzt vorhaben solltest.«
»Ich hätte hinsehen müssen.« Lelands schmale Finger umklammerten den weichen Stoff mit zitternden Händen. »Druidenpriester wissen über magische Dinge Bescheid, die wir erst anfangen zu begreifen. Mein tölpelhaftes Verhalten ist unentschuldbar.«
Ein reumütiger Leland ließ sich kaum ertragen. »Jetzt siehst du ja«, meinte Archer schroff.
Leland nickte und las die Mitteilung noch einmal. »Es wird etwas dauern. Ein paar Tage, um noch einmal einige alte Handschriften zu studieren.«
»Verstanden. Finde so viel wie möglich heraus. Wird es funktionieren?«
Die Hilflosigkeit ließ Wut in Archer aufsteigen. Sollte Miri abgeschlachtet werden … dann wäre Archer lieber selber tot.
Leland musterte sein Gegenüber durchdringend, doch Archer wandte sich nicht um. »Ich habe keine Angst vor dem Sterben«, sagte er und starrte dabei in die Glut.
»Warum willst du dann …?«
»Habe ich nicht schon vor langer Zeit mein Leben beendet? Als ich wusste, dass ich einen Fluch auf mich geladen hatte?« Archer drehte sich um. Leland hatte die Mitteilung beiseitegelegt. Seine Hände lagen schlaff in seinem Schoß und hoben sich kalkweiß von der grellen Seide ab.
»Das Komische daran ist, dass ich eigentlich ziemlich gern lebe«, meinte Archer. »So seltsam das Leben auch sein mag, das ich führe. Meine Seele zu verlieren ist
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