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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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verharrten. Dann verzog sich sein Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Du bist unversehrt«, erklärte er mit belegter Stimme.
    »Pff, natürlich bin ich das«, erwiderte sie scharf. Sie hatte Angst, dass seine Hände bei der leisesten Bewegung weiter nach oben gleiten würden. »Das hätte ich dir auch gleich sagen können.«
    »Du bist unversehrt«, sagte er noch einmal und schloss die Augen mit einem erleichterten Seufzen.

25
    Maurus Robert Lea, der siebte Earl von Leland, schlief kaum noch. Wenn er Glück hatte, waren ihm manchmal vier oder vielleicht auch fünf Stunden süßen Vergessens vergönnt. Doch in letzter Zeit stattete ihm der Gott Hypnos nur noch selten einen Besuch ab. Er hatte angefangen sich zu fragen, ob sein Geist Schuld an seiner Schlaflosigkeit war … sein Geist, der sich bis zum Tage des ewigen Schlafes beschäftigen wollte. Denn dieser Tag würde eher früher denn später kommen.
    Wenn er wach war, saß er häufig vor seinem Kamin und lauschte dem Unwetter, das sich draußen zusammenbraute, während er über sein langes Leben Bilanz zog. Der neue Tag war bereits angebrochen, als die Uhr drei schlug und jemand gegen seine Haustür trommelte.
    »Leland!«
    Verwirrt verhedderte er sich in seinem Hausmantel, als er zu schnell hochkommen wollte. Wilkinson war bereits in der Halle und wirkte besorgt, doch seine Erscheinung war tadellos, das schneeweiße Haar ordentlich gekämmt und die Kragenspitzen so steil aufragend wie die Klippen von Dover. Leland bezweifelte, dass er selber einen ähnlich makellosen Anblick bot.
    »Mylord?«, fragte der Butler mit einem gehetzten Blick zur Tür. Das donnernde Klopfen hielt an.
    »Mach auf, Leland!«
    »Alles in Ordnung, Wilkinson. Gehen Sie zu Bett. Ich bin viel zu alt, um noch von Ihnen verhätschelt zu werden.«
    »Ja, Mylord.«
    Leland wusste, dass der Mann im Dienstbotenkämmerchen ausharren würde, bis sein Herr zu Bett ging. Er verdrängte den Gedanken und riss die Tür auf, um dem gerissenen Mistkerl gegenüberzutreten, dessen Stimme er so gut kannte.
    Archer wirkte jedoch alles andere als gerissen. Eher verwirrt. Der Regen prasselte auf seine Schultern, während er völlig durchnässt vor der Tür stand. Heute Nacht trug er nur die Halbmaske. Sie klebte wie eine zweite Haut an ihm und betonte noch die Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, die sich in seine Züge gegraben hatte.
    Seine breite Brust hob und senkte sich, als er tief Luft holte und wieder ausatmete. Er stieß die Bitte mit rauer Stimme hervor, als wollte er sie im gleichen Moment wieder zurücknehmen. »Ich brauche deine Hilfe, Lilly.«
    Einen wütenden Moment lang dachte Archer, Leland würde ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. Wie erstarrt stand der vor ihm, der lächerliche, mit Pfauen bedruckte Hausmantel hing schief über seinem Nachthemd, die streichholzdünnen Beine zitterten, die Füße steckten in abgetragenen, lilafarbenen Pantoffeln. Mit seiner griesgrämigen Miene erinnerte er in dieser Aufmachung stark an Ebenezer Scrooge. Doch dann bewegte sich Leland und trat zur Seite, um Archer Einlass zu gewähren.
    »Komm«, sagte er, während er den Besucher nicht aus den Augen ließ.
    Archer stürmte an ihm vorbei und kam sich dabei wie ein Insekt vor, das von einem Forscher genau unter die Lupe genommen wurde. Doch die Zeit der Demut war gekommen. Er hatte sich davon überzeugt, dass Miri im Bett lag, und war dann aus dem Haus geschlüpft. Auch wenn es ihn mit Entsetzen erfüllte, sie allein zu lassen, mussten doch Pläne geschmiedet werden.
    Er folgte dem alten Mann in eine Bibliothek, die fast genau wie seine aussah. Im Kamin brannte Kohle – sie gab mehr Wärme ab als Holz, roch dafür aber auch unangenehm.
    »Willst du was trinken?« Leland war bereits dabei, sich selber etwas einzuschenken.
    »Hast du Bourbon da?«
    Ein dünnes Lächeln zog das schmale Bärtchen des Mannes nach oben. »Nein. Kann nicht behaupten, dass ich Geschmack an diesem Yankee-Gesöff gefunden hätte.«
    »Du Snob. Dann einen Scotch.«
    Leland reichte Archer ein Glas, und der nahm dankbar einen Schluck, ehe er näher an den Kamin trat. Die Glut zischte, und schwarzer Rauch stieg auf, als Tropfen von Archers Kleidung auf den Rost fielen.
    »Du lässt mein Feuer noch ausgehen«, beschwerte sich Leland.
    »Ich wusste nicht, wo ich mich sonst hinstellen sollte.«
Oder hingehen
.
    »Warum um Himmels willen hast du keinen Umhang angezogen oder zumindest einen Hut aufgesetzt?«
    »Ich habe nicht daran

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