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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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wutentbrannte Miene nie vergessen. Die zornig zusammengezogenen Augenbrauen. Er war davongestürmt, hatte sich voll Abscheu an ihrem Bett vorbeigeschoben, während Leland hineinkletterte und sich vor lauter Lust schon die Kleider vom Leib riss. Ihr widerliches Lachen konnte er heute noch hören.
    »Es war eine Prüfung«, sagte er zu Miranda, die eine undurchdringliche Miene aufgesetzt hatte, und er merkte, dass er die ganze beschämende Geschichte laut erzählt hatte. »Archer war stärker. Er besaß den Eigenwillen, den sie begehrte. Ich diente nur ihrer Unterhaltung.«
    »Deshalb empfanden Sie ihm gegenüber Groll«, stellte Miranda sanft fest.
    »Ja.«
    Ihr fein gemeißeltes Gesicht zeigte weiter keine Regung. »Sie haben es ihm alle übel genommen, dass sie ihn vorzog.«
    »Das kann ich nicht leugnen«, erwiderte er erschöpft. »Kein Einziger von uns erkannte, wie glücklich wir uns schätzen mussten, nicht vorgezogen worden zu sein. Bis zu jener Nacht. In Cavern Hall wurde eine Zeremonie abgehalten. Ein Ort, von dem sie behauptet hatte, ihm würde eine besondere Macht innewohnen. Wir tranken alle aus einem silbernen Kelch, der mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt war. Nur ein winziger Schluck für alle anderen Mitglieder, damit der Geschmack sie weiter in ihrem Bann hielte und man alles tat, was sie wollte. Aber Archer und ich … wir sollten eine ganze Tasse voll trinken. Die Flüssigkeit brauchte Zeit, um ihre Wirkung zu zeigen. Wir sollten trinken, dann würde sie uns ihren Kuss gewähren. Den Kuss des Lichts. Damit sollte Victorias Energie in uns übergehen und die Verwandlung vollenden. Wir würden dann einen Tag und eine Nacht lang in einen tiefen Schlaf fallen. Wenn die Sonne am nächsten Morgen anbräche, wären wir in Körper und Seele voll ausgereifte Engel des Lichts.
    In der Nacht der Zeremonie kam Rossberry zu uns. Er war ganz außer sich. Er hatte einen alten Text gefunden. Aus uns würden keine Engel des Lichts werden, gütige Wesen, die sich bis in alle Ewigkeit vom Licht der Sonne ernährten, sondern Dämonen, die ihre Kraft aus dem Licht von Seelen bezögen. Wobei wir dann unsere eigenen Seelen verlören.«
    Er nahm einen Schluck, um sich ein bisschen zu beruhigen. »Wir waren Narren und standen zu sehr unter ihrem Bann, um ihm zu glauben. Zumindest galt das für mich. Archer hatte Zweifel, aber der Moment stand schon kurz bevor. Jede einzelne Ader hob sich silbern von seiner Haut ab, als er den Trank zu sich nahm«, flüsterte er. »Und dann seine Augen. Dickflüssiges Silber floss aus ihnen heraus, ehe er es wegblinzelte, und die ehemals graue Iris wurde zu Quecksilber. Victoria lachte einfach nur. Es sei an der Zeit, die Zeche zu zahlen, sagte sie. Archer kam wieder zu Kräften und rannte los. Aber nicht in ihre Arme, wie sie erwartet hatte … sondern vor ihr weg. Aus der höllischen Höhle. Victoria hat damals nur gelächelt.«
    »Sie war nicht wütend?«
    Leland sah Lady Archer an. »Vielleicht ärgerlich. Sie dachte, er würde zurückkommen. Er wäre ihr wahrer Gefährte, verkündete sie. Da wusste ich, dass sie ihn liebte. Ich bedeutete ihr nichts. Deshalb lief ich auch weg. Einen Schluck … mehr habe ich von dem Trank nicht gekostet.«
    »Er hatte keine Auswirkung auf Sie?«
    Leland lächelte schief. »Ich bin zweiundneunzig Jahre alt, meine Liebe. Das ist ein Alter, das die meisten Menschen nicht erreichen. Und sollten sie es doch tun, dann sind sie meist ziemlich nutzlos. Aber ich kann immer noch reiten, meine Bücher lesen, bis zu meinem Club gehen und zurück. Ich bin nicht unsterblich, aber mein Lebensweg hat sich verändert. Ich altere langsam.«
    »Als ich Sie kennenlernte, dachte ich, Sie wären eher sechzig.«
    »Genau.« Seine Lippen zitterten. »Ich habe eine Ehefrau, drei Kinder und ein Enkelkind überlebt.« Die Kohle im Kamin rutschte zischend zusammen, während er in sein Glas starrte und das Wirbeln der honigfarbenen Flüssigkeit beobachtete. »Das ist der Grund, warum ich Archer all diese Jahre gemieden habe. Aus Schuldgefühl. Alle von uns bekamen, was wir in jener Nacht eigentlich gewollt hatten … länger zu leben als andere, ohne Angst vor Krankheiten oder einem plötzlichen Tod haben zu müssen. Wir alle bis auf Archer. Und Rossberry.«
    »Was ist Rossberry widerfahren?«
    »Victoria. Sie fand heraus, was er Archer erzählt hatte, und steckte ihn in Brand. Sie ließ ihn im Glauben zurück, er würde sterben. Aber durch irgendein Wunder überlebte der

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